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Erschienen in: Berliner Journal für Soziologie 1/2024

23.02.2024 | Editorial

Die „Kunst der Zuspitzung“ und die Soziologie in der Krise

verfasst von: Frank Ettrich

Erschienen in: Berliner Journal für Soziologie | Ausgabe 1/2024

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Auszug

Die „Kunst der Zuspitzung“, die der politische Intellektuelle und einstige Generalsekretär der SPD Peter Glotz vor langer Zeit als Voraussetzung dafür in die politische Kommunikation einbrachte, öffentliche Debatten hegemonial zu beeinflussen und politische Wahlen zu gewinnen, macht auch vor wissenschaftlichen Diskussionen nicht halt. Seit Glotz’ Zeiten ist die „Interpenetration“ von Politik und Wissenschaft unvergleichlich weiter fortgeschritten. Die Rede von der „Polykrise“, auf die auch wir uns bezogen haben (Häckermann und Ettrich 2023), ist zweifellos eine Zuspitzung, deren Sinn eben darin besteht, zeitdiagnostisch auf die Tatsache zu verweisen, dass man die vielfachen und sich vor unseren Augen offenbar vervielfachenden Krisenprozesse und Phänomene mit Adam Tooze als eine Situation deuten kann, „in der das Ganze gefährlicher ist als die Summe seiner Teile“. In dieser Zeitdiagnose verdichten sich ein Risikobewusstsein und sicher auch kollektive Ängste, die hoffentlich das „Geschäft“ wissenschaftlichen Arbeitens (und Publizierens) für die relevanten Herausforderungen der Gegenwart zu sensibilisieren helfen! Als ein Publikationsorgan einer wissenschaftlichen Disziplin in ihrer Breite muss man sich dabei allerdings bewusst bleiben, dass „das Ganze“ disziplinär verfasster Wissenschaft nicht oder eben nur als zeitdiagnostischer Überschuss zugänglich ist. Nur als historische Reminiszenz sei an eine (weitestgehend) extinkte ideologisch-wissenschaftliche Formation erinnert, die das zweifellos krisengeschüttelte 20. Jahrhundert in allen seinen verzweigten Facetten monoton durch die Brille des Theorems der „Allgemeinen Krise des Kapitalismus“ betrachtete und so nicht nur falsche Zukunftsprognosen produzierte, sondern – sicherlich schwerwiegender – in ihrer „Policy“-Dimension, als Theorie einer Praxis, verheerende Handlungsempfehlungen für wissenschafts- oder besser theoriegläubige politische Akteure abgab. …

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Literatur
Zurück zum Zitat Beck, U. (2003). Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Beck, U. (2003). Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Zurück zum Zitat Dörre, K., Rosa, H., Becker, K., Bose, S., & Seyd, B. (Hrsg.). (2019). Große Transformation? Zur Zukunft moderner Gesellschaften. Sonderband des Berliner Journals für Soziologie. Wiesbaden: Springer VS. Dörre, K., Rosa, H., Becker, K., Bose, S., & Seyd, B. (Hrsg.). (2019). Große Transformation? Zur Zukunft moderner Gesellschaften. Sonderband des Berliner Journals für Soziologie. Wiesbaden: Springer VS.
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Metadaten
Titel
Die „Kunst der Zuspitzung“ und die Soziologie in der Krise
verfasst von
Frank Ettrich
Publikationsdatum
23.02.2024
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
Erschienen in
Berliner Journal für Soziologie / Ausgabe 1/2024
Print ISSN: 0863-1808
Elektronische ISSN: 1862-2593
DOI
https://doi.org/10.1007/s11609-024-00521-8

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