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2012 | Buch

Frühwarnindikatoren und Krisenfrühaufklärung

Konzepte zum präventiven Risikomanagement

herausgegeben von: Jürgen Jacobs, Johannes Riegler, Hermann Schulte-Mattler, Günter Weinrich

Verlag: Gabler Verlag

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Über dieses Buch

Die Finanzmarktkrise der Jahre 2008 und 2009 hat deutlich gemacht, dass die bislang praktizierten Methoden zur Risikoanalyse um Systemkomponenten zur Krisenfrühaufklärung ergänzt werden müssen. Verhaltensrisiken, das Auftreten „finanzwirtschaftlicher Blasen“ und volkswirtschaftliche Abhängigkeiten führten bei Banken und Unternehmen zu erheblichen Bedrohungen. Dieses Buch stellt das komplexe Thema Krisenaufklärung aus wissenschaftlicher, aufsichtsrechtlicher und unternehmenspraktischer Perspektive dar. Besonders hilfreich sind die anhand authentischer Praxisfälle vorgestellten Instrumente zur Krisenerkennung und -vermeidung. Dazu werden interessante Einblicke in konkretes Projektmanagement und konkrete Bilanzpolitik geboten.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Thematische Einordnung

Frontmatter
Frühwarnindikatoren und Krisenfrühaufklärung – Ansätze und Praxisanforderungen
Zusammenfassung
Krisen fallen nicht vom Himmel. Krisen gehören zum menschlichen Leben und Krisen sind eine fast tägliche Herausforderung im Management. Trotz der Allgegenwärtigkeit von Krisen ist unser theoretisches Wissen zum Phänomen Krise und wie wir als Menschen mit Krisen umzugehen haben nach wie vor sehr begrenzt. Wenn wir über Krisen und das Management von Krisen nachdenken, stoßen wir auf das berühmte „Hamletproblem“. Es gibt nichts Gutes und nichts Schlechtes. Entscheidend ist im Krisenzusammenhang unser Bewusstsein, also die Wahrnehmung einer Situation. Oder wie Shaekespeare es mit Hamlet formuliert: „So macht Bewusstsein Feige aus uns allen, denn an sich ist nichts weder gut noch böse, das Denken macht es erst dazu.“
Torben Brokmann, Günter Weinrich

Empirische und theoretische Erkenntnisse zur Krisenfrühaufklärung und daraus resultierende praktische Konsequenzen

