1992 | OriginalPaper | Buchkapitel
Computergestützte Analysen in der qualitativen Sozialforschung — mehr als Wörter suchen und zählen
verfasst von : Günter L. Huber
Erschienen in: PC-Einsatz in der Hochschulausbildung
Verlag: Springer Berlin Heidelberg
Enthalten in: Professional Book Archive
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Den Ansätzen der qualitativen Methodologie wird häufig mangelnde Schärfe und Präzision ihrer Verfahren vorgeworfen. Darüber hinaus wird kritisiert, daß in der Regel in den Arbeiten zur Methodologie über das Vorgehen nach der Datenerhebung nur wenige konkrete Angaben zu finden sind. Miles [1] charakterisierte qualitative Daten daher auch gegenwärtig noch zutreffend als “attraktives Ärgernis”. Bei der Anwendung quantitativer Methoden kann man in der Regel auf standardisierte Meßinstrumente zurückgreifen und aus einer wohlsortierten Sammlung analytischer Prozeduren die jeweils passende begründet auswählen. Qualitative Forscher dagegen können sich nur auf ein breites Repertoire von Methoden zur Erhebung von Daten stützen, was in ihrem Ansatz bedeutet, Zugänge zur Einzigartigkeit spezifischer sozialer Settings oder zur Subjektivität persöinlicher Weltsichten zu erschließen. Dann aber sind qualitative Forscher ziemlich allein mit einem schon physisch fast überwältigenden Berg facettenreicher, farbiger, meist verbaler Daten und mit ihrem Einfallsreichtum oder ihrer Intuition, daraus klug zu werden. Aus qualitativen Daten “kIug werden” erfordert zunächst einmal, die meist wortreichen und redundanten Beschreibungen, Erklärungen, Rechtfertigungen, Feldnotizen, Beobachtungsprotokolle usw. auf eine überschaubare Menge sinnvoller und vergleichbarer Bedeutungseinheiten zu reduzieren, dann diese Einheiten strukturiert, d.h. überschaubar darzustellen und schließlich urnfassendere Schlüsse zu ziehen und zu überprüfen. Miles & Huberman [2] umreißen ihr Verständnis von “Qualitativer Analyse” mit diesen drei Gruppen von Aktivitäten zur Datenauswertung, betonen aber gleichzeitig, daß diese Techniken als Schritte des Forschungsprozesses in Wechselwirkung stehen und daher in der Regel nicht unabhängig voneinander oder einfach sequentiell abgearbeitet werden. Abhängig von den spezifischen Anforderungen des Forschungsprozesses wechseln sich Reduktionen, Datenaufbereitung und Konklusionen immer wieder ab und beeinflussen sich wechselseitig.