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15.09.2020 | Firmenkunden | Nachricht | Online-Artikel

Mittelstand hat gutes Rüstzeug für baldige Erholung

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

4 Min. Lesedauer

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Obwohl einige Branchen besonders hart von der aktuellen Krise getroffen werden, zeigt der aktuelle Fitnessindex der Sparkassen, dass viele Mittelständler durch ihre solide Finanzierung und flexibles Kostenmanagement die Kraft für eine baldige Genesung haben.

"Drei Viertel aller Mittelständler haben eine Geschäftsbeziehung zur Sparkassen-Finanzgruppe", sagte Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), zum Auftakt der virtuellen Pressekonferenz anlässlich der Veröffentlichung der Studie "Zukunft Mittelstand 2020". Allein bis Ende April hätten die 376 Institute der Gruppe insgesamt 1,4 Millionen Gespräche mit Firmenkunden infolge der Krise geführt. "Im Kern ging es um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die Liquidität der Unternehmen. Nicht immer aber war akuter Handlungsbedarf gegeben", so Schleweis.

Fitnessindex bricht infolge der Corona-Krise ein

Der in der aktuellen Studie gemessene Fitnessindex sinkt 2020 zwar unter das Niveau von 2009. "Doch es zeichnet sich in einigen Branchen bereits ein Erholungsprozess ab, der in Teilen aber längere Zeit in Anspruch nehmen wird", erläuterte der DSGV-Chef. In seiner Analyse, für die unter anderem rund 300.000 Firmenbilanzen untersucht wurden, berücksichtigt der Verband allerdings keine Kleinst- und Solounternehmer, sondern nur Betriebe mit einem Umsatz von zwei bis 50 Millionen Euro. Dieser mache, so der DSGV, den Großteil der Firmenkunden der Gruppe aus.

Obwohl die wirtschaftlichen Folgen in den einzelnen Sektoren zum Teil stark differieren, ergibt die Erhebung über alle Branchen hinweg ein Umsatzrückgang von fünf bis sieben Prozent im laufenden Jahr. "Allerdings erwarten wir dennoch kein starkes Abschmelzen des Eigenkapitals", so Schleweis. Die Unternehmen hätten in diesem Bereich in den vergangenen Jahren viel getan und vorgesorgt. Simulationsergebnisse zeigten daher bei nur fünf Prozent der betrachteten Unternehmen einen tatsächlichen bilanziellen Verlust für 2020. Auch erwarten die Sparkassenberater in den kommenden sechs Monaten weniger als zwei Prozent Unternehmensinsolvenzen unter ihren Firmenkunden.

Kfz-Branche, Tourismus, Gastronomie und Kreativwirtschaft besonders betroffen

"Im Unterschied zur Finanzkrise sind aber aktuell andere Bereiche betroffen. Hierzu gehören vor allem die Kfz-Hersteller, der Tourismus, das Event- und Gaststättengewerbe sowie die Kreativwirtschaft", betonte Schleweis. Die Zahlen zeigen ein erwartetes Umsatzminus für 2020, etwa im Gastgewerbe von 32,2 Prozent, im Metall- und Maschinenbau von 13,1 Prozent und bei privaten Dienstleistern von 10,3 Prozent. Von einem Umsatzplus im laufenden Jahr geht die Analyse dagegen für das Baugewerbe mit 3,6 Prozent sowie das Gesundheits- und Sozialwesen mit 2,9 Prozent aus.

Der detaillierte Blick auf die vier wesentlichen Punkte, aus denen sich der Fitnessindex zusammensetzt, zeigt, wo die mittelständischen Unternehmen ihre Stärken haben und warum sich viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) – abhängig von der Branche – der Krise entgegen stemmen.  

  1. Im Bereich "Leistung", der sich auf das Geschäft und die Gewinne bezieht, habe Corona globale Entwicklungen, die in Handelsstreitigkeiten oder einem harten Brexit ihren Ursprung haben, weiter verstärkt. Dennoch seien deutsche Mittelständler durchaus auf attraktiven Märkten erfolgreich. So geht der Index von einem Umsatzwachstum 2021 von 4,2 Prozent nach 3,7 Prozent 2019 aus. 2020 weist aufgrund der Corona-Delle ein Minus von 5,7 Prozent auf. Auch bei der Rentabilität geht die Prognose von 5,4 Prozent Ende 2021 aus.
  2. Bei der Komponente "Kraft", bei der Investitionen und Innovation im Zentrum stehen, haben die Sparkassen nur ein temporäres Zurückfahren der Investitionstätigkeit festgestellt. Eine Befragung der Kundenbetreuer hat ergeben, das 86 Prozent der Unternehmen an ihren langfristigen Investitionsvorhaben festhalten. Nur drei Prozent hätten diese komplett aufgegeben. Wesentliche Treiber seien nach wie vor die Digitalisierung und die Nachhaltigkeit. "Das gilt auch während der Krise", so Schleweis. Die Unternehmen wollten auch danach zukunftsfähig aufgestellt sein.
  3. Im Bereich "Ausdauer", der die finanzielle Stabilität untersucht, zeigten die Unternehmen eine geringere Neigung zu Gewinnausschüttungen. Es werden hingegen mehr Rücklagen gebildet. Der DSGV prognostiziert für 2021 eine durchschnittliche Eigenkapitalrendite von 11,9 Prozent nach 7,8 Prozent aktuell und 14,1 Prozent 2019. Die Unternehmen profitierten nicht nur von großen Liquiditätspuffern, sondern auch von ihrem flexiblen Kostenmanagment, so der DSGV-Chef. Viele Betriebe hätten sich als äußerst anpassungsfähig erwiesen.
  4. Der Aspekt "Teamgeist", der die Produktivität der Mitarbeiter wiedergibt, zeige zwar, dass die Kennzahlen in vielen Unternehmen coronabedingt eingebrochen seien. Dennoch versuchten die KMU ihre Fachkräfte zu halten, um auch nach der Krise für die kommenden Herausforderungen gewappnet zu sein. So sei zum Beispiel vielfach das Kurzarbeitergeld stark genutzt worden. Auch werde den Betrieben bei anstehenden Tarifverhandlungen "eine besondere Rolle zukommen".

Mittelstand verfügt über eine hohe finanzielle Stabilität

Insgesamt verfüge der Mittelstand über eine hohe finanzielle Stabilität, die für eine zügige Erholung nötig ist. "Daneben gibt es aber auch Branchen, die sich auf nachhaltig verändernde Rahmenbedingungen einstellen müssen. Hierzu gehören unter anderem Tourismus, Gastronomie und der Event-Bereich", so Schleweis. Dies werde Unternehmen zum Umdenken zwingen. "Aber wo Veränderung ist, gibt es auch Chancen. Der deutsche Mittelstand hat die Kraft, diese Herausforderungen zu meistern", so der DSGV-Präsident.

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