Frontmatter
Möglichkeiten und Grenzen mathematisch-statistischer Methoden bei der Quantifizierung von Risiken
Zusammenfassung
Das Geschäft von Finanzinstitutionen wie Banken oder Asset Managern besteht naturgemäß im Eingehen von Finanzrisiken unterschiedlichster Art zur Erwirtschaftung von Gewinnen. Dies stellt die Branche vor ein systemimmanentes Problem: Kredit- und Marktrisiken oder auch operativen Risiken ist gemein, dass sie sich auf den ersten Blick einer Messbarkeit entziehen und sowohl Eintreten wie Höhe wahrscheinlichkeitsbehaftet sind.
Hubert Borhorn
Modellrisiken und Verhaltensrisiken
Zusammenfassung
Modelle spielen in der Finanzwirtschaft eine vielfältige und häufig zentrale Rolle, z. B. zur Bewertung von Finanzinstrumenten, Vermögenspositionen oder Unternehmensgrößen etc. Modelle als Abstraktion der Realität spiegeln im Allgemeinen nicht alle Aspekte der Realität wider; darauf gegründete Vorhersagen können also von der tatsächlichen Entwicklung abweichen. Da Modelle häufig eingesetzt werden, um Risiken zu modellieren – Marktrisiken, Finanzrisiken, Zinsstrukturrisiken, Liquiditätsrisiken – können die Modelle selbst die Quelle eines Risikos sein, zusätzlich zu dem, das sie modellieren sollen. Das dadurch entstehende Risiko wird als Modellrisiko bezeichnet.
Dieter Riebesehl
Konjunkturelle Frühindikatoren und Konjunkturprognosen
Zusammenfassung
Im Zuge der noch immer andauernden Finanz- und Wirtschaftskrise ist nicht nur das Interesse an Prognosen über die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung gestiegen. Als Konsequenz aus den Fehlentwicklungen auf den Finanzmärkten wird bei den Überlegungen zur Reform der Finanzmärkte auch über verbesserte Indikatorsysteme diskutiert, die die Früherkennung von krisenhaften bzw. krisenbegünstigenden Entwicklungen ermöglichen sollen. Wie diese Indikatorsysteme letztendlich gestaltet werden, ist momentan noch offen, jedoch wird unter anderem darüber diskutiert, die aktuelle und für die Zukunft erwartete realwirtschaftliche Entwicklung in derartige Indikatorsysteme Eingang finden zu lassen. Einschätzungen der aktuellen und der künftigen konjunkturellen Lage sind aber auch schon allein deswegen von Bedeutung, weil die vielfach kritisierte Prozyklität der bestehenden Eigenkapitalregulierung von Banken durch veränderte Vorschriften ersetzt werden soll. Sollen aber Regelungen implementiert werden, die flexibel auf die jeweilige konjunkturelle Lage reagieren, setzt dies voraus, dass die jeweilige konjunkturelle Situation korrekt identifiziert und gegebenenfalls auch deren künftige Entwicklung hinreichend genau prognostiziert werden kann.
Maik Heinemann
Früherkennung kritischer Aktienkursentwicklungen
Zusammenfassung
Die Analyse von Aktienkursen ist von hohem praktischen und wissenschaftlichen Interesse. Vor allem interessieren Aussagen über die künftige Entwicklung von Kursen und Kursindizes. Klassische Methoden zur Prognose von Aktienkursen sind die Technische Analyse und die Fundamentalanalyse. Im Rahmen der Fundamentalanalyse wird versucht, eine Kursprognose auf Basis „erklärender“ Variablen wie Unternehmensdaten (z. B. Bilanzen), Daten aus dem Unternehmensumfeld (z. B. Branchendaten) oder makroökonomischen Daten (z. B. Inflationsrate) abzuleiten. Bei der Technischen Analyse in seiner ursprünglichen Form (der Chartanalyse) geht es um die Erkennung von Mustern (Gesetzmäßigkeiten) in den beobachteten Kursverläufen selbst, ohne Berücksichtigung externer Einflussfaktoren.
Jürgen Jacobs
Herdenverhalten in Finanzkrisen
Zusammenfassung
Finanzkrisen schaffen Spielraum für verschiedene empirisch beobachtbare Effekte, die durch die traditionelle Kapitalmarkttheorie nur schwer zu erklären sind. Innerhalb der Finanzmarktforschung etablierte sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten der Begriff „Behavioral Finance“.Behavioral Finance ist ein verhaltenswissenschaftlicher Ansatz, der das Geschehen auf den Finanzmärkten unter Einbeziehung menschlicher Verhaltensweisen zu erklären versucht.
Susanne Lind-Braucher, Lukas Sattlegger

