Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.(Samuel Beckett)
1 Einleitung: Warum dieses Thema?
2 Bilanz: Wie erfolgreich war die Kommunikationswissenschaft bei DFG-Forschungsverbünden in den letzten zehn Jahren?
2.1 Fallzahlen und Förderquoten
2.2 Muster für Erfolg und Misserfolg
2.3 Fächervergleich
- Vergleich von wem mit wem? Der Vergleich der KW mit den drei anderen Sozialwissenschaften im DFG-Fachkollegium Sozialwissenschaften (soziologische Theorie, empirische Sozialforschung, Politikwissenschaft) wurde durch DFG-Daten teilweise ermöglicht. Ein Vergleich mit anderen Fächern im Fachgebiet „Sozial- und Verhaltenswissenschaften“ ist ebenso wenig möglich wie ein Vergleich mit der Medienwissenschaft (Fachkollegium 103-03), da Daten nicht zur Verfügung stehen.
- Vergleich von was mit was? Ein Fächervergleich sollte unter drei Parametern erfolgen, und zwar der Antragszahl, der Förderquote (Anteil der Anzahl der geförderten an der Anzahl der beantragten Vorhaben) und der Bewilligungsquote (Anteil der bewilligten an den beantragten Mitteln). Aufgrund der Datenlage zu den Sozialwissenschaften können wir die Förderquoten bei der Einzelförderung und die Bewilligungsquoten bei den mittleren Verbünden SPP und FOR vergleichen. Für die großen Verbünde wurden keine Zahlen zur Verfügung gestellt. Die kleinen Verbünde werden nicht eigens bei der Einzelförderung ausgewiesen und können deshalb ebenfalls nicht verglichen werden.
- Vergleich von wann mit wann? Die Fallzahlen bei Verbünden sind klein, deshalb sind die Schwankungen groß. Darum müssten Fächervergleiche sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Aufgrund der Datenlage können wir aber bei Verbünden nur im Hinblick auf die letzten drei Jahre vergleichen.
3 Diagnose: Welche Faktoren sind ursächlich für Erfolg und Misserfolg?
3.1 Faktoren im Überblick
- Antragsqualität (AQ)
- Qualifikationsprofil der Antragstellenden (QA)
- Kompetenz der Gutachtenden (KG)
- Entscheidungsprozesse in Gremien (EG)
- Ausmaß der Unterstützung durch Universitätsleitungen (AU)
- Inanspruchnahme der DFG-Beratung (ID).
3.2 Antragsqualität
- Zentrale Teilfaktoren
- Relevanz und Innovativität des Forschungsprogramms
- Mehrwert durch (interdisziplinäre) Kooperation
- Kohärenz: Bündelung der Teilprojekte durch Leitfrage, Ziele und Struktur
- erwartbarer theoretischer Ertrag
- Spitzenstellung im internationalen Vergleich
- Anschluss an Forschungsstand
- Angemessenheit des methodischen Vorgehens
- Zusätzliche Teilfaktoren
- Beitrag zur Nachwuchsförderung
- Angemessenheit der beantragten Mittel
- Beitrag zur Strukturbildung im Fach
- Nachrangige Teilfaktoren
- ambitionierte Organisation der internen und externen Kommunikation (einschließlich Transfer)
- Professionalität der Antragsgestaltung und -präsentation.
3.3 Qualifikationsprofil der Antragssteller
- Individuelle Teilfaktoren
- Exzellenz im spezifischen Forschungsfeld
- DFG-Record
- internationale Vernetzung
- Leitungserfahrung, Persönlichkeit und kommunikative Kompetenz der Sprecherin oder des Sprechers
- Kollektive Teilfaktoren
- Kombination der erforderlichen Fachkompetenzen, um Verbundziele zu erreichen
- Mischung der Antragstellenden im Hinblick auf Geschlecht, akademischen Status, Alter
- Erfahrung mit Kooperation innerhalb der Gruppe der Antragstellenden
- ortsübergreifende Zusammensetzung.
