2004 | OriginalPaper | Buchkapitel
Die Theorie sozialer Schließung. Das analytische Potenzial einer Theorie mittlerer Reichweite
verfasst von : Jürgen Mackert
Erschienen in: Die Theorie sozialer Schließung
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Kaum ein theoretischer Ansatz dürfte es in der Soziologie so schwer gehabt haben, Anerkennung zu finden, wie die Theorie sozialer Schließung. Max Weber hatte das Konzept „offener“ und „geschlossener“ Beziehungen — die Grundlage der Theorie sozialer Schließung — zwar an prominenter Stelle in den Grundbegriffen von „Wirtschaft und Gesellschaft“ ([1922] 1985) eingeführt, es aber nicht weiter theoretisch ausgearbeitet.1 Es mag an diesem Missverhältnis liegen, dass die Idee sozialer Schließung über Jahrzehnte in Vergessenheit geriet, und so war nach fast einem halben Jahrhundert Neuwirths (1969) Analyse der Gemeinschaft in einem amerikanischen Ghetto die erste empirische Untersuchung, die sich auf den Schließungsansatz bezog.2 Doch erst mit den Arbeiten von Frank Parkin (1972; 1974; 1979)3, Randall Collins (1971; 1975; 1987)4 und Raymond Murphy (1984; 1986; 1988)5 wurde Webers Konzept zu einem theoretischen Ansatz erweitert (siehe deren Beiträge in Teil I dieses Bandes). Dieser Schritt erfolgte im Rahmen einer kritischen Auseinandersetzung mit der marxistischen Klassenanalyse der 1970er Jahre. Parkin war der Überzeugung, dass eine Analyse der Schichtungsordnung moderner Gesellschaften erforderlich sei, die die unbefriedigende Verengung der Klassenanalyse auf die Interklassenbeziehung zwischen Kapital und Arbeit sowohl durch Intraklassenbeziehungen als auch durch die Analyse jener Schichtungen ergänzt, „die in Zusammenhang mit der Zugehörigkeit zu rassischen, ethnischen, religiösen und sprachlichen Gruppen (communities) stehen“ (Parkin 1983, 122). Ein erweiterter schließungstheoretischer Ansatz schien ihm dazu das geeignete Mittel zu sein.