1998 | OriginalPaper | Buchkapitel
Bürokultur
verfasst von : Peter Heinrich
Erschienen in: Wörterbuch der Mikropolitik
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Arbeitsplätze sind wesensmäßig Lebensräume. In ihnen wird — unter veränderten Bedingungen zwar, aber mit kontinuierlicher personaler → Identität — der oft als „eigentlich“ bezeichnete private Lebensalltag fortgesetzt. Mag man dies als unliebsame Unterbrechung erleben oder gar umwertend als eigentliche Verwirklichung der Sinngebung des Menschen als arbeitendes Wesen: Die Stunden, die jemand werktäglich am Arbeitsplatz zubringt, sind gelebtes Leben, dessen Qualität auch von der Aufmerksamkeit abhängt, die der Betrieb und die Schaffenden auf die Gestaltung der Arbeitsumwelt verwenden. Damit ist sowohl die räumlich-physikalische (physical setting) als auch die sozial-kommunikative Umwelt (social setting) gemeint. Die Arbeitsweltbewegung in Literatur und Sozialwissenschaft hat die gegenseitige Verflechtung von privater und beruflicher Lebenswelt beschrieben und die manchmal kaum spürbaren, oft aber auch existentiellen Brüche beim Wechsel von einer Sphäre in die andere aufgewiesen. Der mikropolitischen Organisationsbetrachtung entspricht es, den Arbeitsplatz als Bühne (→ Büro als Bühne) zu sehen, auf der Stücke gespielt werden, deren Dramaturgie und Regieanweisungen denen unseres alltäglichen Lebens entsprechen, einschließlich der strategischen → Spiele („Spiele für Erwachsene“, sagt Berne), die hier und da in die Handlungen der Akteure eingeflochten werden, weil diese sich dadurch schnellere oder sicherere Schritte in Richtung ihrer Zielerreichung versprechen.