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2004 | Buch | 5. Auflage

Einführung in die Festkörperphysik

verfasst von: Prof. Dr. rer. nat. Konrad Kopitzki, Prof. Dr. rer. nat. Peter Herzog

Verlag: Vieweg+Teubner Verlag

Buchreihe : Teubner Studienbücher Physik

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Über dieses Buch

Eine Vorlesung über Festkörperphysik gehört heute an allen Universitäten und Technis­ chen Hochschulen zu den Pflichtveranstaltungen für Physikstudenten nach Abschluß des Vordiploms. Der Umfang des Stoffangebots ist hierbei allerdings sehr unterschiedlich und hängt im allgemeinen von den Forschungsschwerpunkten an der jeweiligen Hochschule ab. Dieses Buch ist insbesondere für solche Studenten vorgesehen, die eine Beschäftigung mit der Festkörperphysik zwar nicht zum Schwerpunkt ihrer physikalischen Ausbildung machen wollen, jedoch mit den grundlegenden Gesetzmäßigkeiten und Betrachtungsweisen in der Festkörperphysik vertraut werden möchten. Die behandelten Themen werden in einer straf­ fen und möglichst exakten Darstellungsweise angeboten. Zum Verständnis des Buches werden neben einem physikalischen Grundwissen, wie es von einem Physikstudenten bis zum Vordiplom erworben wird, elementare Kenntnisse in der Atomphysik und der Quantenmechanik benötigt. Ergebnisse aus der Thermodynamik und Statistik, die in diesem Buch benutzt werden, werden kurz im Anhang erläutert. In allen Gleichungen wird grundsätzlich das internationale Maßsystem (SI) verwendet. Bei Längen­ angaben im atomaren Bereich mochte der Verfasser allerdings auf die praktische Einheit Ängström nicht verzichten. Für die kritische Durchsicht des Manuskripts und für viele wertvolle Hinweise danke ich recht herzlich meinen Institutskollegen Prof.Dr. P. Herzog und Dr. G. Mertler. Frau E. Becsky fertigte den größten Teil der Zeichnungen an, und Frau ehr. Weiss schrieb das Manuskript. Auch ihnen gilt mein Dank. Schließlich danke ich dem B. G. Teubner Verlag für die gute Zusammenarbeit.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Der kristalline Zustand
Zusammenfassung
In der Festkörperphysik untersucht man die physikalischen Phänomene, die mit dem festen Aggregatzustand verknüpft sind, und versucht, sie atomistisch zu erklären. Hierbei unterscheidet man zwischen kristallinem und amorphem Zustand. Eine kristalline Substanz ist dadurch gekennzeichnet, daß ihre Bausteine räumlich periodisch angeordnet sind. Eine amorphe Substanz weist im Nahbereich zwar auch eine gewisse Ordnung auf, es fehlt bei ihr aber die räumliche Periodizität über viele Atomabstände. Zu den amorphen Substanzen gehören z.B. Gläser, Keramiken und verschiedene Kunststoffe. In jüngerer Zeit haben die sog. metallischen Gläser besondere Beachtung gefunden. Man erhält sie durch eine rasche Abkühlung der entsprechenden metallischen Schmelze. Metallische Gläser haben oft bemerkenswerte physikalische Eigenschaften, die auch für technische Anwendungen ausgenützt werden können. Zu diesen Eigenschaften gehören z.B. eine große Dehnbarkeit und Bruchfestigkeit, eine von der Temperatur unabhängige elektrische Leitfähigkeit, eine hohe magnetische Permeabilität, eine kleine Koerzitivkraft und eine ungewöhnlich große Korrosionsfestigkeit. In dieser einführenden Darstellung der Festkörperphysik werden wir allerdings auf den amorphen Zustand nur kurz in Abschn.7.3 eingehen und uns im übrigen auf den kristallinen Zustand beschränken. Hierbei werden wir unsere Überlegungen gewöhnlich auf Einkristalle beziehen, obwohl viele Festkörper, vor allem Metalle, normalerweise im polykristallinen Zustand vorliegen. Ein Polykristall setzt sich aus einer großen Anzahl kleiner Einkristalle, den sog. Kristalliten zusammen, die unterschiedlich orientiert aneinander stoßen. Verschiedene technisch bedeutsame Materialeigenschaften werden gerade durch diese Mikrostruktur, die man in der Metallkunde als Gefüge bezeichnet, beeinflußt. In der Festkörperphysik interessiert man sich aber mehr für die durch die Kristallstruktur bedingten Eigenschaften. Diese lassen sich besser an Einkristallen untersuchen.
