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2023 | OriginalPaper | Buchkapitel

9. Exkursion IV: Hermann Reuter (1911–1981) und Hermann Oestrich (1903–1973)

verfasst von : Dietrich Eckardt

Erschienen in: Jet Web

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Diese letzte ‚Exkursion‘ befasst sich mit zwei führenden Turbojet-Ingenieuren in Deutschland, Abb. 9.1, und ihren – teilweise verbundenen – Kriegsaktivitäten. Speziell für Reuter wird dies mit Blick auf die Qualität seiner Leistungen und der seines Teams ein echter Präzedenzfall sein, aber dann auch – nach der ‚Achterbahnfahrt‘ der Übergangszeit, – ein gemeinsamer Blick auf dauerhafte industrielle Nachkriegswirkungen, basierend auf ingenieurtechnischer Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit an neue Umstände.

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Fußnoten
1
Die angeführten Beispiele – für Luft, durch die fortschrittliche Axialverdichter-Entwicklung für die BMW 109-003 C/D Versionen werden in diesem Kapitel behandelt, – für Land-Anwendungen wurden sie bereits im vorangegangenen Panzer-Gasturbinen-Abschn. 8.​3.​4 skizziert, und – für See, durch die Illustration von Reuters Installation eines Bristol Rolls-Royce Olympus TM1a auf einem 700 t Kanonenboot der finnischen Marine, ebenfalls im vorliegenden Kapitel.
 
2
Dieser spezielle Teil von Oestrichs Lebenslauf wird in Abschn. 10.​4 abgehandelt werden.
 
3
S. Wikipedia ‚Friedrich Engels‘. 1936 wurde das Gymnasium Elberfeld nach Wilhelm Dörpfeld (1853–1940), Archäologe und Ausgräber von Troja, benannt, um eine drohende Benennung durch das NS-Regime als ‚Langemarck-Schule‘ zu verhindern, – s. Wikipedia, ‚Langemark‘. Der Name des Gelehrten und Sozialrevolutionärs Engels wäre sicher auch ein geeigneter Kandidat gewesen, aber als Kommunist war er für die damals herrschenden ‚Nationalsozialisten‘ nicht akzeptabel.
 
4
Daten (Sign. 22008_461 und 21011_923), mit Dank an Judith Käpplinger, KIT Archiv, 17. Jan. 2022.
 
5
S. Abschn. 7.​4, bemerkenswerterweise wurde der Antrag nicht aus der Verantwortung von H. Schelp heraus initiiert, sondern ging auf eine Anregung der RLM Abteilung Flugzeugbau GL/C-E2 zurück.
 
6
Brief des späteren BBC Vorstandsvorsitzendem Herbert Gassert (1929–2011) – s. Wikipedia, ‚Herbert Gassert‘, an MTU Vorstandsmitglied Karl-Adolf Müller, vom 1. Feb.1971, welchen Gassert dem Autor am 8. Dez. 2008 zukommen ließ.
 
7
S. Abschn. 8.​1.​1 im Zusammenhang mit Jumo 004 A.
 
8
S. ‚Herbitus‘, Abschn. 8.​3.​3, und ‚Hetralin‘, Abschn. 8.​3.​5; später tauchten entsprechende Talente Oestrichs wieder bei ‚Hermos S.A.‘, und besonders im Begriff ‚ATAR‘ auf.
 
9
TLUK/Ve – steht mit einiger Wahrscheinlichkeit für ‚Turbine-Luftfahrt-Konstruktion/Verdichter‘. Andere Abt.-Mitglieder waren nach – s. Wikipedia, ‚Operation LUSTY‘, für ‚LUftwaffe Secret TechnologY‘, Nachkriegs-Personal-Aufstellungen: Willy Horni(n)g (35), Lohmeir oder Lohmeyer, Hermann Henke (21), Gunter Casper (34), und zusätzlich Karl Fickert, Waldemar Hryniszak und Ivo Dane (33), von denen der spätere Dipl.-Ing. I. Dane über sein Wilhelmshavener Ingenieurbüro einige Bekanntheit erlangte, in ~ 1982 als Mitbegründer der DGW Deutschen Gesellschaft für Windenergie. Hans Rosskopf, obwohl ursprünglich Teil des BBC Teams, führte bald Oestrichs Konstrukteurs-Gruppe, zuerst bei BMW, und danach bei der SNECMA. Leiter von BBC Mannheims Industrieverdichter-Abt. war Max Schattschneider, bestens bekannt für die entsprechende Ausstattung der Triebwerks-Höhenprüfstände, und Windkanäle wie unter – s. Eckardt, Gas Turbine Powerhouse, S. 122 f., und – s. Eckardt, The 1 × 1 m hypersonic wind tunnel Kochel/Tullahoma 1940–1960 nachzulesen.
 
10
S. Kay, German Jet Engine, S. 125.
 
11
Ulrich Senger sollte spätestens 1936 Kontakte zur TH Stuttgart und dem renommierten FKFS unter Prof. Wunibald Kamm geknüpft haben, als BBC – wie bereits erwähnt – die 3. NI-Höhenversuchsanlage an dieses prosperierende Institut lieferte, – mit damals bis zu 650 Mitarbeitern.
 
12
Seit 1941 unterstützte C.A. Leuze die Suche nach alternativen Baumwollquellen, insbesondere aus der Ukraine und von der Krim.
 
13
DKF Deutsche Kraftfahr Forschung, VDI Verein Deutscher Ingenieure, hier beide als Herausgeber.
 
14
S. Eckert, Das Kuehlgeblaese (1940), mit den DKF- und VDI-Versionen der Arbeit. Zusätzlich erschienen mehrere Kurzfassungen, – s. Eckert, Kuehlgeblaese (MTZ, 1940) und – Kraftfahrzeug-Kuehlgeblaese (1942–1943).
 
15
S. Eckert, Axialkompressoren.
 
16
Heute, HFI Hermann-Foettinger-Institut für Strömungsmechanik und Technische Akustik an der TU Berlin. Weinigs erste berufliche Aufgabe war die Optimierung von Torpedorümpfen mithilfe von Föttingers Vektorintegrator im Auftrag der TVA TorpedoVersuchsAnstalt Eckernförde, wo Weinig für die numerischen Berechnungen zuständig war. Am 7. Juli 1929 promovierte er mit einer Arbeit ‚Über die graphische Berechnung der Strömungsverhältnisse und der Leistungsaufnahme in einem gegebenen Turbinenrad‘, – gefolgt von seiner Habilitation; – s. Hager, Hydraulicians (Weinig).
 