3.4 Kompetenz der Gutachtenden
- Exzellente Fachkompetenz
- Erfahrung mit eigenen DFG-Projekten
- Offenheit für unterschiedliche Fragestellungen, Ansätze und Methoden
- Konsistenz von Position und Argumentation
- Erfahrung mit Begutachtungen in verschiedenen Formen
- Kompetenz in mündlicher und schriftlicher Kommunikation.
3.5 Entscheidungsprozesse in Gremien
- Grad an Konkurrenz: Quantität und Qualität konkurrierender Anträge anderer Fächer
- Finanzierungsrahmen
- Zusammensetzung des Gremiums
- Überzeugungskraft der Berichterstattenden
- übergreifende Relevanz des Themas.
3.6 Ausmaß der Unterstützung durch Universitätsleitungen
- Zusicherung einer Mitfinanzierung
- Anschubfinanzierung in der Antragsphase, inklusive Entlastung der Initiatorinnen und Initiatoren
- Qualität der erforderlichen Infrastruktur
- Bereitschaft zu strukturbildenden Maßnahmen wie gezielten Berufungen
- hohe Gewichtung von DFG-Erfahrung bei Berufungen
- Möglichkeit, an frühere Verbünde anzuknüpfen
- professionelle Dienstleistungen für Antragstellung
- Bereitschaft zur Kooperation mit den Leitungen anderer Universitäten.
3.7 Inanspruchnahme der Beratung durch die DFG
3.8 Gewichtung, Interaktion und Beeinflussbarkeit der Faktoren
3.9 Kontextfaktoren
- Größenordnung der KW insgesamt und am jeweiligen Standort: An einem einzelnen Standort kann in der Regel die kritische Masse für Exzellenz von Antragstellenden nicht erreicht werden. Das hat starken Einfluss auf die beiden wichtigsten Faktoren für den Erfolg. Die Größe des Faches beeinflusst auch die Anzahl der Anträge.
- Reifegrad der KW: Vor 2009 gab es sehr wenige Anträge auf mittlere und große KW-Forschungsverbünde.23 Die Beantragung von drei mittleren Forschungsverbünden um 2010 ist auch darauf zurückzuführen, dass deren Antragsteller motiviert wurden durch die allerdings nicht erfolgreiche Initiative für einen KW-dominierten TRR. Danach konnten nur im begrenzten Ausmaße Erfahrungen mit Antragstellung und Begutachtung von mittleren und großen Verbünden gemacht werden. Nimmt man die DFG-Forschungsverbünde als Indikator, ist der Reifegrad der anderen Sozialwissenschaften höher.
- Situative Faktoren: Darunter fallen alle Unwägbarkeiten der jeweiligen Begutachtungs- und Entscheidungssituation, wie An- oder Abwesenheit von Gremienmitgliedern, insbesondere von Berichterstattern, Tagesform von Antragstellenden, persönliche Sympathien und Antipathien oder aktuelle Ereignisse. Diese Faktoren haben sehr begrenzten Einfluss, da die Entscheidungsverfahren stark prozeduralisiert und durch Checks and balances und Iterationen geprägt sind.
- Finanzieller Rahmen: Darunter fallen die Höhe und Veränderung des DFG-Gesamtbudgets und die Grundzüge der Verteilung auf Förderlinien.
- Gesellschaftliches Klima: Darunter fallen etwa die politische Rangordnung von Problemen und Lösungen oder die gesellschaftliche Wertschätzung von einzelnen Wissenschaftsbereichen.
4 Konsequenzen
4.1 Konzentration auf DFG-Forschungsverbünde
- Bei der Einzelförderung gilt es, die Zahl der Anträge auf durchschnittlich 75 im Jahr zu steigern, von denen 25 bewilligt werden. Dies entspräche einer Quote von 0,1 bewilligten oder 0,3 beantragten Projekten pro Professur und Jahr.
