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2018 | Buch

Die auswärtige Gewalt des Europäischen Parlaments

Kritik der Legitimation und Dogmatik der außenpolitischen Prärogative der Exekutive

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Über dieses Buch

Das vorliegende Buch gibt eine legitimationstheoretische Antwort auf die Fragen, ob die auswärtige Gewalt exekutivischer Natur ist und welchen Beitrag das Europäische Parlament zur europäischen Außenpolitik zu leisten vermag und zieht sie zur Entfaltung einer legitimen europäischen Außenpolitik heran. Die Monographie zeichnet ein Gesamtbild der auswärtigen Gewalt des Europäischen Parlaments im Vergleich zur auswärtigen Gewalt des Deutschen Bundestages und derjenigen des US-amerikanischen Kongresses. Das Locke´sche Dogma der außenpolitischen Prärogative der Exekutive dominiert nicht nur im nationalen Rahmen, insbesondere in der Rechtsprechung des BVerfG, vielmehr ist es auch symmetrisch auf Unionsebene wirksam. Dieses Dogma analysiert die Arbeit im Geflecht Lockes Legitimitätstheorie und Gewaltenteilungslehre. Daneben steht eine Untersuchung des diesem Dogma zugrundeliegenden Gesetzesbegriffes, die für die auswärtige Gewalt der Union nutzbar gemacht wird. Das Werk arbeitet die legitimationsstiftende Leistung des Europäischen Parlaments zu außenpolitischen Handlungen der EU heraus und sichert die abstrakt gewonnenen Erkenntnisse empirisch durch ausgewählte Fallstudien ab.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1 Einleitung
Zusammenfassung
Am 10.11.2010, circa zwei Monate nach dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon,1 lehnte das Europäisches Parlament das Interimsabkommen zur Übermittlung von Bankdaten über den Finanzdienstleister Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication (SWIFT) mit den USA ab.2 Die Verweigerung der parlamentarischen Z–ustimmung zu dem vom Rat und der Kommission bereits ausgehandelten Abkommen sorgte für großes Aufsehen und lenkte die Aufmerksamkeit nicht nur europäischer, sondern auch internationaler politischer Akteure auf die bis dahin außenpolitisch eher unauffällige europäische Versammlung.3 Die Resolution zur Ablehnung des SWIFT-Übergangsabkommens wurde mit 378 Stimmen bei 196 Gegenstimmen und 31 Enthaltungen verabschiedet4 und war damit der größte außenpolitische Triumph des Europäischen Parlaments in seiner jüngsten Geschichte, den das Parlament dem Vertrag von Lissabon verdankte.
Roya Sangi
Kapitel 2 Außenpolitik und auswärtige Gewalt – Die nationalstaatliche Konzeption
Zusammenfassung
Dem Kapitel vorangestellt ist eine Klärung der Begriffe der Außenpolitik und der auswärtigen Gewalt. Obgleich diese Begriffe in der Literatur zum Teil sinnverwandt angewendet werden, weisen sie in natura einen unterschiedlichen Gehalt auf, den es hier herauszuarbeiten gilt.
Roya Sangi
Kapitel 3 Außenpolitik und auswärtige Gewalt – Die supranationale Prägung
Zusammenfassung
Ist die nationalstaatliche Konzeption der Außenpolitik und der auswärtigen Gewalt als Referenz soeben dargestellt worden, so widmet sich dieses Kapitel der supranationalen Prägung der Außenpolitik und der auswärtigen Gewalt.
Roya Sangi
Kapitel 4 Die Legitimation der Prärogative der Exekutive hinsichtlich der auswärtigen Gewalt
Zusammenfassung
Wie die rechtsvergleichende Analyse gezeigt hat, sind die Rechtsprechung und die Staatenpraxis im Kern kaum von Lockes vertretener These abgewichen. Zwar lassen sich- Unterschiede unter den Referenzsystemen nachweisen, dennoch ist ihnen gemeinsam, dass das Verfahren der Beteiligung der Parlamente an der Gestaltung der Außenpolitik Besonderheiten im Verhältnis zur Gestaltung der Innenpolitik aufweist. Während sie hinsichtlich der Innenpolitik als Gesetzgeber auftreten und gestalterisch tätig werden, fehlt ihnen die parlamentarische Gestaltungsmacht hinsichtlich der Außenpolitik, hieran werden sie lediglich beteiligt. Die heute noch angeführten Argumente für die außenpolitische Prärogative der Exekutive bleiben damit auf der Argumentationslinie von Locke. Außenpolitik als „naturgemäß exekutive Aufgabe“ gilt als eine Selbstverständlichkeit. Genau wegen dieses bis heute noch Geltung beanspruchenden Ansatzes von Locke ist es zwingend, sie einer Untersuchung zu unterziehen. Denn allein eine lange existierende Praxis beansprucht keine Geltungslegitimation. Man kann eine Sache auch Jahre lang falsch machen.1
Roya Sangi
Kapitel 5 Das Europäische Parlament in der EU-Außenpolitik
Zusammenfassung
Nachdem die Maßstäbe für die institutionelle Zuordnung der auswärtigen Gewalt entwickelt, herkömmliche Grundsätze der Außenpolitik herausgearbeitet und kritisch gewürdigt worden sind, so kann die rechtliche Stellung des Europäischen Parlaments in der europäischen Außenpolitik analysiert, mit den untersuchten Referenzsystemen verglichen und schließlich an dem bereits entwickelten Maßstab gemessen werden.
Roya Sangi
Kapitel 6 Gesamtergebnis und Entwicklungsperspektiven
Zusammenfassung
Die europäische Außenpolitik steht spiegelbildlich zu dessen nationalstaatlicher Konzeption im Spannungsfeld parlamentarischer Kontrolle und Gestaltungsmacht der Exekutive, wohingegen in der Innenpolitik die konstruktive parlamentarische Gestaltungsmacht der ausführenden Exekutive gegenübersteht. Decken sich einstweilen die Gegenstände der europäischen Außenpolitik sachlich-inhaltlich mit denen der Innenpolitik, wie die eingehende Untersuchung der einzelnen außenpolitischen Kompetenzen der Union gezeigt hat, so erweist sich die herkömmliche Differenzierung zwischen Innen- und Außenpolitik als unberechtigt.
Roya Sangi
Backmatter
Metadaten
Titel
Die auswärtige Gewalt des Europäischen Parlaments
verfasst von
Roya Sangi
Copyright-Jahr
2018
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-54423-5
Print ISBN
978-3-662-54422-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-54423-5

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