Konrad Kopitzki, Peter Herzog
2. Dynamik des Kristallgitters
Zusammenfassung
Bisher waren wir bei unseren Überlegungen von einem starren Kristallgitter ausgegangen und hatten nur gelegentlich berücksichtigt, daß z.B. die Gitteratome stets Schwingungen um ihre Gleichgewichtslage ausführen. Die meisten physikalischen Eigenschaften eines Festkörpers werden aber gerade durch die Bewegungen der Kristallbausteine bestimmt. Bei Metallen ist es zweckmäßig, die Atomrümpfe — darunter versteht man die Atomkerne mit ihren quasigebundenen Elektronen — und die quasifreien Elektronen getrennt zu behandeln; denn verschiedene Festkörpereigenschaften hängen nur vom Verhalten der Atomrümpfe, andere nur von dem der Leitungselektronen ab. Die Berechtigung für eine derartige Unterteilung ist in der recht unterschiedlichen Trägheit der Atomrümpfe und der Elektronen zu suchen. Die Atomrümpfe reagieren sehr langsam auf eine Änderung der Elektronenkonfiguration, während die Elektronen einer Positionsänderung der Atomrümpfe unmittelbar folgen. Für das Potentialfeld, in dem sich die Atomrümpfe bewegen, ist deshalb neben ihrer gegenseitigen Wechselwirkung nur die mittlere Verteilung der quasifreien Elektronen maßgebend, während die Bewegung der Elektronen durch die momentanen Positionen der Atomrümpfe beeinflußt wird. In dieser Betrachtungsweise hängt der Hamilton-Operator für die Atomrümpfe einzig von den Koordinaten der Rümpfe ab, während der Hamilton-Operator der quasifreien Elektronen neben den Elektronenkoodinaten auch noch die Koordinaten der Atomrümpfe enthält. Gewöhnlich legt man für eine Untersuchung der Elektronenbewegung die Gleichgewichtspositionen der Rümpfe zugrunde und berücksichtigt den Einfluß der Auslenkungen der Rümpfe aus ihrer Gleichgewichtslage auf die Elektronen durch ein Störungsglied. Dieses erfaßt die sog. dynamische Wechselwirkung zwischen Elektronen und Atomrümpfen und ist bei der Behandlung von Transportproblemen im Festkörper von ausschlaggebender Bedeutung.
Konrad Kopitzki, Peter Herzog
3. Elektronen im Festkörper
Zusammenfassung
Verschiedene wichtige Eigenschaften eines Metalls werden durch das Verhalten seiner quasifreien Elektronen bestimmt. Diese Elektronen treten im Kristall sowohl mit den Atomrümpfen als auch miteinander in Wechselwirkung. Bei der Untersuchung der Elektronenbewegung geht man im allgemeinen zunächst von einem starren Kristallgitter aus, das der Gleichgewichtskonfiguration der Atomrümpfe entspricht. Die positiv geladenen Atomrümpfe liefern in diesem Fall ein streng periodisches Potential. Die Wechselwirkung der quasifreien Elektronen untereinander berücksichtigt man in einer ersten Näherung durch ein gemitteltes Potential. Es beeinflußt die Periodizität des Potentialfeldes der Atomrümpfe nicht. Bei einer solchen Betrachtungsweise bewegt sich jedes quasifreie Elektron im gleichen Potentialfeld, und das eigentlich vorhandene Viel-Elektronen-Problem wird auf ein Ein-Elektron-Problem reduziert. In dieser sog. Einelektron-Näherung sucht man also nach Lösungen der Schrödinger-Gleichung für ein einzelnes Elektron in einem gitterperiodischen Potentialfeld und ermittelt seine Energieniveaus. Mit Hilfe der Statistik erhält man dann die Verteilung der Elektronengesamtheit auf die verschiedenen Energieniveaus.