17
Unter letzterem Aspekt gehört F. Weinig zu den frühesten Pionieren dieser Disziplin in Deutschland, zusammengefasst erstmals in seinem Buch von 1935, – s. Weinig, Die Stroemung um die Schaufeln, gefolgt z. B. von W. Traupels Doktorarbeit aus dem Jahr 1942 (gewidmet Joh. Seb. Bach) – s. Traupel, Neue allgemeine Theorie. Es scheint, dass die Grundlagen – auch hier – in England durch die Impuls- oder Actuator Disk-Theorie gelegt wurden, die mit den Namen von W.J.M. Rankine (1865), A.G. Greenhill (1888) und R.E. Froude (1889) verbunden ist, und durch die BET Blade Element Theory von W. Froude (1878), D.W. Taylor (1893) und dem polnischen Erfinder S. Drzewiecki ergänzt wurde, der sonst für den Bau des ersten mit einer e-Batterie betriebenen U-Boots im Jahr 1884 bekannt ist. Der Autor schlägt einen entsprechenden historischen Abriss der frühen numerischen Techniken für die Strömungsmechanik, die Strömungsberechnung in Turbomaschinen und deren Zusammenhänge vor, als eine Art wissenschaftlichem Stammbaum zum Verständnis, zur Lehre und zur Anwendung fortgeschrittener heutiger Numerischer Methoden.
 
18
Hauptsächlich aufgrund des sich verbreitenden Rufs seines übersetzten Propellerbuchs, – s. Weinig, Aerodynamik der Luftschraube, arbeitete Weinig in den USA, zunächst bis 1951 für das Air Material Command, Wright Field, OH, danach für GE Aircraft Engines in Cincinnati, OH, wo er die Entwurfsingenieure anleitete, seine Theorie von dünnen Kreisbogenprofilen mit geringer Wölbung bis 1958 anzuwenden. Der verstorbene Leroy H. Smith, jr. schrieb in einer privaten Mitteilung im November 2008: ‚By the time I arrived at GE in 1954, Dr. Weinig’s ‘deviation angle method‘ – s. Smith, Axial Compressor Aerodesign Evolution – was no longer being used. Personally, he was set in his analytic ways and hard to communicate with. Our design methods had moved on, and he had trouble accepting that.‘ Das Kommunikationsproblem führte dazu, dass er als Berater nicht sehr effektiv war. Im Jahr 1960 verließ er die USA und kehrte zu seinen Verwandten nach Leinsweiler, 30 km westlich von Karlsruhe, zurück. Er baute ein Haus mit einem herrlichen Blick auf die nahe – s. Wikipedia, ‚Reichsburg Trifels‘, bekannt als der Platz, wo Richard Löwenherz, König von England (36) im Jahr 1193 gefangen gehalten wurde. Information über Weinigs letzte Jahre, mit Dank an Maja Theisinger, 25. Jan. 2022.
 
19
S. Kay, German Jet Engine, S. 126.
 
20
S. Abschn. 8.​2.​3.
 
21
S. US Navy Dept, Interrogation Report; das gedruckte erste Datum 22. Okt. 1945 in Absatz 1 dieses Berichts ist offensichtlich ein Tippfehler, – und sollte 26. Okt. 1945 heißen, ebenso ist Cam(p)bells getippte Unterschrift falsch geschrieben.
 
22
S. Eckert, Erinnerungen, S. 75 f., der zu jener Zeit nach seinen ‚Erinnerungen‘ ein Ingenieurbüro betrieb und entsprechend von der US Navy für ein ganzes Jahr bezahlt wurde, während dem er z. B. veröffentlichte – s. Eckert, Series of Articles (enthaltend ~ 100 gemessene Verdichter-Kennfelder). Die US Navy-Aufwendungen umfassten auch Extras wie einem Volkswagen ‚Kübel‘ um die täglichen 10 km von Kirchheim/Teck, wo er lebte, hin zu der FKFS Außenstelle in Unterlenningen zu überbrücken. Zu Eckerts Belustigung umfasste das Navy Rundum-Sorglos-Paket für den (luftgekühlten) Volkswagen mehrere hundert Liter Gas und 100 l Wasser-Glykol Kühlflüssigkeit (!).
 
23
1952 kehrte Eckert nach Deutschland zurück und begann seine Tätigkeit bei der Daimler-Benz AG Stuttgart-Untertürkheim, wo er Direktor und Leiter der Abteilung Strömungsmaschinen wurde – mit Verantwortung vor allem für (Automobil-) Gasturbinen und ab 1969 für die neu gegründete MTU Motoren- und Turbinen-Union München GmbH (heute MTU Aero Engines), einem Zusammenschluss der Nachkriegs-Turbinenaktivitäten von DB, BMW und MAN. Nach seiner Pensionierung verfasste er seine ‚Erinnerungen‘, die einen eher seltenen Zeitzeugenbericht insbesondere der frühen deutschen Turbojet-Entwicklungen aus der Sicht eines Ingenieurs darstellen.
 
24
S. Eckardt, Gas Turbine Powerhouse, S. 146 f.
 
25
S. Wikipedia, ‚Junkers Ju 287‘.
 
26
S. Kay, German Jet Engine, S. 135, Fig. 2.​106 – mit der Bildunterschrift: ‚An allied technician examining the (destroyed) compressor, apparently exploded with an internal charge which split open the casing and stator rings‘.
 
27
S. Kay, German Jet Engine, S. 131 f.
 
28
Diese typische Doppelwand-Struktur ist auch auf der verwandten Konstruktion sichtbar von – s. Wikipedia, ‚Pirna 014‘, besonders etwa auf Abbildungen des Ausstellungs-Triebwerks im Deutschen Museum München.
 
29
S. C.I.O.S, Gas Turbine and Wind Tunnel Activity Brown Boveri(e) Cie. Namenskorrekturen in [..].
 
30
Der C.I.O.S. Report nennt: Schneider, Waldmann, Krauss, Hornig, Henke, Dane, Casper; nicht erwähnt Hraniczek, verantwortlich für den GT103 Regenerator, der auch Teil des KTL-Panzer-Teams war.
 