Krisenfrühaufklärung aus Sicht regulatorischer Anforderungen

Frontmatter
Basel-III-Neuerungen zur Stärkung der Widerstandskraft der Banken bei künftigen Finanzkrisen
Zusammenfassung
Am 25. September 2009 auf dem Pittsburgh Summit haben die zwanzig wichtigsten Industrie-und Schwellenländer (G-20) ein weitreichendes Maßnahmenpaket als Reaktion auf die globale Finanzmarktkrisebeschlossen. Ziel dieser Maßnahmen ist es, das Vertrauen in die Märkte wieder herzustellen und zukünftige Krisen in ihrer Stärke und Tragweite zu begrenzen (vgl. [41] und [38]). Vier Reformbereiche im Finanzsektor wurden identifiziert: Umgang mit systemisch relevanten Finanzinstituten, Verbesserung des Over-the-Counter-Marktes für derivative Finanzinstrumente, Reform der Vergütungssysteme zur Unterstützung der Finanzstabilität sowie Stärkung des qualitativ hochwertigen Eigenkapitals von Banken und die Abmilderung der prozyklischen Effekte auf das Eigenkapital (vgl. [31], S. 7-9). Die Anhebung der Eigenkapital- und Liquiditätsstandards bei Banken ist dabei für die G-20 das zentrale Element der Reform der globalen Finanzmärkte. Die Finanzreformen wurden auf dem G-20-Treffen im Juni 2010 in Toronto weiter konkretisiert und beim G-20-Gipfeltreffen im November 2010 in Seoul beschlossen.
Hermann Schulte-Mattler, Thorsten Manns
MaRisk der Banken und Frühwarnindikatoren
Zusammenfassung
Wesentliche Grundlage der Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) sind die an die Institute gerichteten qualitativen Elemente des bankaufsichtlichen Überprüfungsverfahrens(Supervisory Review Process) von Basel II.1 Die bankenaufsichtliche Risikomessung – und damit auch die Entwicklung von Frühwarnindikatoren– orientiert sich im Rahmen der Baseler Eigenkapitalanforderungen vor allem an den Risikosteuerungsverfahren der Kreditinstitute. Im Rahmen der Säule 2 hat der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht konstatiert, dass eine risikoadäquate Eigenmittelausstattung eines Kreditinstituts zwar unter aufsichtsrechtlichen Aspekten von maßgeblicher Bedeutung ist, die Eigenmittelausstattung eines Instituts jedoch seine Solvenz und die Stabilität des Bankensystems allein nicht gewährleisten kann. Entscheidend ist – nach Ansicht der Aufsicht – vielmehr das vom Bankmanagement festgelegte Ertrags- und Risikoprofil eines Instituts unter Berücksichtigung der Fähigkeit, die eingegangenen Risiken zu steuern und dauerhaft zu tragen.
Karl Dürselen
Risikomanagement und Limitsysteme unter MaRisk (VA)
Zusammenfassung
Die letzte Finanzmarktkrise hat auch in der Versicherungswirtschaft zu einer intensiven Diskussion über das Risikomanagementund in Folge dessen auch um die Angemessenheit der entsprechenden aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen geführt. Es besteht allgemeiner Konsens, dass die bestehenden Anforderungen an Akteure und Märkte nicht mehr ausreichend sind und professionellere Standards für das Risikomanagement und die Kapitalausstattung von Versicherungsunternehmen eingeführt werden sollen. Dabei ist das Ziel die Etablierung eines internationalen einheitlichen, aufsichtsrechtlichen Rahmenwerks mit modernen und effizienten Instrumenten, die proaktiv zu einer Stabilisierung der Märkte führen und gleichzeitig die dauerhafte Bereitstellung von nachhaltigem Versicherungsschutz für die Verbraucher gewährleisten.
