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2007 | Buch

Depression und Manie

Erkennen und erfolgreich behandeln

verfasst von: Ao. Univ. Prof. Primarius Dr. Christian Simhandl, Dr. Klaudia Mitterwachauer

Verlag: Springer Vienna

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Über dieses Buch

Jeder Mensch kennt Stimmungsschwankungen wie Phasen der Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, der Euphorie und fehlender Lebensfreude. Die Übergänge von der normalen Entwicklung zur behandlungsbedürftigen Störung sind fließend. Ein Handlungsbedarf entsteht, wenn die Stimmungsveränderungen länger anhalten und die Betroffenen oder Angehörigen sich in ihrem Erleben oder Funktionierem im Alltag beeinträchtigt fühlen. Die behutsame und stetige Auseinandersetzung mit der Erkrankung ist ein Prozess, der seine Zeit und vielleicht auch mehrere Krankheitsepisoden braucht. Dieses Buch für Betroffene soll keinesfalls das ärztliche Gespräch ersetzen, sondern zu einem besseren Basiswissen über Stimmungsschwankungen, über mögliche therapeutische Ansätze und Veränderung von Lebensgewohnheiten beitragen. Obwohl wir bis heute nicht wissen, was dieses Leiden letztendlich verursacht, sind Betroffene und deren Angehörige diesen Stimmungsschwankungen nicht länger ausgeliefert und können den weiteren Verlauf sehr gut mitgestalten.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
I. Einleitung
oder: Warum schreiben zwei Psychiater ein Buch für Menschen mit Stimmungsschwankungen und deren Angehöige?
Auszug
Es gehört zum Alltag von Ärzten und Therapeuten, dass ein Patient nach ausführlichem Gespräch aufsteht und sich mit den Worten verabschiedet: „Danke, das war sehr nett. Aber ich bin nicht psychisch krank und schon gar nicht brauche ich Medikamente!“
II. Beginn der Erkrankung
Auszug
In der Fachliteratur wird der Beginn des manisch-depressiven Krankheitsgeschehens meist um das 20. Lebensjahr angegeben. Jedoch sind deutliche Abweichungen vom Altersdurchschnitt möglich.
III. Die Diagnose „Bipolar“
Auszug
Die Diagnostik dient im heutigen Gesundheitswesen verschiedensten Bereichen. Sie ist wichtig für die Sozialversicherung und das Leistungs- und Abrechnungssystem im Krankenhaus. In der Forschung benötigt man genaue, klar definierte Forschungskriterien.
IV. Der Weitere Verlauf
oder: „Die Episoden wiederholen sich“
Auszug
Wird nun erstmalig eine Depression oder Manie diagnostiziert, sagt dies noch zu wenig über den weiteren Verlauf aus.
V. Medikamentöse Behandlung
Auszug
Im Laufe einer Bipolaren Erkrankung erhalten die betroffenen Patienten meist so ziemlich alle Psychopharmaka, die derzeit zur Verfügung stehen. Vor allem am Anfang der Erkrankung wird versucht, weitgehend ohne Medikamente auszukommen, was nicht immer sinnvoll ist. Viele Betroffene beginnen zunächst eine Psychotherapie, später werden zusätzlich Tranquilizer verordnet.
VI. Nichtmedikamentöse Behandlung Bei Bipolarer Erkrankung
Auszug
In der Psychotherapie entscheidet schon das allererste Zusammentreffen zwischen Arzt und Patient über den weiteren Verlauf: Die Therapie kann bei dieser ersten Begegnung beginnen oder bereits zu Ende sein. Wesentlich mitbestimmend für dieses erste Treffen ist auch der Zeitpunkt, an dem es stattfindet: ob in einer Akutphase (manisch, depressiv, gereizt-dysphorisch) oder im sogenannten freien Intervall, also in einer Phase mit relativ geringen oder gar keinen Symptomen. Manchmal geraten von Stimmungsschwankungen Betroffene unter zunehmenden Leidensdruck und beginnen eine Psychotherapie mit der Absicht, etwas an ihrem Leben zu ändern. In einer psychisch stabilen Phase sollten zu Therapiebeginn zunächst Diagnose und weitere mögliche Behandlungsschritte klar besprochen werden.
VII. Das Soziale Umfeld
Auszug
Zum Thema Bipolare Erkrankung und Arbeitsplatz gibt es im Internet schon einige Foren von Betroffenen. Obwohl in einer Umfrage der „Bipolar Depression and Bipolar Support Alliance“ (DBSA) in Amerika 88 % aller Befragten angaben, dass ihre Arbeitsleistung durch die Erkrankung beeinträchtigt sei, sind sämtliche Beiträge sehr positiv formuliert und bieten hilfreiche Fragen an, die man sich stellen muss, um mit der Erkrankung am Arbeitsplatz sinnvoll umzugehen:
1.
Ich muss am Arbeitsplatz nichts erzählen!
 