31
Hier liegen einige Fehlinformationen vor: Wie bereits in Abschn. 8.​3.​4 beschrieben, ging die KTL-Evakuierung Anfang 1945 von St. Aegyd nach Sülzhayn/Ellrich, mit Wohnquartieren für SS-Personal, etwa neun Kilometer nordwestlich der riesigen unterirdischen Produktionsanlagen von Mittelbau-Dora (und nicht wie fälschlich geschrieben ‚Sulzheim‘). Von den verwechselten Daten sind MO 26. März, und FR 6. April 1945, wahrscheinlicher (als die ebenfalls angegebenen 28. März und 8. April). Das Ziel des 50 Lastwagen umfassenden KTL-Konvois war das ‚Camp Schlatt‘ in Österreich, etwa 60 km südöstlich von Passau, wo auch Max Adolf Müller in US-Gefangenschaft geriet, und nicht der BMW-Verteilerort Kolbermoor bei Rosenheim, wo sich Hans von Ohain bei Kriegsende aufhielt, – s. Conner, Hans von Ohain, S. 144. ‚Kahla‘ – der Name eines thüringischen Porzellans seit 1844 – als Code-Name für Kolbermoor nahe Rosenheim – war augenscheinlich mit ausgesprochener Raffinesse ausgewählt worden, per se ein Kennzeichen Oestrichs, weil es leicht mit ‚KALAG‘, Codename von Oestrichs verwandten Untergrund-Anlagen der früheren BMW Berlin-Spandau in Neu-Staßfurt, 500 km nördlich von Kolbermoor, Abschn. 9.2, und benannt nach einer Salzmine ohne Bezug ‚Kaliwerk Löderburg AG’ verwechselt werden konnte. In den 1940er Jahren hatte Kahla mehrere über ganz Deutschland verteilte Produktionsstätten, eine dieser kleinen Fabriken befand sich im Gebäude der ‚Alten Spinnerei‘ in Kolbermoor, heute praktisch ein Vorort im Westen von Rosenheim, etwa 50 km südöstlich von München. Noch heute gibt es dort die Mahlwerck Porzellan GmbH, sodass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass sich Sengers ‚Kahla‘ bei Rosenheim auf diesen Standort bezieht. Als Reuter schließlich im Frühjahr 1946 nach einem – wie er es in seinem Lebenslauf nannte – unfreiwilligen 6-monatigen Aufenthalt bei Parsons, Newcastle (vermutlich mit dem Rest der KTL-Gruppe) in die Brown-Boveri-Zentrale nach Heidelberg zurückkehrte, konnte sein tatsächlicher Rückweg nicht rekonstruiert werden, sodass die Frage, aus welchem der Vernehmungslager er schließlich entlassen wurde (Kolbermoor, Schlatt oder Newcastle), unbeantwortet bleiben muss.
 
32
Diese Untersuchungen wurden durchgeführt von Drs.sc.techn.ETH – s. Wikipedia, ‚Georges Bernard Bridel‘, und Marc Immer, ALR Arbeitsgruppe für Luft- und Raumfahrt, Zürich, – s. Wikipedia, ‚ALR Piranha‘.
 
33
Reuter hatte den ‚Lehrstuhl für Allgemeine Maschinenkonstruktionslehre‘ am IPEK zwischen 1967–1976.
 
34
Das Olympus Mk 200 hatte einen Startschub von 16.000 lbf und wurde für den ersten Avro Vulcan B2-Bomber verwendet. Die ursprüngliche Konstruktion dieser zweiten Generation, der ‚Olympus 6‘, begann 1952. Es handelte sich um eine umfassende Neukonstruktion mit fünf ND- und sieben HD-Verdichterstufen und einer ‚Canullar-Brennkammer‘ mit acht miteinander verbundenen Flammrohren. Trotz eines wesentlich größeren Massenstroms unterschieden sich Größe und Gewicht kaum von früheren Modellen. Am bekanntesten war das Rolls-Royce/SNECMA Olympus 593, eine Nachbrenner-Version des Olympus, das das 1964 begonnene Überschallflugzeug Concorde antrieb. BSEL und Snecma Moteurs aus Frankreich sollten sich das Projekt teilen. Nach der Übernahme von BSEL im Jahr 1966 blieb Rolls-Royce der britische Partner, – s. Wikipedia, ‚Rolls-Royce Olympus‘.
 
35
S. BBN, Schiffs-Gasturbine (Autor H. Reuter).
 
36
Die ‚Turunmaa‘, die Anfang 1968 mit der Seeerprobung begann, war das erste Kriegsschiff mit Olympus-Antrieb, das in Dienst gestellt wurde, etwa sechs Monate vor der ‚HMS Exmouth‘, dem ersten britischen Schiff, das für die Erprobung des Antriebssystems für die Royal Navy umgerüstet worden war, und später das erste Kriegsschiff, das vollständig von Gasturbinen angetrieben wurde.
 
37
S. Wikipedia, ‚Turunmaa-class gunboat‘ in Englisch.
 
38
S. Wikipedia, ‚Hermann Oestrich‘, und – s. Wikipedia, ‚Beeckerwerth für Oestrichs Geburtsort.
 
39
S. Wikipedia ‚August Thyssen‘. 1906 wurde ‚Oestrichshof‘ vollständig durch Thyssens Bergbau-Organisation aufgekauft, – s. Wikipedia, ‚Gewerkschaft Deutscher Kaiser‘, und Oestrichs Vater entschied danach als Bauer aufzuhören, – offensichtlich unter zufriedenstellenden Bedingungen; Information, mit Dank an Michael Kanther, Stadtarchiv Duisburg, 16. Feb. 2022.
 
40
Abschlusszeugnis für Universitäts-Qualifikation, mit Dank an Yvonne Kurzeja, Stadtarchiv Mülheim a.d. Ruhr, 19. Aug. 2021; abweichend waren nur sein ‚Turnen‘ und seine ‚Handschrift‘; die rechte Spalte ‚Schlußurteil‘ enthält den Kommentar ‚Reif befreit‘, sodass er sich keiner mündlichen Prüfung unterziehen musste. Heute heißt das Gymnasium ‚Otto-Pankok-Schule‘, nach einem lokalen Kunstmaler.
 
41
Es scheint, dass Oestrichs Weggang im Jahr 1935 H. Kühl die Möglichkeit eröffnete, sein Nachfolger als Oberingenieur des Instituts zu werden, wie bereits in Kap. 7 beschrieben; ein entscheidender Schritt für die weitere persönliche Entwicklung von H. Schelp und das deutsche Turbojet-Entwicklungsprogramm.
 
