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2011 | Buch

Energie in 60 Minuten

Ein Reiseführer durch die Gaswirtschaft

herausgegeben von: Thomas Kästner, Andreas Kießling, Gerrit Riemer

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

Dieses Buch führt knapp und verständlich in alle Fragen des Energieträgers Erdgas ein, von der Gewinnung und dem Transport bis zu den Problemen der Energieaußenpolitik und der Versorgungssicherheit.

Mit einem Vorwort von Günther Oettinger.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kleine Gasgeschichte
Zusammenfassung
„Wo kommt Erdgas her? Warum ist es im Boden? Riecht es? Kann man es herstellen? Wer hat es gemacht? Ist es blau?“ sind Fragen, die Kinder sofort stellen, wenn man versucht zu erklären, wo die Flamme des Gasherdes herkommt und wie sie entsteht.
Thomas Kästner, Andreas Kießlin
10 Minuten Förderung: Wie kommt das Gas in die Pipeline?
Zusammenfassung
Wenn Erdgas nicht wie in sehr seltenen Fällen an der Erdoberfläche austritt, muss gebohrt und gebuddelt werden. Doch wo? Vor einer Förderung müssen Wissenschaftler erst mal eine Lagerstätte finden, die sich für eine Förderung eignet. Das ist nichts anderes als die Suche nach der Stecknadel weit unter dem Heuhaufen.
Gerrit Riemer
Deutsche Versorgung
Zusammenfassung
Neben den eigenen Quellen in Deutschland, die sich hauptsächlich in Niedersachsen befinden (über 90% der deutschen Vorkommen) und seit Ende der 1960er Jahre gefördert werden, setzte die Gasversorgung in Deutschland zunächst auf niederländische Quellen und Lieferungen. Nachdem die große Gaslagerstätte in Groningen (Niederländische Nordsee) im Jahr 1959/60 gefunden worden war und die ersten Bohrungen 1961 stattfanden, lieferte der niederländische Konzern Gasunie bereits 1963 Gas nach Deutschland. Für 10 Jahre war Deutschland neben den eigenen Vorkommen zu 100% abhängig von einem Lieferanten, so dass die Preise quasi aus den Niederlanden bestimmt wurden. Im Zuge der ersten Ölkrise zu Beginn der 70er Jahre suchte man nach Alternativen zu Öl aber auch zu der Abhängigkeit von den Niederlanden und fand diese – gegen den Willen der USA – in der Sowjetunion. Der Deal war einfach: Rohre gegen Gas. Dieses Röhrengeschäft sollte die Entspannungspolitik von Kanzler Willy Brandt unterstützen, der langfristige Handelsverträge als Mittel der Zusammenarbeit mit dem Ostblock erkannt hatte. 1973 floss das erste russische Gas nach Deutschland (vgl. auch Kapitel 10 Minuten Energieaußenpolitik).
Thomas Kästner, Andreas Kießling, Gerrit Riemer
10 Minuten Transport und Netz: Von der Pipeline in die Heizung
Zusammenfassung
Im Gegensatz zu Strom, der nur schlecht gespeichert werden kann und daher in der Regel nach der Erzeugung und seinem blitzschnellen Transport durch die Netze sofort verbraucht wird, fließen die Erdgasmoleküle ähnlich wie Wasser physisch und greifbar durch die Leitungen. Und ähnlich wie Wasserleitungen wurden Gasleitungen auch schon sehr früh eingesetzt: In der Region des Fernen Ostens wurde bereits vor 1000 Jahren Erdgas in Bambusrohren transportiert. Einige Jahrhunderte später nutzten die Amerikaner ausgehöhlte Kiefernstämme, die sie innen und außen teerten, damit kein Gas entwich. Zu diesen Zeiten wurde Gas nur über sehr kurze Distanzen und mit Ausnutzung des Gefälles im Gelände transportiert. Ende des 19 Jahrhunderts gab es in den USA die erste Leitung aus Metall, mit der es möglich war, Gas über längere Distanzen und mit höherem Druck zu transportieren.
Gerrit Riemer
10 Minuten Speicher: Sicher unter der Erde
Zusammenfassung
Im Gegensatz zu Strom, bei dem die Speicherung allenfalls in Batterien oder in Pumpspeicherkraftwerken indirekt und zu hohen Kosten erfolgen kann, ist bei Gas eine langfristige und direkte Speicherung möglich.