Michael Radtke
Quantitative Messung der Liquiditätsrisiken eines Kreditinstitutes auf der Grundlage extremwerttheoretischer Ansätze
Zusammenfassung
Die Liquiditätsrisiken eines Kreditinstitutes stehen seit der Finanzkrise 2007/ 2008 im Fokus der Aufsichtsbehörden und werden hinsichtlich einer Berücksichtigung im Rahmen der Risikotragfähigkeit eines Kreditinstitutes teilweise kontrovers diskutiert. Selbst die Definitionen als auch die Verwendung des Begriffes „Liquiditätsrisiken“ sind nicht immer eindeutig, so dass es nicht überrascht, dass in der wissenschaftlichen Literatur unterschiedliche Dimensionen beschrieben sind, in denen die Liquiditätsrisiken eines Kreditinstitutes zu definieren und gegenüber anderen Risikoarten abzugrenzen sind (siehe Bartetzky 2008).
Frank Schmielewski
Interne Revision und Risikofrüherkennung
Zusammenfassung
Im ersten Halbjahr 2010 stiegen die Privatinsolvenzen in Deutschlandum 11,6 % an; die Firmeninsolvenzen sind im Vergleich zum Vorjahresmonat (Juni 2009) mit 1,3 % leicht rückläufig. Diese Entwicklung zeigt auf, dass die deutschen Banken sowohl der Bereich der Firmenkredite als auch der Privatkredite nachhaltig von der Insolvenz und den damit verbundenen Kreditausfällen betroffen sind. Deshalb haben wirkungsvolle Früherkennungsverfahren und -prozesse für Kreditinstitute eine durchweg große Bedeutung, damit die Risiken präventiv frühzeitig erkannt und eine wirkungsvolle Risikoprävention eingeleitet werden kann. Die Bedeutung der Risiken lässt sich teils aus den Bilanzen der einzelnen Häuser entnehmen, die im Einzelnen die Positionen des Kreditgeschäfts aufführen. Eine weitere Bedeutung hat allerdings auch das „außerbilanzielle Kreditgeschäft“, das in der Gesamtbetrachtung der Risiken nicht vernachlässigt werden darf.
Axel Becker
Ansatzpunkte für ein verbessertes Risikomanagement der Banken
Zusammenfassung
Die weltweite Finanzmarktkrise, die mit der Insolvenz der bedeutenden US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat und die sich in der aktuellen Folgezeit mit dem Fokus auf die Problematik international hoher Staatsschulden fortsetzt, hat eine Kette von bankaufsichtlichen Maßnahmen zur Verbesserung des Risikomanagements in Banken angestoßen. Das war möglich, indem der unmittelbare „Beigeschmack der Katastrophe“ zunächst durch eine Reihe von staatlichen Stabilisierungs-oder Rettungsmaßnahmen gemildert wurde. In der Tat muss in diesem Zusammenhang aber aus heutiger Sicht angesichts der momentan angespannten Verschuldungssituation vieler Staaten der westlichen Welt jedoch von einem Verlagern zu Lasten ausgewogener Staatshaushalte gesprochen werden.
Thomas Stausberg