42
Das Kalkbergwerk Wittring(en) verfügte über zwei unterirdische Bereiche mit den Codenamen ‚Kalk I‘, 35.000 m2, als Reserve für militärische Zwecke, und ‚Kalk II‘, 30.000 m2, für die Produktionsvorbereitung der Serien BMW 003-0 und – A; darüber hinaus, – s. Kay, German Jet Engine, S. 97, waren dort auch Turbojet-Entwicklungsabteilungen angesiedelt. In Oestrichs Erinnerungen, jedoch, – s. Mouton, Hermann Oestrich – blieb das Entwicklungsteam zusammen in Spandau bis Ende 1944, ehe der Umzug nach Neu-Staßfurt vollzogen wurde – fragwürdig spät im Feb. 1945.
 
43
Kalag war die Bezeichnung der BMW Sektion, während das vollständige Industrieareal in Neu-Staßfurt unter dem Tarnnamen ‚Reh‘ lief.
 
44
S. Nouzille, La folle histoire.
 
45
S. Uziel, Arming the Luftwaffe, S. 131.
 
46
Zu dieser Zeit waren Bruno Bruckmann und ‚Dir. Ulsamer‘, zuständig für die BMW Werke Nord, vermutlich bereits bei BMW München. Bev. Wolff (Bevollmächtigter) steht für Harald Wolff, der nach dem Ausscheiden von Ernst Heinkel die Heinkel-Hirth-Werke, Stuttgart-Zuffenhausen, leitete und als Leiter dieses Arbeitskreises über die Entwicklung von Turbojets informiert war.
 
47
Karl Prestel, BMW Chefkonstrukteur verpasste die Evakuierung von Oestrichs Team von Staßfurt in den Süden Ende April 1945; er hatte kurz versucht in die Zentrale in Berlin-Spandau zurückzukehren und wurde dabei durch vorrückende russische Truppen abgeschnitten. S. Abschn. 10.​2, zur Fortsetzung nach der sowjetischen Besetzung, und entsprechende Veränderungen von Kalag hin zu OKB-2 in Neu-Staßfurt.
 
48
Diese Bemerkung scheint zu unterstreichen, dass die Teilnehmer des Treffens mit den Voraussetzungen und Schwierigkeiten der BBC Mannheim zu diesem Zeitpunkt nicht allzu vertraut waren; es wird sogar bezweifelt, ob die BBC überhaupt eine Verdichter-Versuchsanlage mit dieser erforderlichen Leistung bereithielt. Es scheint, dass alle bekannten BBC-Verdichtertests für die Hermso-Projekte bei der GHH GuteHoffnungsHütte Oberhausen durchgeführt wurden oder dort geplant waren. Die Mittelwerke G.m.b.H. sind als SS-Industrie in gewisser Weise identisch mit Mittelbau-Dora bei Nordhausen im Harz, wo seit August 1943 die unterirdische Produktion von A4/V-2 Raketen konzentriert wurde, die von 60.000 Häftlingen aus dem Konzentrationslager Buchenwald betrieben wurde, von denen schätzungsweise 20.000 ums Leben kamen. Nach Aussage von J.-Ch. Wagner, dem heutigen Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, ist die Verdichter-Versuchsanlage nicht lokalisierbar, jedoch kann man davon ausgehen, dass die beschriebenen Aktivitäten Teil einer Arbeitsverlagerung in die unterirdische Produktion der Mittelwerke war, vergleichbar mit der für den He 162 ‚Volksjäger‘ mit BMW-004 A Triebwerk. Aus dem gleichen Grund, nämlich zur Stabilisierung der Produktion gegen Bombenangriffe auf oberirdische Industriestandorte, war zuvor bereits die Fertigung der sogenannten Rudermaschine für die A4/V-2 Rakete vom BBC Saarbrücken ebenfalls zu den Mittelwerken verlagert worden. S. Wagner, Produktion des Todes, S. 205, und Allen, The Business of Genocide.
 
49
S. Wikipedia, ‚Hans-Georg Münzberg‘, war Teil von Oestrichs Team bis 1956, dann parallel zu seiner fortbestehenden SNECMA Beschäftigung Professor für Turbojet-Antriebe an der TU Berlin, nach 1964 Vollzeit-Professor an der TU München.
 
50
S. Kay, Turbojet, Vol. II, S. 182; Oestrich erinnerte sich – s. Mouton, Hermann Oestrich, – dass für den Transport 3–4 Autobusse von deutschen Unternehmen (?) ‚en autoroute‘ nach München gemietet worden seien, was unter den gegebenen Umständen eher unwahrscheinlich war, und der Tatsache geschuldet sein könnte, dass er diese Erinnerungen erst ~ 1960 niederschrieb. Nach einer 3. Version warnte er selbst in einem Treffen am 3. Juni 1945 einen US Offizier vor einer bevorstehenden Übernahme der Gegend durch russische Truppen, und dass eine sichere Evakuierung seines Kernteams mit Familien und einigen wichtigen Unterlagen nur die Bereitstellung von vier Lastwagen erfordern würde. S. Werner, Kriegswirtschaft, S. 353, und BMW Archiv UA 704/1.
 
51
Wie sich Oestrich erinnerte – s. Mouton, Hermann Oestrich, hatte er Fedden in Begleitung von Dr. Stern als Übersetzer, – see Kap. 2, < Sep. 1920 > – bereits am DI 19. Juni 1945 noch in Neu-Staßfurt unter Tage getroffen.
 
52
Die gegenwärtige – s. Wikipedia, ‚Direction générale de la Sécurité extérieure‘, abgekürzt DGSE, geht zurück auf die ‚Direction générale des études et recherches‘ DGER von 1944, welche sich Ende 1945 selbst substantiell reformieren musste, als 8300 von 10,000 Vollzeit-Geheimdienstlern entlassen wurden.
 
53
Bis 1957 war Kurt Donath (1902–1971) Technischer Direktor der BMW AG; Franz Popp (1886–1954), der von Anfang an bei BMW war, war 1942 ausgeschieden und wurde damals durch Kurt Donath ersetzt. Donath war über Bramo zu BMW gekommen und sollte BMW aus den Schwierigkeiten der Nachkriegszeit herausführen. Zum Zeitpunkt der Paris-Reise zusammen mit Oestrich vertrat er BMW allein, und neben der Unterstützung durch Ermutigung von Oestrich und der Erneuerung alter Gnome & Rhone Kontakte hatte er möglicherweise – letztlich vergebliche – Ideen, auch BMW in das kommende ‚Groupe O‘ Projekt einzubinden.
 
