2007 | OriginalPaper | Buchkapitel
Frankreich
verfasst von : Ulrike Guérot
Erschienen in: Handbuch zur deutschen Außenpolitik
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Frankreich ist Deutschlands größter und wichtigster Nachbar. Darum werden die deutschfranzösischen Beziehungen als „Tandem“ und „Motor“ der europäischen Integration fast schon mystifiziert. Die Erfolgsgeschichte der Aussöhnung zwischen beiden Staaten ist exemplarisch: drei verwüstende Kriege (1870, 1914 und 1939) in 70 Jahren, die den Nationalismus ins Extreme haben gleiten lassen, hatten über mindestens drei Generationen nicht nur perpetuierte Feindbilder zementiert, sondern auch immer wieder beide Länder wirtschaftlich wie demographisch ausgeblutet. Territoriale Besitzansprüche (Elsaß-Lothringen, Saar) bestimmten das Denken auf beiden Seiten (→ Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland und die deutsche Vergangenheit). Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen hatte sich der Schutz vor Deutschland zum Grundmuster der französischen Deutschlandpolitik entwickelt. Es grenzt schon an ein kleines politisches Wunder, dass nur 18 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges der „Elysée-Vertrag“ gelang, den Konrad Adenauer und Charles De Gaulle 1963 unterschrieben. Getragen vom Instrument des Jugendaustausches begründete er die Tradition der Aussöhnungspolitik. Inzwischen haben die deutsch-französischen Beziehungen Vorbildcharakter für Nachbarschaftsbeziehungen mit anderen Staaten, z.B. für die deutschen Beziehungen mit Polen, bekommen (Schwarz 1990, Loth 1997, Woyke 2000); und sogar andere Staaten (China/Japan) versuchen, die Impulse der deutsch-französischen Beziehungen zu nutzen.