Friedrich Graepel AG : Ein Aussichtsturm aus Stufen

Auszug

Was möglich ist, wenn sich ein mutiger Architekt und ein versierter Treppenbauer auf das Wesentliche konzentrieren, demonstriert der 27 Meter hohe Murturm im „Grünen Band Europa“, der renaturierten ehemaligen Ost-West-Grenze. Ein ehrgeiziges Projekt: Inmitten eines üppigen Auwaldes mit natürlichen Inseln, steinigen Ufern und ruhigen Flachwasserbereichen sollte eine Aussichtsplattform errichtet werden, die als „Landmarke“ Maßstäbe setzt und das Örtchen Gosdorf über die Landesgrenzen Österreichs hinaus bekannt macht. Das darf als gelungen gelten. Zwar scheiden sich die Schöngeister an der Optik des Turms, der Ende 2009 nach einjähriger Bauphase eingeweiht und diesen Sommer für die Öffentlichkeit freigegebenen wurde. Doch vielleicht gerade deshalb vereint er Mensch und Natur wie kaum ein anderes Bauwerk. Die Konstruktion scheint allein aus Treppenstufen zu bestehen. Sie führen den Besucher mitten im Wald bis in dessen Baumkronen hinauf. Oben krönt ein einzigartiger Panoramablick über die Baumwipfel das Erlebnis. Die frei stehende Treppe ist in Form einer doppelten Helix konzipiert. Ein Treppenlauf schlängelt sich spiralförmig nach oben, der andere umgekehrt nach unten. So können sich auf- und absteigende Besucher nicht begegnen, was unfallträchtig wäre. Die Treppenläufe werden lediglich durch ein stählernes Stützkorsett gehalten, das für Wind und Wetter in alle Richtungen offen ist. „Hier kommt Stahlbau an seine Grenzen“, bemerkt Projektleiter Christoph Wiese vom Treppenhersteller Graepel. „Sicherheitsaspekte standen daher im Vordergrund.“ Sie fokussierten sich insbesondere auf die Treppenstufen, die in Design, Sicherheit und Funktion zukunftssicher sein mussten. Schließlich sind solche Bauwerke immer auch Referenzobjekte der Gemeinde. Für die beiden Treppenläufe mit je 168 Stufen wurden Blechprofilroste des Typs „Graepel Rund S“ gewählt. Dieser Universalrost eignet sich auch für große Flächen. Das abwechselnd nach oben und unten durchgestanzte Lochmuster gewährleistet sowohl eine gute Rutschhemmung als auch Drainagewirkung. Das ist wichtig, wenn nasses Blattwerk, Eis und Schnee aufliegen. Der freie Querschnitt beträgt 19 % und gilt als ideal für Einsatzzwecke dieser Art. Je Treppenlauf fertigte der deutsche Hersteller 17 verschiedene Stufenprofile aus feuerverzinktem Stahlblech. Zwar sind die Roste werksseitig mit einer seitlichen Systemlochung versehen, die eine schnelle Montage ermöglicht. „Beim Murturm allerdings wurden die Profile verschweißt, um Vandalismus vorzubeugen und die Wartung zu minimieren“, so Wiese. Als Besonderheit wären auch individuelle Lochmuster oder Lichtfelder möglich gewesen, wie sie Graepel beispielsweise für Fußgängerbrücken realisiert. Dies war beim Murturm, der als begehbare Skulptur bereits eindrucksvoll für sich wirkt, nicht nötig. Zum Aufpeppen älterer Objekte indes böte sich diese Option als kostengünstige Ersatzlösung an.

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