- Bei Forschungsverbünden gilt es, (1) etwa so wie bisher jedes Jahr mindestens einen mittleren Verbund zu beantragen, aber mehr in die Qualität zu investieren und die Unterstützung zu vergrößern, sodass sich die Chancen vergrößern und alle drei Jahre ein SPP, ein GRK oder eine FOR bewilligt wird; im Laufe des Jahrzehnts sollten dann drei mittlere Verbünde arbeiten; (2) bei kleinen Verbünden jedes Jahr einen internationalen Verbund erfolgreich zu beantragen; (3) in Kooperation mit anderen Sozialwissenschaften drei große Verbünde zu beantragen, um im Laufe des Jahrzehnts einen SFB oder einen TRR oder ein EXZ realisieren zu können; (4) die Zusammenarbeit mit den anderen Sozialwissenschaften zu intensivieren und alle zwei Jahre einen großen Verbund mit KW-Teilprojekten erfolgreich zu ergänzen.
4.2 Verantwortliche Akteursgruppen im Überblick
4.3 Potenzielle Initiatorinnen und Initiatoren von Forschungsverbünden
- … in ihrer Forschungsplanung der Beantragung von DFG-Forschungsverbünden höhere Priorität als bisher einräumen und andere Formen von Forschung entsprechend zurückstufen.
- … dabei vor allem kleine und mittlere ortsübergreifende Verbünde in Betracht ziehen, da die Erfolgsaussichten größer sind. Sie sollten aber auch die Möglichkeiten für große Verbundformen ausloten und sich an ihnen nicht nur mit Teilprojekten beteiligen, sondern auf Augenhöhe mit anderen Sozialwissenschaften die Führung übernehmen. Initiativen für große Verbünde sind auch deshalb wichtig, weil sie das Fach selbst im Falle des Scheiterns voranbringen.
- … bei der Auswahl von Mitgliedern eines Verbundes konsequent die Qualitätskriterien anwenden, insbesondere auf die internationale Vernetzung und den DFG-Record achten.
- … alle Faktoren für Erfolg als beeinflussbar ansehen. Dabei sollten sie ihre Ressourcen verteilen nach der Gewichtung der Faktoren für den Erfolg, also die meisten Ressourcen in die Qualität des Antrages und das Qualifikationsprofil der Antragstellenden stecken. Es muss vor allem mehr als bisher in die Qualität der Anträge investiert werden, um die Chancen zu vergrößern.
- … das Antragsverfahren als iterativen Prozess begreifen; so sollten sie ein Pre-Review durch erfahrene Antragstellende durchführen und bei Ablehnungen nicht aufgeben, sondern die Beratung durch die DFG-Geschäftsstelle in Anspruch nehmen, den Antrag gründlich überarbeiten und erneut einreichen.
4.4 Gutachtende
- … die Stärken und Schwächen eines Vorhabens sorgfältig abwägen und dabei grundsätzlich offen bleiben auch für von ihnen nicht präferierte Problemstellungen und Lösungswege.
- … sich dann auf Grundlage der Abwägung klar entscheiden, ob das Verfahren insgesamt es wert ist, gefördert zu werden oder nicht.
- … nicht versuchen, aus dem Vorhaben ein „Gutachterprojekt“ zu machen, also eigene Ideen in die Begutachtung einfließen zu lassen, wie man das Vorhaben (noch) besser machen könnte. Dies sollte in eigene Projektkonzepte eingehen, nicht in Gutachten. Sie sollten also zwischen dem Review von Zeitschriftenaufsätzen und der Begutachtung von Projektanträgen unterscheiden; im ersten Fall sind Anregungen für Verbesserungen sinnvoll, da sie in der Überarbeitung des Aufsatzes aufgegriffen werden können, im zweiten Fall in der Regel nicht, da Verbesserungsvorschläge als Indikatoren für Defizite angesehen werden und sich das Risiko der Ablehnung erhöht.