54
Auf Popps Initiative wurde nach diesem Besuch eine Kopie des Blvd. Kellermann ‚Blockhauses‘ auf dem Gelände der BMW München-Allach geplant (heute MTU Aero Engines), – s. Abb. 9.14 (l). Die Realisierung des zweistöckigen Bunkers mit 32.000 m2 Grundfläche (17 m hoch, 160 × 35 m, 2 m Wandstärke) unter dem Decknamen ‚Walnuss‘ verzögerte sich jedoch bis 1945, als erst 65 % des Gebäudes fertiggestellt waren, – s. Werner, Kriegswirtschaft, S. 173–177.
 
55
S. Uziel, Arming the Luftwaffe, S. 46.
 
56
S. Albrecht, Rüstungsfragen, S. 98.
 
57
In diesem Zusammenhang war England völlig desinteressiert und vertraute fest auf seine eigenen Ressourcen. Folglich folgte die USAAF, die sich auf General Arnolds amerikanisch-britisches Technologie-Beschaffungsabkommen stützte, nur halbherzig. Lediglich die US-Marine, die in ständiger Konkurrenz zur USAAF stand, begann bei Heinkel-Hirth, Stuttgart-Zuffenhausen, mit einer Kleinserienfertigung von HeS 011-Turbojet-Triebwerken, für die Hans von Ohain aus Kolbermoor zurückgeholt wurde.
 
58
S. Ebert, Willy Messerschmitt, S. 293, berichtet, dass die vorrückende 1. französische Armee unter General Jean de Lattre de Tassigny mehrfach die vereinbarte US-Zone verletzte und bei Wertach/Allgäu, ~ 40 km westlich von Messerschmitts Standort Oberammergau, einen kompletten Zeichnungssatz für Messerschmitts Pfeilflügeljäger-Prototypen P.1101, sowie zusätzliche Projektunterlagen für P.1102 – P.1112 erbeutete. Materialien, die dann am 9. Juni 1945 an die Amerikaner zurückgegeben werden mussten, siehe auch Abschn. 10.​2.​2.
 
59
S. Bodemer, L’ATAR, S. 63.
 
60
S. Wikipedia, ‚Guy du Merle‘ in Englisch.
 
61
Die endgültige Vereinbarung zwischen der französischen Regierung und Hermann Oestrich, mit der er für fünf Jahre zum Technischen Direktor ernannt wurde, wurde am 25. April 1946 unterzeichnet.
 
62
S. Bodemer, L’ATAR, S. 63, Fußnote 1.
 
63
Ein seltenes Photo des Konvois bei Tageslicht zeigt, – s. André, Les Turboréacteurs, S. 4. H. Oestrich in einem maschine-geschriebenen Bericht in Deutsch aus dem Jahre ~ 1960/1961 beschreibt dagegen einen gefährlichen Grenzübertritt in die französische Zone bei ‚Nacht und Nebel‘. Bericht, mit Dank an P. Mouton, 31. Jan. 2022.
 
64
S. Gimbel, Science, S. 31.
 
65
Die korrekte Bezeichnung dieses Phänomens – aus Oestrichs Perspektive – nennt sich ‚Reproduktions-Rechte‘, nach seinem ‚contrat de licence et de collaboration technique‘, welche H. Oestrich, persönlich, aufgrund seiner Patente an das französische Luftfahrt-Ministerium für die ATAR Produktion vergibt, und für welche er durch Lizenzgebühren entschädigt wird, die grossteils in seine Firma Hermos S.A., in Casablanca, Marokko, bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 1960 investiert werden, – s. Abschn. 10.​4, und – s. Bodemer, L’ATAR, S. 78.
 
66
Hermos S.A. (Société Anonyme) war in Casablanca noch unter scherifischer Gesetzgebung im Jahr 1950 gegründet worden, und war 1959 offiziell eine Reparaturwerkstatt für Flugmotoren mit ca. 170 Angestellten.
 
67
Dies ist augenscheinlich die offizielle SNECMA Version – s. Bodemer, L’ATAR, S. 63, während Kay, Turbojet, Vol. 2, S. 182 fälschlicherweise ‚Atelier Technique Aéronautique Rickenbach‘ schreibt.
 
68
Zur Komplexität der ATAR Interpretationen, – s. Wikipedia, ‚Atar‘ in Englisch, insbesondere den Unterabschnitt ‚The cult of fire‘; im gegenwärtigen persisch-zoroastrischen Kalender tragen sowohl der 9. Tag als auch der 9. Monat den Namen ‚adar‘, und die fünfte arische Gottheit nach Himmel, Wasser, Sonne und Mond ist das Feuer/Atar.
 
69
S. Wikipedia, ‚Friedrich Nietzsche‘, ‚Philosophy of Friedrich Nietzsche‘, ‚Thus Spoke Zarathustra‘, und ‚Zoroastrianism‘, alle in Englisch.
 
70
S. Albrecht, Rüstungsfragen, S. 107.
 
71
Kressbronn war offiziell der Marinestützpunkt der ‚Flottille du Lac de Constance‘, die etwa 40 meist kleinere Einheiten (‚Vedettes‘) umfasste, die mit 9 Offizieren, 45 Unteroffizieren, 159 Gefreiten und Matrosen sowie 19 Gendarmen besetzt waren. Die Geschichte eines Bootes ist gut dokumentiert: Das Fischereikontrollboot Lachs war 1938 in Ziegenort/Trzebież, in Abb. 8.20 (r) am Westufer der Oder gegenüber von Gasierzyno/Ganserin, registriert, 1940 war es als Motorboot C 109 der deutschen Marine in Calais in Vorbereitung der Operation Seelöwe stationiert, 1942 wurde es dem Fischereiamt Bregenz am Bodensee zugeteilt, wo es 1945 von der französischen Marine beschlagnahmt und als Vedette Héron (B4) neu registriert, 1950 als Zander an die Wasserschutzpolizei Lindau übergeben und 1960 schließlich an einen privaten Eigentümer verkauft wurde. Aus amerikanischer Sicht hat Kressbronn ein besonderes technisches Wahrzeichen durch eine kleine, 72 m lange Hängebrücke über den Bach Argen, erbaut 1896/7, und – unbestätigt – dem jungen Othmar Ammann (1879–1965) vor Ort, später bekannt als Konstrukteur der 20-mal längeren GWB George-Washington-Bridge (1931) in New York, siehe auch Kap. 7.
 
