1986 | OriginalPaper | Buchkapitel
Die Wahrsagerin-Episode
verfasst von : Frank Haase
Erschienen in: Kleists Nachrichtentechnik
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.
Wählen Sie Textabschnitte aus um mit Künstlicher Intelligenz passenden Patente zu finden. powered by
Markieren Sie Textabschnitte, um KI-gestützt weitere passende Inhalte zu finden. powered by
Die Wahrsagerin-Episode ist Kleists literarische Darstellung seiner phi losophischen Auseinandersetzung um das mediale Sprechen. Das ist keineswegs überraschend. Hatte sich nicht gezeigt, wie eng für Kleist das Problem des medialen Sprechens mit ‘Orakel’ in Beziehung stand? Und hatte sich Kleist nicht selbst seit seiner Dresdner Zeit in die Position des Herrn des Orakels gehoben, der seine ‘Wahrsagungen’ im „Phöbus“ verschickte? In jener Episode faßt Kleist die Ergebnisse seiner Auseinandersetzung zusammen. In ihr setzt er die Aufschub-Nachtrags-Struktur des medialen Sprechens auf ungewöhnliche Weise in Szene. Denn es gelingt ihm, für den Leser jenes Überraschungsmoment zu wiederholen, das ansonsten nur den Figuren der Novellen widerfährt. Der verspätete Nachtrag der Episode überrascht, verwirrt und zwingt den Leser zut Relektüre, um ihn schließlich bemerken zu lassen, daß die Episode vom Erzählraum nicht erfaßt wurde. Es gibt im Text keine Anzeichen, woraus auf die Ereignisse in Jüterbock und auf den Boten Kohlhaas geschlossen werden könnte. Der Erzähltext weist Hermeneutik ab.