- … sich vorab gründlich informieren, was von ihnen im jeweiligen Begutachtungsprozess in welchem Stadium erwartet wird und wie die Gepflogenheiten in dem spezifischen Verfahren sind.
- … einzelne Teilprojekte eines insgesamt nicht zur Förderung empfohlenen Verbunds zur unmittelbaren Förderung durch eine Sachbeihilfe vorschlagen können.
4.5 DFG-Geschäftsstelle
- … durch weiteren Aufwuchs der Mittel die Förderquote auch bei einer steigenden Anzahl von Anträgen möglichst konstant halten.
- … die Datengrundlage für die Einschätzung von Erfolg und Misserfolg der Forschungsverbünde verbessern und veröffentlichen, um Vermutungen über die Gründe prüfen und fachspezifische Schlussfolgerungen ziehen zu können. Die Bereitstellung von aggregierten Daten ist entscheidende Voraussetzung für Meta-Forschung und Reflexion der Fächer. Eine restriktive Informationspolitik ist nicht mehr vertretbar im Zeitalter von Open Science (vgl. Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft 2020). Wie die Qualität und die Aussagekraft der jeweiligen Daten einzuschätzen ist, kann den Angehörigen der jeweiligen Fächer ebenso überlassen bleiben wie die Schlussfolgerungen aus den Daten. Daten zur Förderung sollten so aufbereitet und publiziert werden, dass Vergleiche zwischen Fächern nach allen Förderformen und über lange Zeiträume hinweg möglich sind. Vor allem sollte ein Fach ermitteln können, in welchem Maße es sein Potenzial ausschöpft. Dies impliziert insbesondere
- die fächerscharfe Angabe von Förderquoten bei Einzelförderung und allen Formen von Forschungsverbünden;25
- die Ausweisung der Zahl von erfolgreichen und nicht erfolgreichen DACH- und anderen internationalen Verbünden in aggregierter Form;
- die Angabe der Anzahl derjenigen, die in einem Fach antragsberechtigt sind oder die in einem Fach ihr DFG-Wahlrecht wahrnehmen, um einen präzisen Anhaltspunkt für das jeweilige Potenzial zu bekommen.
- … die generellen Prozeduren der Entscheidung bei jeder Förderform von Forschungsverbünden transparent darstellen, etwa in Form von Flussdiagrammen: Wie wird auf welcher Grundlage wann und in welcher Zusammensetzung nach welchen Kriterien in welchen Verfahren entschieden?26 Zwar gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass die Entscheidungsverfahren eine faire Verteilung der Mittel behinderten. Umso mehr spricht dafür, die Verfahrensabläufe transparenter zu machen. Eine bessere Kenntnis der Verfahrensordnung wäre für das Verständnis und die Akzeptanz von Entscheidungen hilfreich.
- … prüfen, ob auf Basis einer Auswertung anonymisierter Gutachten die Kriterien für die Begutachtung und die Hinweise für Gutachtende konkretisiert werden können.
- … zusammen mit erfahrenen Antragstellenden und Gutachtenden die Anleitungen für Antragsstellung und Begutachtung auf Verständlichkeit und Eindeutigkeit prüfen und überarbeiten.
4.6 Universitätsleitungen
- … bei mittleren oder großen Verbünden einen Finanzierungsanteil gewährleisten und zudem bereits die Beantragung von Forschungsverbünden mit Personal und Hilfskräften unterstützen. Die Auswahl unter Initiativen kann in einem internen kompetitiven Verfahren geschehen.
- … Vorbegutachtung innerhalb der Universität und Beratung bei Ablehnung anbieten.
- … die fächerscharfen Daten über Erfolg und Misserfolg zum Anlass nehmen, mit den Fachverantwortlichen zu klären, wo die Gründe liegen und wie die Quoten erhöht werden können.