72
Dies ist die offizielle französische Erklärung; zusätzlich verordnete der – s. Wikipedia, ‚Alliierte Kontrollrat‘ in Berlin, im April 1946 den Leitungen der vier Alliierten Besatzungszonen in Deutschland und dem von den Alliierten besetzten Österreich, dass alle rüstungsrelevanten Studien oder Produktionen eingestellt werden mussten. Folglich begannen im Mai 1946 die Vorbereitungen für den Abzug aus Rickenbach. Der entsprechende Umzug der sowjetischen Einrichtungen in den Osten erfolgte am 22. Oktober 1946.
 
73
Die Werksanlage Rickenbach wurde 1948 an Dornier zurückgegeben – leer, in dieser Hinsicht vermutlich eine Kopie der sich zurückziehenden Wehrmacht. Am besten dokumentiert ist der deutsch-französische Austausch von militärischen Beutestücken, – s. Wikipedia, ‚Greif (Kanone)‘, die 1524 auf der Festung Ehrenbreitstein am Rhein, gegenüber von Koblenz, aufgestellt wurde. 1799 brachten die Franzosen sie nach Metz und 1866 in das Musée de l’Armée im Hôtel des Invalides in Paris. 1940 schickten die Deutschen sie zurück nach Koblenz, von wo die Franzosen sie 1946 wieder retournierten. Erst im Rahmen der deutsch-französischen Aussöhnung unterzeichnete der französische Staatspräsident François Mitterand 1984 mit dem deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl eine Vereinbarung über eine dauerhafte ‚Ausleihe‘ an die Festung Ehrenbreitstein.
 
74
S. Wikipedia, ‚Jacques Duclos‘.
 
75
In Französisch: ‚Ceux qui critiqueraient l’installation des Allemands à Decize ne pouvaient être que des collaborateurs,‘ – s. Carlier, Les débuts.
 
76
Heute, Gendarmerie Nationale, 105 Av. de Verdun, Decize.
 
77
S. Eggers, Professor Gerhard Eggers (1912–1998).
 
78
S. Bodemer, L’ATAR, S. 65.
 
79
S. Kruschik, Die Gasturbine, 2. Aufl., S. 158.
 
80
Man kann davon ausgehen, dass diese ungewöhnlich frühe Annahme von Oestrichs Antrag auf französische Staatsbürgerschaft eine Voraussetzung für die günstige Einigung mit der französischen Regierung über die Regelung seiner Patent- und Produktionsrechte war, – s. Abschn. 10.​4.
 
81
S. Wikipedia, ‚Ehrenlegion‘.
 
82
S. Bodemer, L’ATAR, S. 78.
 
83
Die zurückkehrenden Ingenieure mussten jedoch ihr Arbeitsgebiet wechseln, da die alliierten Beschränkungen bis 1955 eine Tätigkeit im Bereich der Luftfahrt in Deutschland verhinderten.
 
84
S. Abschn. 10.​4 zum Vergleich. Information, mit Verweis auf Air & Cosmos, No. 1267, 13. Jan. 1990.
 
85
S. den folgenden Abschn. 9.4.
 
86
S. Wikipedia, ‚Flugplatz Melun-Villaroche‘. Der Flughafen mit 1975 und 1300 m langen Start- und Landebahnen, 35 km südöstlich des Pariser Stadtzentrums gelegen, sah im Laufe der Zeit mit den verschiedenen Nutzern zahlreiche Flugzeugtypen, zunächst zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, z. B. schwere französische Jagdflugzeuge Potez 631 – mit 2 × 700 PS Gnome et Rhone GR 14M Kolbenmotoren, danach Bomber der Luftwaffe wie Junkers Ju 88 A, Heinkel He111H, und Dornier Do217E, gefolgt von den 9. USAF Douglas A-26 und A-20 Bombern, die nach Kriegsende mehr und mehr durch DC-3/C-47 Transportflugzeuge ersetzt wurden.
 
87
S. Bodemer, L’ATAR, S. 79.
 
88
Die 5000 gebauten ATAR-Triebwerke entsprechen etwa 1500 gebauten Kampfflugzeugen von Dassault.
 
89
S. Wikipedia, ‚Charles Tillon‘.
 
90
S. Wikipedia, ‚François-Christophe Kellermann‘. Kellermanns Familie kam aus Sachsen; die – s. Wikipedia, ‚Kanonade von Valmy‘, am 20. Sept. 1792 war eine strategisch eher unbedeutende Schlacht zwischen den preußischen Koalitionstruppen und der neu gebildeten französischen Revolutionsarmee unter Kellermann, der im deutschen Lehrplan vor allem durch Goethes Besuch als ‚Schlachtenbummler‘ und seine – angebliche – pathetische Nachbemerkung an die preußischen Offiziere bekannt wurde: ‚Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen.
 
91
In Abb. 9.14 (l) zweigt die heutige Rue Cacheux in der unteren linken Ecke nach Norden ab. Während des Ersten Weltkriegs wurden hier etwa 25.000 G&R-Sternmotoren und weitere 75.000 von G&R-Lizenznehmern hergestellt. Auch Manfred von Richthofen flog im berühmten Dreidecker Fokker Dr.I des Roten Barons mit dem Oberursel Ur.II, einen – 1916 nicht lizensierten – Nachbau des Le Rhone 9 J, einem 110 PS starken Umlaufmotor.
 
92
Am 11. April 1918, nachdem die Batterie zwischen Fourdray und Crépy-en-Laonnois im Forêt de Compiègne, 120 km nordöstlich, seit dem 23. März 1918 aufgestellt worden war, wurde eine (der drei) 37 m langen Krupp Kanonen – s. Wikipedia, ‚Paris-Geschütz‘, mit einer Kaliber 21 cm, 106 kg Granate über eine Distanz von ~ 120 km abgefeuert, die die Usine Kellermann traf; bei einer Mündungsgeschwindigkeit von bis zu 1645 m/s betrug die Flugzeit etwa 3 min, sodass ein Zuschlag von ~ 60 m für die Erdrotation berücksichtigt werden musste. Das Geschütz war mit 60–80 Soldaten der Kriegsmarine bemannt, die mit der großkalibrigen Munition vertraut waren.
 
