Die Politik

Carlo Ratti persönliche Mitteilung 2016.

In Berlin wurde MOIA zunächst der Betrieb verweigert: „Im Umweltverbund der Hauptstadt habe der ökologisch besonders nachhaltige Bahn-, Bus-, Rad- und Fußverkehr Vorrang.“ Der Tagesspiegel vom 24.02.2019.

Die Deutsche Bahn und die französische SNCF planen derzeit eine durchgehende Schnellbahnverbindung zwischen Berlin und Paris. Es gibt bereits zwei Teilstrecken (Berlin-Frankfurt und Frankfurt-Paris), die regelmäßig, aber unabhängig voneinander befahren werden. Sie müssten nur miteinander verknüpft werden. Eine einfache Aufgabe, könnte man meinen. Doch nun will die Bahn auf der kürzeren, wenn auch nicht ausgebauten Strecke über Saarbrücken fahren. Die SNCF besteht auf der deutlich längeren, aber gut ausgebauten Verbindung über Straßburg. Vernünftig wäre es, sich für die französische Variante zu entscheiden, weil sie insgesamt schneller ist. Doch was wird passieren? Ich wage eine Prognose. Die ICEs werden über Saarbrücken fahren, die TGVs über Straßburg. So wie heute schon. Eine Posse? Nein, nur ein Vorgeschmack auf die kommende internationale „Zusammenarbeit“ im europäischen Schnellbahnverkehr.

Nach einer internen Richtlinie dürfen die Straßenbahnen bei uns bis zu 90 s zu früh losfahren. Daraus werden gerne mal zwei Minuten. Zum Beispiel, wenn es darum geht, kurz vor der Endhaltestelle, die fällige Pause zu verlängern. Betrachtet man diese ‚Verfrühungen‘ zusammen mit den Verspätungen, so zeigt sich, dass es bei einem 10-Minuten-Takt nahezu unmöglich ist, sich effektiv darauf einzustellen. Genauso gut kann man auf gut Glück zur Haltestelle gehen und sich den Blick auf den Fahrplan, der nur auf dem Papier steht, sparen.

Regionalkonferenz Mobilitätswende von Metropolregion Rhein-Neckar und Technologie Region Karlsruhe am 14.06.2018.

Kürzlich war ich mit einem Kollegen aus Shanghai in der Düsseldorfer Altstadt unterwegs. Eine altertümliche Straßenbahn kam uns bimmelnd entgegen. Ich tippe auf ein Modell aus den 50er Jahren. Der Kollege staunte. Ob das ein fahrendes Museum sei, fragte er. Nein, es war ein reguläres Linienfahrzeug. Man musste allerdings drei hohe Stufen erklimmen, um hineinzukommen, was die Fahrgäste mit Gleichmut hinzunehmen schienen. Wer älter oder gehbehindert war, entschied sich, auf den nächsten, hoffentlich moderneren Zug zu warten. Wir haben uns an solche Bilder gewöhnt und denken uns nichts dabei. Wer aus dem Ausland kommt, steht kopfschüttelnd daneben. Nichts zeigt deutlicher, dass wir drauf und dran sind, international den Anschluss zu verlieren.