- … diejenigen ihrer Angehörigen von Aufgaben entlasten, die führende Positionen in Forschungsverbünden einnehmen und die in DFG-Gremien mitwirken.
- … bei Berufungsentscheidungen den DFG-Record heranziehen, Berufungen an die Konzeption von Forschungsverbünden koppeln und in der internen Verteilung von Mitteln auch positiv berücksichtigen, wenn DFG-Anträge nicht erfolgreich waren.
4.7 DGPuK
- … dem Thema KW-Forschungsverbünde eine höhere Priorität als bisher einräumen, und zwar in ihren Verlautbarungen, auf der Agenda der Mitgliederversammlung, im Programm der Jahrestagung und in der Vorstandsarbeit.
- … die vorgeschlagene Zielsetzung für die Steigerung der KW-Verbundforschung prüfen, gegebenenfalls verändern, in den nächsten Jahren schrittweise zu erreichen versuchen und über die Erreichung des Ziels regelmäßig berichten.
- … die Aktivitäten des Faches im Hinblick auf Forschungsverbünde in einem kontinuierlichen Monitoring begleiten, jährlich auf ihrer Mitgliederversammlung über den Stand der Antragsaktivitäten in allen Förderformen informieren und weitere Maßnahmen erörtern.
- … die Anstrengungen verstärken, Mitglieder zur Einreichung von Anträgen auch in der Einzelförderung zu motivieren, auch um das Antragsvolumen der KW und damit ihr Gewicht in der DFG zu verstärken.
- … ein Forum schaffen, auf dem Best Practice-Beispiele gegeben werden und ein Coaching von Anträgen von Post-Docs ermöglicht wird, etwa durch ein Mentoring-Programm oder eine antragsorientierte Summer School.27
- … auch nicht erfolgreiche Verbundanträge durch Reputationsgewinne belohnen; es gilt alle zu stärken, die es versuchen, nicht nur die, die es schaffen.
- … zusammen mit den anderen sozialwissenschaftlichen Fachgesellschaften auf die DFG einwirken, die Datengrundlage zu verbessern und zu veröffentlichen.
- … prüfen, ob zusammen mit anderen Fachgesellschaften ein Forschungsprojekt bei der DFG beantragt wird, in dem die DFG-Förderung von sozialwissenschaftlicher Forschung untersucht wird.
4.8 Verantwortlichkeit
- Große Verantwortung tragen die potentiellen Initiatorinnen und Initiatoren. Sie sind verantwortlich für die beiden wichtigsten Erfolgsfaktoren, nämlich Antragsqualität und (über die Auswahl) das Qualifikationsprofil der Antragstellenden. Alle anderen Faktoren können sie ebenfalls beeinflussen. Die Erhöhung der Erfolgschancen hängt folglich entscheidend davon ab, dass sie aus Bilanz und Diagnose Schlussfolgerungen ziehen, die sich an den Vorschlägen orientieren können, aber selbstverständlich nicht müssen.
- Eine mittlere Verantwortung tragen die Gutachtenden. Wenn sie in einem nennenswerten Umfang die vorgeschlagenen Schlussfolgerungen aus Bilanz und Diagnose ziehen, verbessern sie die Chancen der Anträge im Wettbewerb. Die DFG-Geschäftsstelle trägt ebenfalls eine mittlere Verantwortung, denn erst eine verbesserte Datenbasis ermöglicht eine robuste Diagnostik, und das setzt voraus, dass die DFG-Geschäftsstelle ihre Informationspolitik überdenkt. Die DGPuK – der Vorstand, aber auch die Mitgliederversammlung – ist ebenfalls der mittleren Kategorie zuzuordnen. Denn sie nimmt eine Schlüsselstellung in dem gesamten Prozess der Veränderung ein. Allerdings kann sie die letztlich entscheidenden Aktivitäten nur begrenzt steuern. Aber wenn sie keine Schlussfolgerungen aus Bilanz und Diagnose zieht, werden die meisten Veränderungen im Sande verlaufen.