93
S. Wikipedia, ‚Paul-Louis Weiller‘. Weiller, selbst ein Fliegerass im Ersten Weltkrieg, wurde in eine reiche jüdische Familie aus dem Elsass hineingeboren, die im 19. Jahrhundert in Wirtschaft, Finanzen und Politik aufstieg. Seine Mutter Alice Weiller-Javal (1869–1943) war 1908 die zweite Passagierin an Bord von Wilbur Wrights Doppeldecker in Le Mans; sie wurde in Auschwitz ermordet.
 
94
Das deutsche ‚Blockhaus‘ wird im Französischen synonym für Bunker/Kasematte verwendet; interessanterweise existiert in Dresden noch heute das – s. Wikipedia, ‚Blockhaus (Dresden)‘, nördlich der Elbe und gegenüber dem Denkmal des ‚Goldenen Reiters‘ von August dem Starken zu Pferde; dieser kubische Bau ersetzte 1732–1737, geplant von dem französischen Architekten Zacharias Longuelune, eine vorhergehende hölzerne Zollstation.
 
95
S. Werner, Kriegswirtschaft, S. 287. Constanze Werner spricht von einer ‚vertrauensvollen Beziehung ohne Technologieaustausch‘ zwischen BMW und G&R. Für sie ist es auffällig, dass nur G&R wegen ‚Kollaboration‘ angeklagt wurde, während alle anderen Verfahren vor der Cour de Justice de la Seine, einschließlich der ‚Causa Renault‘, mit einem ‚non-lieu‘ (Aussetzung) endeten; die entsprechenden Akten sind nach französischem Archivrecht mit einer 100-jährigen ‚Sperrfrist‘ versehen.
 
96
In Französisch: ‚.. présider les usines françaises par des nazis mal blanchis comme cet Ostreich (!) qu’il met à la tête de la grande usine parisienne.
 
97
Am linken Pfeiler sieht man einen Anschlag ‚Bureau d’em boche‘, mit einer gewissen Doppelbedeutung für ‚boche – Deutsche‘, – s. die umfangreiche Liste bei Wikipedia, ‚Ethnophaulismen für Deutsche‘, und ‚empocher – absahnen‘.
 
98
Die ATAR-Triebwerksfamilie behielt diese Eigenschaft ungefähr bis zur M53-Triebwerksserie (~1970) oder der Fähigkeit zum anhaltenden Überschallflug bei, als die höheren thermischen Belastungen die weitere Verwendung von Gehäusehalbschalen und deren inhärente ‚Omega-Verformung verhinderten.
 
99
Die gegossenen ATAR 101 V Gehäusehälften waren entweder aus NF A-U4N (France) oder der Mg-Zr Legierung ZRE 1, – s. Kruschik, Die Gasturbine, 2. Aufl., p. 157.
 
100
S. Kay, German Jet Engine, S. 108.
 
101
Information, mit Dank an Robert Marmelic, 1. Nov. 2016.
 
102
S. Wikipedia, ‚Hiduminium‘ in Englisch, eine Rolls-Royce Entwicklung aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg, mit einer Abkürzung für HIgh DUty AluMINIUM.
 
103
Die Konferenz mit fast 4000 Teilnehmern fand in der ‚Krolloper‘, gegenüber dem ‚Reichstag‘ statt; Informationen, mit Dank an E. Blocher, Siemens-Kommunikation, 9. Feb. 2022. Gastgeber war die Firma Siemens; Albert Einstein (1879–1955) hielt einen Vortrag über ‚Das Raum-, Feld- und Ätherproblem in der Physik‘. Sir Arthur Eddington (1882–1944) – ein bedeutender Astrophysiker, der Einsteins Relativitätstheorie zum ersten Mal in englischer Sprache erläuterte und die erste Expedition zu ihrer Bestätigung leitete, – sagte in seiner Ansprache, dass in Zukunft ‚subatomare Energie die einfache Nahrung für Maschinen sein wird, die bisher mit Delikatessen wie Kohle und Öl verwöhnt wurden‘. Als gesellschaftlicher Höhepunkt wurde am 18. Juni abends im Berliner Sportpalast das ‚Weltkraftfest‘ gefeiert. 650 Kellner servierten 500 kg Schildkröten (als Suppe), umspült von 2000 Flaschen Champagner und 4000 erlesenen Weiß- und Rotweinen.
 
104
S. Stodola, Technisch-wirtschaftliche Fortschritte. Ausdrücklich erwähnt wurden außerdem die verbreiterten Scheibenränder und die geschmiedeten Wellenstummel an den Randscheiben.
 
105
Prof. H. Triebnigg (1896–1969): 1949–1955 an der TU Berlin, Institut für Maschinenelemente, 1955–1967 TH Darmstadt, Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen und Flugmotoren.
 
106
Information, wie in den relevanten BBC Patenten beschrieben, mit Dank an Fredy Häusermann (16. Mai 1942–16. Nov. 2016), erhalten am 31. Okt. 2016.
 
107
S. Wikipedia, ‚Gas tungsten arc welding‘, ‚Gas metal arc welding‘, beides in Englisch und Wikipedia, ‚Wolfram-Inertgas-Schweissen‘.
 
108
Zur engen Verbindung von Northrops Chefingenieur V. Pavlecka mit Brown Boveris A. Meyer – s. Abschn. 6.​4.​2 und Abb. 6.​51 (r); Patent US2,274,631 ‚Welding torch‘ hatte als Prioritäts-Datum den 4. Jan. 1941.
 
109
Diese Entwicklung kehrte sich 2018 um, als auf Initiative von – s. Wikipedia, ‚Wolfgang Reitzle‘ die deutsche Linde AG und die US Firma Praxair Inc. zur Linde plc., Dublin verschmolzen wurden.
 
110
Patent GB593,536 ‚Improvements in and relating to welding‘ von Wilber B. Miller für Linde Air Products Co., NY, mit Priorität 14. Juni 1944, erforderlich zum Zerteilen/Reduzieren der isolierenden Aluminiumoxid-Schichten. Information, mit Dank an Peter Adam, 7. Nov. 2016.
 
111
S. Wikipedia, ‚Atomic hydrogen welding‘ in Englisch, nach dem 2. Weltkrieg ersetzt durch ‚GMAW Gas metal-arc welding‘, insbesondere jetzt wegen der Verfügbarkeit billiger Inertgase.
 
112
SAF, mit Air Liquide als Mehrheitseigner seit 1929.
 
113
Es muss offen bleiben, ob auf Basis eigener Entwicklungen oder durch Technologietransfer, am unterhaltsamsten wäre die Nutzung eines GE-Schulungsfilms von 1943 gewesen, https://​www.​youtube.​com/​watch?​v=​uZwYMyHlWXk.
 
