Skip to main content

07.10.2014 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Elektromobilität braucht mehr erneuerbare Energien

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

3:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Der Verkehr kann bis zum Jahr 2050 zu einem zentralen Stromnachfrager werden. Doch eine reine Versorgung des E-Mobilitätssektors durch Überschüsse aus der erneuerbaren Stromproduktion reicht nicht aus. Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss größer ausfallen, sagt das Öko-Institut.

Der Verkehr kann bis zum Jahr 2050 zu einem wichtigen Faktor bei der Stromnachfrage in Deutschland werden. Fahren immer mehr Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb, könnten in der Folge die Treibhausgasemissionen des landgebundenen Verkehrs gegenüber 1990 um fast 90 Prozent sinken. Allerdings nur, wenn der Strombedarf aus erneuerbaren Energien gedeckt wird. Dies sind Ergebnisse der aktuellen Studie eMobil 2050 des Öko-Instituts im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.

Erneuerbare Energien erstmals wichtigste Stromquelle

Weitere Artikel zum Thema

Und glaubt man den aktuellen Daten der Denkfabrik Agora Energiewende, dann stehen die Chancen für mehr Ökostrom nicht schlecht. Denn: In diesem Jahr könnten die erneuerbaren Energien zum ersten Mal zur wichtigsten Quelle im Strommix werden. In den ersten neun Monaten des Jahres waren sie bereits die wichtigste Stromquelle. Insgesamt lieferten sie einen Anteil von 27,7 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms, wie aus den Daten zur Stromerzeugung und zum Stromverbrauch von Agora Energiewende hervorgeht. Sie haben damit erstmals Strom aus Braunkohle überholt, dessen Anteil bei 26,3 Prozent lag. Im vergangenen Jahr waren erneuerbare Energien noch die zweitwichtigste Quelle für Strom. Die Daten bestätigen frühere Zahlen des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme. Das Fraunhofer ISE hatte den ersten Platz für erneuerbare Energien bereits im Juli für die ersten sechs Monate ermittelt. Allerdings hängt diese Entwicklung auch mit den milden Temperaturen im ersten Halbjahr 2014 zusammen. Dadurch sank der Verbrauch und die Kohle- und Gaskraftwerke mussten weniger Strom produzieren.

Doch damit die CO2-Emissionen tatsächlich deutlich sinken, müssen die erneuerbaren Energien stärker ausgebaut werden als in bislang gängigen Klimaschutzszenarien angenommen, sagen die Wissenschaftler des Öko-Institut. Zwar könnten Elektrofahrzeuge in Zukunft flexibel geladen und ansonsten ungenutzte Überschüsse an erneuerbaren Energien teilweise integriert werden. Für die vollständige Bedarfsdeckung seien die Überschüsse aus der erneuerbaren Stromproduktion jedoch bei Weitem nicht ausreichend.

Strombedarf steigt, Emissionen (könnten) sinken

Im Projekt eMobil 2050 des Öko-Instituts untersuchten die Wissenschaftler anhand zweier Szenarien den Strombedarf des Verkehrs (ohne Luft- und Seeverkehr) für Deutschland im Jahr 2050. Zugleich beschreiben sie die Auswirkungen auf den Energiesektor sowie die so entstehenden Treibhausgasemissionen beider Sektoren.

Die Szenarien, in denen auch der öffentliche und Güterverkehr zunehmend elektrisch betrieben wird, zeigen: Während bis zum Jahr 2030 nur etwa sechs Prozent der gesamten Stromnachfrage durch den Verkehr entsteht, steige dieser Anteil bis zum Jahr 2050 auf 15 bis 25 Prozent, so das Öko-Institut. Somit würde allein der Strombedarf des Verkehrs von 17 Terawattstunden (TWh) im Jahr 2010 auf bis zu 150 TWh bis zum Jahr 2050 anwachsen.

Kämen beim Betrieb der Elektrofahrzeuge erneuerbare Energien zum Einsatz, könnten die Emissionen des Verkehrs bis 2050 gegenüber dem Basisjahr 1990 um rund 140 Millionen Tonnen, also fast 90 Prozent sinken. Andernfalls entstünden zusätzliche Emissionen bei der Stromerzeugung und die Treibhausgasminderung im Verkehr würde deutlich geringer ausfallen.

Kapazitätsausbau abhängig von Verkehrsnachfrage

Wie sich der zusätzliche Ausbaubedarf an erneuerbaren Energien reduzieren lässt und trotzdem ein ähnlich hoher Klimaschutzbeitrag des Verkehrs erreicht werden kann, veranschaulichen die Forscher mithilfe eines alternativen Szenarios: Bei der Verlagerung auf weniger energieintensive Verkehrsmittel, bei regionaleren Wirtschaftsstrukturen und kürzeren Wegen könnte bis 2050 der für den Verkehrssektor benötigte Strombedarf von 150 TWh auf 75 TWh reduziert und damit die vollständige Bedarfsdeckung durch erneuerbare Energien erleichtert werden. Die hierfür notwendigen Veränderungen im Personen- und Güterverkehr würden jedoch deutlich veränderte ökonomische, politische und infrastrukturelle Rahmenbedingungen erfordern, erläutern die Wissenschaftler.

Klimaschutzziel für den Verkehr nötig?

Die Studie zeige auch, dass bei einer weitgehenden Elektrifizierung des Landverkehrs dessen Endenergieverbrauch bis 2050 in deutlich stärkerem Maße sinkt als im Energiekonzept der Bundesregierung von 2010 als Ziel festgelegt wurde. Dennoch führe dies nicht automatisch zur erforderlichen Reduktion der durch den Verkehr verursachten CO2-Emissionen. Aus Umweltsicht sei das Klimaschutzziel allerdings maßgeblich. Es könne nur erreicht werden, wenn sowohl im Stromsektor als auch im Verkehrssektor ambitionierte CO2-Reduktionsziele festgelegt und eingehalten werden, erklärt das Öko-Institut.

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

    Premium Partner