- Eine vergleichsweise geringe Verantwortung tragen die Universitätsleitungen. Sie können dazu beitragen, ein angemessenes Umfeld für die Entwicklung von Forschungsverbünden herzustellen.
5 Fazit
- Die Bestandsaufnahme zeigt: Die KW ist in den letzten zehn Jahren bei DFG-Forschungsverbünden deutlich aktiver geworden, aber sie schöpft ihr Potenzial im Vergleich zu anderen Sozialwissenschaften bei weitem nicht aus, und das auch noch immer weniger.
- Die Suche nach Gründen ergibt: Dafür ist sie selbst verantwortlich, nicht die DFG und auch kein anderes Fach.
- Daraus lässt sich schlussfolgern: Sie könnte mehr erreichen, wenn mehr Kommunikationswissenschaftlerinnen und Kommunikationswissenschaftler den DFG-Forschungsverbünden höhere Priorität einräumten und wenn sie dabei stärker gefördert und gefordert würden.
Titel | Programmtyp | Beteiligte Disziplinen | Leituniversität | Ansprechperson (KW) | Entscheidung | Status | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Mediatisierte Welten | Schwerpunktprogramm | KW, Soziologie, Informatik, Pädagogik, Medienwiss., Musikwiss | U Bremen | Krotz, Hepp | 2009 | Abschluss 2016, einzelne Projekte bis 2018/19 |
2 | Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt | Graduiertenkolleg | KW, Psychologie, Wirtschaftsinformatik, Sportwiss., Wirtschaftswiss | WWU Münster | Blöbaum | 2011 2017 | Abschluss 2021 |
3 | Politische Kommunikation in der Online-Welt | Ortsverteilte Forschungsgruppe | KW | HHU Düsseldorf | Vowe | 2011 2015 | Abschluss 2018 |
4 | Media for Democracy Monitor | Einzelförderung in einem Verbund von Partnern aus elf Ländern | KW | WWU Münster | Marcinkowski | 2010 | Abschluss 2011 |
5 | Journalismus im Wandel | DACH-Projekt | KW | LMU München | Hanitzsch | 2013 | Abschluss 2016 |
6 | Regionale Pressevielfalt in Deutschland und Österreich | DACH-Projekt | KW | FU Berlin | Beck | 2014 | Abschluss 2018 |
7 | Management und Ökonomie grenzüberschreitender Medienkommunikation | DACH-Projekt | KW | KU Eichstätt | Altmeppen | 2015 | Abschluss 2019 |
8 | Verantwortliche Terrorismusberichterstattung | Trans-Atlantic Platform | KW, Politikwiss | U Mannheim | Wessler | 2017 | 2020 |
9 | Media Performance and Democracy | DACH-Projekt | KW | ./ | Hasebrink, Jandura, Stark, Weiß | 2017 | Abschluss 2021 |
10 | Migration and Patterns of Hate Speech in Social Media | ANR-DFG | KW, Medienwiss., Informatik, Linguistik | U Mainz | Schemer | 2018 | Abschluss 2022 |
11 | Die Re-Figuration öffentlicher Kommunikation in Zeiten tiefgreifender Mediatisierung | Paketantrag | KW | U Bremen, U Hamburg | Hepp, Hasebrink, Loosen | 2018 | Abschluss 2022 (hervorgegangen aus 17) |
Titel | Programmtyp | Beteiligte Disziplinen | Entscheidung | Status | |
---|---|---|---|---|---|
12 | Kommunikative Grenzüberschreitungen | Forschungsgruppe | KW, Medienwissenschaft | 2010 | Einzelne im Normalverfahren geförderte Projekte abgeschlossen |
13 | Smart Network of Graduate Schools in the Humanities and Social Sciences | Graduate School (Exzellenzinitiative) | KW, Politikwissenschaft, Germanistik, Geschichte, Erziehungswissenschaft, Philologien | 2010 | – |