Konrad Kopitzki, Peter Herzog
4. Dielektrische Eigenschaften der Festkörper
Zusammenfassung
Das dielektrische Verhalten eines Festkörpers wird durch seine Dielektrizitätskonstante є bestimmt. Sie verknüpft gemäß der Beziehung
$$\vec D{ = _0}\vec \varepsilon$$
die elektrische Feldstärke \(\vec \varepsilon\) mit der elektrischen Flußdichte \(\vec D\) . Bei einem Festkörper ist die Dielektrizitätskonstante im allgemeinen Fall ein symmetrischer Tensor zweiter Stufe; nur für kubische Kristalle, mit denen wir uns hier allein beschäftigen, ist dieser Tensor zu einem Skalar entartet. Es interessiert vor allem, wie die Dielektrizitätskonstante von der Frequenz eines in ihm erzeugten elektrischen Wechselfeldes abhängt. Diese Beziehung ist für das Verständnis der optischen Eigenschaften der Festkörper von besonderer Bedeutung.
Konrad Kopitzki, Peter Herzog
5. Magnetische Eigenschaften der Festkörper
Zusammenfassung
Der Magnetismus eines Festkörpers kann folgende Ursachen haben: 1. Die durch die Bahnbewegung und den Spin der Elektronen bedingten magnetischen Momente werden in einem Magnetfeld ausgerichtet. Ist hierfür nur das äußere Magnetfeld verantwortlich, so spricht man von Paramagnetismus. Ist hinge­gen für die Ausrichtung eine Wechselwirkung mit den anderen Gitteratomen entscheidend, so hat man es mit den Erscheinungen des Ferro-, Antiferro-oder Ferrimagnetismus zu tun. Die magnetischen Momente der Atomkerne brauchen in diesem Zusammenhang nicht berücksichtigt zu werden. 2. Durch ein äußeres Magnetfeld werden in den Bausteinen des Festkörpers magnetische Momente induziert. Dies bezeichnet man als Diamagnetismus.
Konrad Kopitzki, Peter Herzog
6. Supraleitung
Zusammenfassung
In einem Metall, das einem elektrischen Feld ausgesetzt ist, findet im normalleitenden Zustand durch Streuung von Leitungselektronen an Phononen und Gitterfehlern ein Energieaustausch zwischen den Leitungselektronen und dem Kristallgitter statt. Hierdurch kommt es im Metall zur Ausbildung eines elektrischen Widerstandes, der mit einem Energieverlust beim Ladungstransport verknüpft ist. Für den elektrischen Widerstand gilt in diesem Fall angenähert die Matthiesensche Regel (s. Gl.(3.115)). Sie besagt, daß sich der spezifische Widerstand zusammensetzen läßt aus einem Anteil, der durch Elektronenstreuung an Phononen bedingt ist und mit sinkender Temperatur abnimmt, und einem Anteil, der durch Elektronenstreuung an Gitterfehlern hervorgerufen wird und von der Temperatur praktisch unabhängig ist. Dieser zweite Anteil, den man auch als spezifischen Restwiderstand bezeichnet, tritt im normalleitenden Zustand bei sehr tiefen Temperaturen allein in Erscheinung. Er ist um so kleiner, je weniger Gitterfehler im Kristall vorhanden sind.
Konrad Kopitzki, Peter Herzog
7. Legierungen
Zusammenfassung
Bisher befaßten wir uns bei der Untersuchung der physikalischen Eigenschaften der Festkörper fast ausschließlich mit Einstoffsystemen. Legierungen traten nur bei der Behandlung der Spingläser und der Supraleiter zweiter Art besonders in Erscheinung. Sehr große Bedeutung haben Legierungen bekanntlich in der Werkstoffkunde. Hier kommt es allerdings nicht nur auf die Zusammensetzung der Legierung an, sondern ihre technologischen Eigenschaften, wie z.B. die mechanische Festigkeit, werden auch weitgehend durch ihr Gefüge bestimmt.
Konrad Kopitzki, Peter Herzog
Backmatter
Metadaten
Titel
Einführung in die Festkörperphysik
verfasst von
Prof. Dr. rer. nat. Konrad Kopitzki
Prof. Dr. rer. nat. Peter Herzog
Copyright-Jahr
2004
Verlag
Vieweg+Teubner Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-91797-3
Print ISBN
978-3-519-43083-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-91797-3