2.
Ist der bisherige Krankheitsverlauf am Arbeitsplatz schon einmal aufgefallen? Möglicherweise wäre dann Offenheit der sinnvollere Weg, da man unter Umständen entsprechende Unterstützung durch Arbeitskollegen erfahren kïnnte.
 
3.
Will man die Erkrankung gezielt ansprechen, sollte man sich eine genaue Vorgangsweise zurechtlegen, zum Beispiel, ob man sich einem Vorgesetzten gegenüber öffnet oder einem vertrauten Kollegen. Man könnte sich auch überlegen, ob es nicht am Arbeitsplatz bereits andere Personen mit psychischer Erkrankung gibt und wie die Firma darauf reagiert hat. Dies mag in Großbetrieben im Vergleich zu kleineren Betrieben völlig anders sein! Großbetriebe haben vielleicht auch einen Betriebsarzt, welcher eine mögliche Ansprechperson und behilflich bei dieser schwierigen Entscheidung sein kann.
 
4.
Falls man zu der Einsicht gelangt, dass am derzeitigen Arbeitsplatz keinerlei Verständnis für psychische Erkrankungen vorliegt, sollte man sich auch über die Konsequenzen eines Stillschweigens Gedanken machen. Möglicherweise ist in diesem Betrieb auf keinerlei Unterstützung zu hoffen und die Suche nach einem anderen Arbeitsplatz im freien Intervall zu überlegen.
 
5.
Falls man einen neuen Arbeitsplatz antritt, sollte man vorher bedenken beziehungsweise mit dem behandelnden Arzt besprechen, ob und zu welchem Zeitpunkt man eine bestehende Erkrankung erwähnen soll. Ebenso sollte man kurz zusammenschreiben, was man überhaupt sagen will. Es ist nicht immer nötig, Details anzugeben und möglicherweise sogar unerwünscht. Zu Beginn kann es auch ganz sinnvoll sein, eine Person des Vertrauens zu wählen und diese zu bitten, auffällige Veränderungen diskret anzusprechen.
 
6.
Es ist auch zu überlegen, ob man die Telefonnummer und den Namen seines Arztes angibt, damit für den Arbeitgeber nicht der Eindruck entsteht, er müsse ob dieses Wissens die gesamte Verantwortung übernehmen. Die Sicherheit, dass im Notfall professionelle Hilfe zur Verfügung steht, kann den Entschluss für den Arbeitgeber zugunsten einer Anstellung erleichtern.
 
VIII. Geschlechtsspezifische Besonderheiten in Diagnostik und Therapie
Auszug
In Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Männer und Frauen von der Bipolaren Erkrankung (sowohl Bipolar I als auch Bipolar II) grundsätzlich gleich häufig betroffen sind. Dies zeigt einen deutlichen Unterschied zum rein unipolar depressiven Krankheitsverlauf, da Frauen doppelt so häufig an Depressionen leiden wie Männer. Aus heutiger Sicht relativiert sich jedoch diese Tatsache, da eine sogenannte unipolar wiederkehrende Depression mit steigendem Lebensalter auch in eine Bipolare Erkrankung übergehen kann.
IX. Ursachen der Erkrankung
Auszug
über die Entstehung der Bipolaren Erkrankung gilt seit über 100 Jahren lediglich als gesichert, dass die genetisch bedingte „Verletzlichkeit“ (= Vulnerabilität) eine Rolle spielt.
X. Einflussfaktoren und Lebenstil
Auszug
Ob im Lauf des Lebens bei jemandem, der durch Bipolare Erkrankung im engeren Familienkreis vorbelastet ist, diese Erkrankung nun tatsächlich zum Ausbruch kommt, ist nicht vorhersehbar.
XI. Die Häufigsten Fragen von Betroffenen und Angehörigen
Auszug
Die Kombination von Alkohol mit Psychopharmaka ist zu meiden. Wir wissen, dass viele unserer Patienten Alkohol trinken. Wir erfahren es meist erst im Nachhinein. Die Reaktion auf die Medikamente und auf die Reaktionsfähigkeit ist nicht vorhersagbar. Daher kann hier von ärztlicher Seite und aus rechtlichen Gründen nur die Empfehlung gegeben werden, keinen Alkohol zu trinken.
Backmatter
Metadaten
Titel
Depression und Manie
verfasst von
Ao. Univ. Prof. Primarius Dr. Christian Simhandl
Dr. Klaudia Mitterwachauer
Copyright-Jahr
2007
Verlag
Springer Vienna
Electronic ISBN
978-3-211-49297-0
Print ISBN
978-3-211-48642-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-211-49297-0