14 | Medialisierung | Forschungsgruppe | KW, Soziologie, BWL, Geschichtswiss | 2011 | – |
15 | Structural Change and the Quality of European and U.S-Media | ORA-plus | KW | 2013 | – |
16 | Computer-assisted Analysis of Multimodal Documents | Graduiertenkolleg | KW, Informatik, Linguistik, Medienwiss., Politikwiss | 2015 | Antrag auf FG geplant |
17 | Transforming Communications | SFB/Transregio | KW, Informatik, Soziologie, Rechtswiss., Geschichte, Ethnologie, Erziehungswiss., Religionswiss | 2016 | Einzelne im Normalverfahren geförderte Projekte laufen |
18 | Communication Effects on Political Trust | Forschungsgruppe | KW, Politikwiss., Psychologie, Informatik | 2016 | Einzelne im Normalverfahren geförderte Projekte laufen, neuer Antrag als FOR geplant |
19 | Permanently Online and Permanently Connected | Forschungsgruppe | KW, Psychologie, Sozialwiss. Methodenlehre | 2016 | – |
20 | Going Public: Understanding Media Practice in Transregional Perspectives | Forschungsgruppe | KW, Politikwiss., Koreanistik, Soziologie, Lateinamerika-Studien Islamwiss., Medienwiss., Asienwiss., Geschlechterforschung | 2017 | Einzelne im Normalverfahren geförderte Projekte laufen |
21 | Politische Meinungsbildung in Sozialen Medien | Paketantrag | KW, Politikwiss., Digital Humanities, Wirtschaftsinformatik, Computerlinguistik | 2017 | – |
22 | Dissonante Öffentlichkeiten | Graduiertenkolleg | KW, Soziologie | 2018 | Antrag auf FOR geplant |
Programmtyp | Beteiligte Disziplinen | Entscheidung | Status | |
---|---|---|---|---|
23 | Forschungsgruppe | KW | 2020 | Skizze eingereicht |
24 | DACH-Projekt | KW | 2020 | Antrag in Begutachtung |
25 | Graduiertenkolleg | KW | 2020 | Antrag erfolgreich, Vollantrag wurde eingereicht |
Titel | Programmtyp | Leitdisziplin (Disziplin Sprecher/in) | Beteiligte Disziplinen | Leituniversität | Ansprechperson (KW) | Entscheidung | Stellenwert der KW | Status | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
26 | Wissenschaft und Öffentlichkeit | Schwerpunktprogramm | Psychologie | KW, Erziehungswiss., Sozialwiss., Biologie u. a. | WWU Münster | Blöbaum, Maier, Brosius, Ruhrmann | 2009 | Mehrere Teilprojekte in den 3 × 2-jährigen Förderphasen | Abschluss 2015 |
27 | Practicing Evidence – Evidencing Practice | Ortsverteilte Forschungsgruppe | Geschichte, Philosophie | KW, Soziologie, Wirtschaftswiss | TU München | Kinnebrock, Bilandzic (U Augsburg) | 2016 | 1 KW-Projekt von 6 (und zwei assoziierte Projekte) | Erneute Einreichung geplant |
28 | Re-Figuration von Räumen | Sonderforschungsbereich | Soziologie | KW, Architektur, Raumforschung, Geographie, Politikwiss., Stadt- und Regionalplanung, Kunst | TU Berlin | Pfetsch, Waldherr (FU Berlin) | 2017 | 1 KW-Projekt von 16 | 1. Phase 2021, Verlängerung geplant |
29 | Affective Societies | Sonderforschungsbereich | Sozial- und Kulturanthropologie | KW, Politikwiss., Soziologie, Anthropologie, Philosophie, Theaterwiss., Medienwiss | FU Berlin | Lünenborg | 2017 2019 | 1 KW-Projekt von 17 | Abschluss 2023 |
