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2008 | Buch

Die Kommentarlage

Profilbildung und Polyphonie in medienöffentlichen Diskursen

verfasst von: Albrecht Lüter

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einleitung

1. Einleitung
Auszug
Sozialwissenschaftliche Diagnosen zur Entwicklung einer „Mediengesellschaft“ oder „Mediendemokratie“ postulieren in jüngerer Zeit verstärkt eine veränderte Rolle der Massenmedien. Wo derartige Arbeiten ihre Thesen und Argumente analytisch öffnen und in empirische Studien übersetzen, werden die Leistungen und Effekte der Medien jedoch in der Regel nur mit Blick auf die Nachrichtenberichterstattung in Presse und Fernsehen untersucht. Die Rolle von Medien als aktiven Sprechern und politischen Akteuren im öffentlichen Meinungsbildungsprozess ist demgegenüber bisher massiv vernachlässigt worden und rückt erst allmählich in den Fokus der Forschung. Die vorliegende Studie setzt an diesem Punkt an und beleuchtet die Medien als eigenständige Sprecher in öffentlichen Diskursen. In den Fokus kommt dabei eine spezifische Teilgruppe des Journalismus - der politische Kommentator - und ein spezifisches journalistisches Genre: der politische Kommentar.2

Probleme, Strukturen und Akteure politischer Medienöffentlichkeit

Frontmatter
2. Medialisierung des Politischen und die politische Öffentlichkeit
Auszug
Jede politische Analyse und Strategie, die unter zeitgenössischen Bedingungen die politische Rolle der Medien ausspart, leidet unter empfindlichen Beschränkungen. Als politischer Akteur und zentrales intermediäres System zwischen politischen Eliten und Publikum spielen Medien „in politicis“ nämlich eine mittlerweile unentbehrliche Rolle.20
3. Strukturen und Akteure moderner Öffentlichkeit
Auszug
Eine analytische Bearbeitung von Diagnosen der Medialisierung des Politischen hat im Begriff der politischen Öffentlichkeit einen zentralen Ansatzpunkt. Dieser umkämpfte Begriff („essentially contested concept“) ist bisher auf drei thematische Schwerpunkte der jüngeren Diskussion bezogen worden. Zugleich wurde argumentiert, dass die in den Begriff gleichsam immer schon eingebauten normativen Kontroversen von sozialtheoretischen Fragen zu unterscheiden sind. Auch wenn theoretische Konzeptionen häufig Affinitäten zu spezifischen normativen Orientierungen aufweisen, sind diese Dimensionen nicht zwingend miteinander verbunden, normativer Dissens geht daher nicht zwingend mit analytischem Dissens einher.
4. Die Medien der Öffentlichkeit
Auszug
Im vorangegangenen Abschnitt wurde ein theoretisches Modell politischer Öffentlichkeit entfaltet sowie eine Reihe von öffentlichen Sprechern und Akteuren einschließlich der Medien und der Journalisten als Kommentatoren eingeführt. Wenn im Folgenden in selektiver Form einige Konzepte und Erklärungsansätze aus der empirischen Medien- und Kommunikationsforschung eingeführt werden, begründet sich dies aus der Zielstellung, die operative Erschließungskraft des konzeptuellen Rahmens zu erhöhen und die Analyse einen Schritt näher an das empirische Material sowie die Mechanismen und Strukturen der öffentlichen Meinungsbildung heranzuführen. „Unser Material“ - um noch einmal Max Weber zu zitieren - „unser Material sind ja die Zeitungen selbst“ (Weber 1924/1988: 443).

Empirische Befunde zur politischen Strukturierung der öffentlichen Kommentaragenda

Frontmatter
5. Methodische Vorgehensweise
Auszug
Die in den folgenden Abschnitten geschilderte empirische Analyse geht von der Frage nach strukturierten und stabilen Medienunterschieden aus. Im Fokus der empirischen Analysen steht durchgehend die Unterscheidbarkeit von redaktionellen Linien und Organisationsidentitäten der verschiedenen Medien. Zur Übersetzung dieser Leitfrage werden zunächst Teildimensionen und Unterfragen sowie die damit verbundenen Erwartungen und Vorannahmen vorgestellt. Anschließend soll in mehreren Schritten auch die im engeren Sinn methodische Vorgehensweise der standardisierten Kommentaranalyse transparent gemacht werden. Es werden zunächst Materialauswahl und Stichprobenziehung dargestellt, Grundzüge des inhaltsanalytischen Kategoriensystems entwickelt und dann der konkrete Codierungsprozess sowie die Zuverlässigkeit der erhobenen Daten beschrieben. Wir gehen dabei, wie bereits theoretisch entwickelt wurde, von der Annahme aus, dass der politische Kommentar ein besonders geeigneter Indikator für den politischen Stellenwert und die aktive Rolle der Medien ist.104
6. Medienprofile und politische Parallelstrukturen: Ergebnisse des Zeitungsvergleiches
Auszug
Nachdem die empirische Analyseperspektive abgegrenzt und einige Informationen zu den inhaltsanalytischen Daten und Variablen gegeben wurden, sollen die empirischen Befunde zur Medienprofilierung vorgestellt werden. Zunächst wird noch einmal kurz die Konzeption des empirischen Analyseplans schrittweise dargestellt und erläutert.
7. Schluss
Auszug
„Die Kommentarlage“ hat zeitdiagnostisch pointierte Deutungen zur Medialisierung des Politischen und der gewachsenen Bedeutung von Medien als politischen Akteuren aufgegriffen und mit Blick auf ihren öffentlichkeitstheoretischen Stellenwert empirisch untersucht. Politische Öffentlichkeit ist als soziale Arena verstanden worden, womit struktur- und akteurstheoretische Perspektiven, also die Analyse von Medien als strukturierendem Kontext (massenmediale Öffentlichkeitsebene) und als spezifischem Akteur (Kommentator), miteinander verbunden werden konnten. Um Phänomene der Medialisierung der Politik auch begrifflich fassen zu können, sind differenzierungstheoretische Überlegungen aufgenommen worden. Ansätze der Medieninhalts- und Medienwirkungsforschung konnten zudem die Erschließung der relevanten Dimensionen von Medienaktivitäten unterstützen. Das nicht zuletzt in der vergleichenden Forschung fruchtbare Konzept des „Politischen Parallelismus“ hat dabei sein noch zuwenig ausgeschöpftes Potenzial zur analytischen Erfassung der Ökologie von Medien und Politik unter Beweis gestellt. Abschließend sollen nun die Ergebnisse der Analysen bewertet und auf ihre theoretischen Implikationen hin interpretiert werden.
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Kommentarlage
verfasst von
Albrecht Lüter
Copyright-Jahr
2008
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-91082-6
Print ISBN
978-3-531-15906-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-91082-6