114
P. Mouton, geboren 1939, war Student der ETAVA École Téchnique Aéronautique de Ville d’Avray (heute IUT Institut Universitaire de Technologie), 8 km westlich des Eiffel-Turms, von 1954–1959. Die Schule entstand 1946 zur Nachwuchs-Gewinnung für die französische Luftfahrt-Industrie; Information, mit Dank an P. Mouton, 7. Feb. 2022. S. Mouton, Junkers Jumo 004, S. 27.
 
115
In Abb. 9.17 (r), liegen die im oberen Teil sichtbaren 2 ½ Brenner ~ 25 cm hinter der Ebene der Luft-Einspeisetaschen in der unteren Hälfte; vergleiche auch Abb. 8.9.
 
116
Patente für A. Stieglitz et al.: FR1,391,769 und US3,312,057, ‚Regulator device for gas-turbine engines and rotary like units‘, mit Priorität 29. Nov. 1963, wo die Idee einer temperatur-basierten Brenner-Überwachung bereits Teil eines vorhergehenden Junkers Patents DE898,699 für S. Decher et al. war, mit Priorität 6. März 1943. Höchst bemerkenswert, dass der Jumo 004 Drehzahlregler (später auch in den ATAR Triebwerken) ein ‚Fliehpendel‘ als Alleinstellungs-Merkmal besaß, die 1:1 Verwirklichung von Watt-Boultons ‚fly-ball governor‘ von 1788. In den 1960er Jahren hatte sich Decher, der dem Jumo Turbojet-Team von A. Franz zwischen 1938–1945 angehörte, danach der ‚Groupe O‘, wieder A. Franz angeschlossen, jetzt bei Avco Lycoming.
 
117
Information, mit Dank an Pierre Mouton, 21. und 27. Jan. 2022. W. Jurisch kehrte ~ 1959 zu Daimler Benz, Stuttgart zurück, meldete in seinem Namen ca. 25 Patente an, bevor er ~ 1970 zur MTU München weiterzog, um dort zu der neu entstehenden Regelungsabteilung im Folge-Jahrzehnt beizutragen.
 
118
S. Oestrich, Entwurf und Ausreifung, S. 109 f. Das Paper aus dem Jahr 1946, wurde 1989 in München anlässlich des DGLR-Symposiums ‚50 Jahre Turbostrahlflug‘, vermutlich durch K. von Gersdorff präsentiert, der in der ‚Groupe O‘ für Technische Dokumentation zuständig war. Die 15-seitige Präsentation enthielt 9 Diagramme (#22–25, und #29–33), von denen Abb. 9.18 (l,m) #32 wiedergibt, während Abb. 9.18 (r) von – s. Bodemer, L’ATAR, D. 72 stammt, und dabei die Umstellung auf einen größeren Massenstrom sichtbar macht; alle Diagramme tragen ein ATAR Logo, bemerkenswerterweise mit 2-sprachigen Beschriftungen in Deutsch und Spanisch.
 
119
Patent US2,297,446 ‚Hollow blade for exhaust gas turbine rotors‘, mit Priorität 3. Dez. 1938. Gustav Zellbeck (1913–2011) war der Onkel von Prof. em. Hans Zellbeck, MTU Friedrichshafen und TU Dresden; Alfred Müller wurde ausführlich in Abschn. 8.​3.​4 besprochen. Interessanterweise wurde diese Konstruktion von H. Schelp nach dem Krieg heftig kritisiert, – s. C.I.O.S., Interrogation, insbesondere ‚the root fastening, which puts a high concentrated load on the neck above the root which has resulted in a great number of blade failures.‘
 
120
Bei BMW hergestellt, auf Grundlage konisch gewalzter Bleche von P. Leistritz GmbH, Nürnberg.
 
121
S. Schubert, Turbine, S. 249, der Kühllufteinsatz ließ sich bis zu einem BMW Angestellten namens Sonntag rückverfolgen; zu den späteren Patentierungs-Umständen dieser und anderer Ideen, hier für H. Oestrich und H. Rosskopf in US2,559,131, mit Priorität 22. April 1948, s. a. Abschn. 10.​4.
 
122
S. Schubert, Turbine, S. 250.
 
123
Als ein Entwicklungs-Meilenstein wurde der 500 h Lauf mit einer luftgekühlten, einstufigen Turbine mit 53 Laufschaufeln durchgeführt, die für 2 % Verdichter-Massenstrom begrenzende Inserts hatten, begrenzt auf ~ 800°C, 0,797 m Durchmesser (340 m/s Umfangs-Geschw.), Abb. 9.18 (r), aus 14 % Ni und 16 % Cr Legierung SIRIUS HT der Sociètè Holzer, – s. Bodemer, L’ATAR, S. 73.
 
124
Volle Turbinenschaufeln aus PER 2 der Société Aubert & Duval, ähnlich Nimonic 75, – s. Bodemer, L’ATAR, S. 85.
 
125
S. Münzberg, Konzeptionsentscheidungen, S. 69 f.
 
126
Eine Tatsache, die Münzberg einräumte, – sogar wertschätzte, sicher auch aus Oestrichs Perspektive, – s. Münzberg, Konzeptionsentscheidungen, S. 71.
 
127
Bereits ATAR 101 A mit einem neuen Satz von IGVs und entsprechend verbesserter Verdichter-Frontbelastung; bei 101 B ermöglichte eine erhöhte Anzahl von Verdichterschaufeln eine Steigerung des Druckverhältnisses und des Massenstroms. 101 C und D schließlich verfügten über höhere Drehzahlen mit modifizierten IGVs und einer völlig neuen letzten Verdichterstufe. Die Einführung eines 8-stufigen Verdichters in 101 E (1954) verbesserte den Massenstrom und das Druckverhältnis um ~ 15 %, – s. Bodemer, L’ATAR, S. 98.
 
128
S. Gersdorff, Flugmotoren, S. 329.
 
Metadaten
Titel
Exkursion IV: Hermann Reuter (1911–1981) und Hermann Oestrich (1903–1973)
verfasst von
Dietrich Eckardt
Copyright-Jahr
2023
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-41745-1_9

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    Die im Laufe eines Jahres in der „adhäsion“ veröffentlichten Marktübersichten helfen Anwendern verschiedenster Branchen, sich einen gezielten Überblick über Lieferantenangebote zu verschaffen.