Jan von Drathen, Gerrit Riemer
10 Minuten Markt und Preise: Billiger mit mehr Wettbewerb?
Zusammenfassung
Marktplätze für Gas existieren aus einem sehr einfachen Grund: Es gibt Regionen, die mehr Gas produzieren, als sie verbrauchen – diese liefern Gas an Regionen mit geringerer Gasförderung. Durch Handel werden also Ungleichgewichte beseitigt. Weitere Grundvoraussetzung für den Handel ist die Infrastruktur zur An- und Ablieferung des Erdgases, sowie zu dessen Speicherung: Erst dadurch können eine Vielzahl von Produzenten und Verbrauchern am gleichen Marktplatz handeln und Gas physisch austauschen.
Jan von Drathen, Gerrit Riemer, Stefan Ulreich
10 Minuten Downstream: Für was Gas alles gut ist
Zusammenfassung
Mit dem französischen Ingenieur Philippe Lebon d'Humbersin beginnt die Nutzung von Gas in der Neuzeit: Am 21. September 1799 bekam er ein Patent für die so genannte „Thermolampe“ – aus der Kohlevergasung gewonnenes Leuchtgas befeuerte diese Gaslaterne. Sie war der Startschuss für beleuchtete Städte, Wohnungen und Industriebetriebe ab dem beginnenden 19. Jahrhundert. Das Leucht- oder Stadtgas wurde dann auch zum Heizen verwendet – in Berlin wurde gar erst 1996 die letzte Stadtgas-Heizung abgestellt. Den Einsatz von Gas zu Heizzwecken, in der Industrie, zur Stromerzeugung und im Verkehrssektor revolutionierte in Deutschland das Erdgas-Röhren-Geschäft in den 70er Jahren, das den Bezug russischer Produktion über Pipelines ermöglichte.
Thomas Kästner, Andreas Kießling
10 Minuten Energieaußenpolitik: Zentrale Herausforderungen
Zusammenfassung
7. Januar 2009: An der Verdichterstation im bayerischen Waidhaus kommt praktisch kein Erdgas mehr an. Der zentrale Exportkorridor für russisches Erdgas via Ukraine, Slowakei und Tschechien nach Deutschland ist komplett zu. Der Gashahn ist abgedreht. Auf diesem Wege exportiert Russland im Normalfall 80% seines für Europa bestimmten Erdgases. Für Süddeutschland bedeutet dies kurzfristig einen Ausfall der Gaslieferungen um 60%. Für Deutschland insgesamt relativiert sich der Ausfall auf ca. 10% und auch dieser wird rasch durch Speicher ausgeglichen. Für die südöstlichen EU-Mitgliedsstaaten hingegen ist der Ausfall gravierend. Allen voran Bulgarien und Slowakei, hier brechen die russischen Lieferung vollständig weg. In der Folge müssen dort und in der Ukraine Fabriken ihre Produktion einstellen. In Bulgarien müssen sogar private Haushalte und öffentliche Einrichtungen zeitweise auf ihre Wärmeversorgung verzichten. Der Schock bei Menschen und Regierungen sitzt tief! Teilweise sicherlich auch, weil die Medien die Lieferunterbrechung zur Krise stilisieren.
Markus Wörz
Fazit: Wirtschaft, Klima, Versorgungssicherheit
Zusammenfassung
Gas ist genauso wie Öl einer der zentralen Energieträger in Deutschland. Gas wird verwendet zum Heizen von Wohnungen und zur Erzeugung von Prozesswärme für die Industrie. Gas wird aufgrund des Ausbaus erneuerbarer Energieträger für die Stromerzeugung immer wichtiger, da die hierdurch verstärkt auftretenden Lastspitzen effizient und umweltfreundlich durch Gasturbinen abgedeckt werden können. Gas wird im Verkehrssektor auch aus umweltpolitischen Gründen immer wichtiger – das zarte Pflänzchen einer Gasfahrzeugflotte wächst stetig. Auch Mineralölkonzerne spielen mit und errichten zunehmend ein Gastankstellennetz. Alles Gas? Alles gut? Steuern wir auf eine schöne neue Gaswelt zu?
Thomas Kästner, Andreas Kießling, Gerrit Riemer
Backmatter
Metadaten
Titel
Energie in 60 Minuten
herausgegeben von
Thomas Kästner
Andreas Kießling
Gerrit Riemer
Copyright-Jahr
2011
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-93229-3
Print ISBN
978-3-531-18183-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-93229-3