30 | Climatic Change and Society | Exzellenzcluster | Meereskunde | Sozialwiss. (inklusive KW), Geisteswiss., Mathematik, Informatik, Naturwiss., Wirtschaftswiss | U Hamburg | Brüggemann | 2018 | 1–2 KW-Projekte von 14 | Abschluss 2026, Verlängerung geplant |
31 | Hybrid Societies | Sonderforschungsbereich | Psychologie | KW, Informatik, Mathematik, Ingenieurswiss., Rechtswiss., Soziologie, Linguistik | TU Chemnitz | Pentzold | 2019 | 1 KW-Projekt von 20 | Abschluss 2023, Verlängerung möglich |
Titel | Programmtyp | Leitdisziplin (Disziplin Sprecher/in) | Beteiligte Disziplinen | Entscheidung | Stellenwert der KW | Status | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
32 | Internetvermittelte kooperative Normsetzung | Forschungsgruppe | Informatik | KW, Soziologie, Politikwiss., BWL | 2012/13 | 1 KW-Projekt von 8 | – |
33 | Linkage in Democracy | Graduiertenkolleg | Politikwiss | KW, Soziologie | 2013 | 3 von 10 PIs | Universitätsinterne Förderung bis 2022 |
34 | Geheimhaltung und Überwachung. Veränderte Muster politischer Herrschaft | Graduiertenkolleg | Politikwiss | KW, Soziologie, Rechtswiss | 2018 | 2 KW von 12 PIs | – |
35 | Data Analytics for the Humanities | Exzellenzcluster | Informatik | KW, Sprachwiss., Geschichtswiss., Archäologie, Philosophie | 2018 | 2 KW von 14 PIs | Einreichung als SFB geplant |
36 | Understanding Obesity | Exzellenzcluster | Medizin, Kulturwiss | KW, Medizin, Lebenswiss., Informatik, Neurologie, Psychologie, Soziologie, Erziehungswiss | 2018 | 1 KW von 25 PIs | Einreichung als in anderer Form geplant |
37 | Positive Learning in the Age of Information | Exzellenzcluster | Wirtschaftspädagogik | KW, Germanistik, Anglistik, Informatik, Psychologie, Soziologie | 2018 | 2 KW von 38 PIs | Soll als SFB/TRR eingereicht werden |
38 | Digitalisierte Sexualität | Schwerpunktprogramm | Medienpsychologie | KW, Kognitionspsychologie, Sexualmedizin | 2019 | 2 KW von 4 Mitgliedern des Leitungsgremiums | Erneute Einreichung 2019 |
-
Aufgenommen wurden DFG-finanzierte Forschungsverbünde (FV), über deren Förderung ab 2009 entschieden wurde oder über die noch entschieden wird (Stand: 15.03.2020). Aus der Zeit davor sind uns sechs geförderte und vier nicht geförderte FV mit kommunikationswissenschaftlicher Beteiligung bekannt.29
-
Es wird unterschieden zwischen (1) Forschungsverbünden mit kommunikationswissenschaftlicher Dominanz (FKD), bei denen die KW als Leitdisziplin beteiligt ist, und (2) Forschungsverbünden mit kommunikationswissenschaftlicher Ergänzung (FKE), bei denen die KW beteiligt, aber nicht Leitdisziplin ist.
-
Es werden auch FV aufgeführt, die von der DFG nicht als „koordinierte Programme“ gefasst werden, also Paketanträge, DACH-Projekte, Open Research Areas (ORA), Trans-Atlantic Platforms (TAP) und das ANR-DFG-Förderprogramm für die Geistes- und Sozialwissenschaften (ANR-DFG). Alle diese Verbundtypen werden von der DFG als eine besondere Form der Sachbeihilfe eingeordnet, von uns als kleine Verbünde aufgenommen.
-
Bei den kommunikationswissenschaftlich dominierten FV sind große und mittlere Verbünde fett dargestellt, kleine Verbünde kursiv.