Krisenfrühaufklärung und Risikomanagement in der Unternehmenspraxis

Frontmatter
Krisenfrühaufklärung durch Frühwarnindikatoren
Organisatorische Konsequenzen für das Krisen- und Risikomanagement einer Landesbank
Zusammenfassung
Risiko steht ganz eindeutig im Zentrum der Geschäftstätigkeit von Banken und anderen Finanzdienstleistern, welche als Dienstleistungsunternehmen mit ganz besonderem Charakter auf unterschiedliche Weise eng mit den Vorgängen in einer Volkswirtschaft verflochten sind (Kreditvergabe, Lebensversicherungsgeschäft etc.) und als wichtige Intermediäre den Umgang der verschiedenen Wirtschaftssubjekte mit zentralen Risiken steuern und abwickeln. Dies gilt zum Beispiel für Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften. Der Bankwirtschaft ist durch die Geschäftstätigkeit ein branchenspezifisches Risiko inhärent, welches eng mit den entscheidenden makroökonomischen Variablen (Wirtschaftswachstum, Inflation etc.) verbunden ist und sich vor allem im Zinsänderungs- und im Kreditrisiko manifestiert. Bankrisikomanagement hat somit in Theorie und Praxis immer auch eine makroökonomische Komponente, die im Folgenden in den Vordergrund gerückt werden soll.
Johannes-Jörg Riegler, Tobias Basse, Stefan Große
Ertragssicherung durch Risikofrüherkennung im Kreditgeschäft
Zusammenfassung
Der Kreditausfallist eine – wenn auch nicht nicht immer vorhersehbare – valide Option im Kreditlebenszyklus. Er ist in der Regel kein plötzliches Ereignis, sondern Ergebnis einer Entwicklung im Zeitverlauf. Die Auslöser hierfür liegen erfahrungsgemäß in der Vergangenheit, zeitlich zumeist vor dem eigentlichen Ausfallmerkmal, scheinen mitunter unbedeutend und sind oft im Verborgenen. Von den bonitätsbeeinflussenden Veränderungen erfahren Banken zumeist und wenn überhaupt mit zeitlicher Verzögerung.
Torsten Boehme, Stefan Fragen
Einsatz eines Frühwarnradars am Beispiel der Karstadt-Insolvenz
Zusammenfassung
Am 9. Juni 2009 fand im Amtsgericht Essen eine der spektakulärsten Unternehmenskrisen der deutschen Nachkriegszeit ihren vorläufigen Abschluss. Dieser Tag war das Ende eines Konzerns mit dem Kunstnamen Arcandor. Die zu diesem Konzernnamen gehörenden Firmen waren fast jedem Deutschen geläufig. Über Generationen prägten Karstadt, Quelle, Neckermann und Hertie die Gesichter der Innenstädte. In guten Zeiten drängten sich Millionen Menschen pro Tag in den Konsumtempeln, für die Rudolph Karstadt 1881 mit der Eröffnung seines ersten „Manufactur-, Confections- und Tuchgeschäfts“ in Wismar die Grundlage geschaffen hatte (vgl. Seidel2010, S. 17 ff.). Vorausgegangen waren dem Datum der Insolvenzbeantragung die ereignis- und folgenreichsten Wochen in der bewegten Geschichte von Karstadt.1 Durch „frisches Geld“ aus dem 115-Milliarden-Euro-Rettungstopf erhoffte der Vorstandschef Eick noch im April 2009 eine Rettung in letzter Minute. Eick argumentierte, dass wegen der weltweiten Finanzmarktturbulenzen Karstadt von neuen Krediten abgeschnitten sei und damit habe sein Unternehmen ein Recht auf eine öffentliche Bürgschaft. Dadurch sollte nach seiner Auffassung die aktuell mangelnde Funktionsfähigkeit der Kreditmärkte ausgeglichen werden. Die Politik blieb – angesichts bevorstehender Wahlen – von diesen Argumenten nicht ganz unbeeindruckt. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hielt Staatshilfen für nicht ausgeschlossen und auch Bundewirtschaftsminister zu Guttenberg erklärte, es gebe noch keine Vorfestlegung für die Frage der Bürgschaft (vgl. Seidel2010, S. 197 – 207).
Günter Weinrich
Strategische Wendepunkte und Krisenfrühwarnung
Zusammenfassung
Die Thematik der strategischen Wendepunkte wurde durch Andrew S. Grove, ehemaliger CEO der Intel Corporation, in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt. In seinem Buch „Only the Paranoid survive“ beschreibt Grove(1996), dass sich ganze Branchenstrukturen durch externe Einflussfaktoren verändern können. Der zukünftige Erfolg von Unternehmen, welche in dieser sich verändernden Branche tätig sind, hängt vor allem davon ab, ob sie den strategischen Wendepunkt rechtzeitig erkennen, die Auswirkungen deuten können und erfolgreich in das eigene Geschäftsmodell durch eine Anpassung der Unternehmensressourcen adaptieren (vgl. Grote/Kauffeldet al. 2006, S. 8). Grovebeschreibt die Veränderung von Einflussfaktoren wie folgt: „Under the weight of an extraordinary force acting on a business, the very way the business is conducted gets distorted. In those circumstances, what tends to happen is that the framework in which the business operates changes and, over a period of time, leads to a different type of framework, where there is a business operating under a different set of influences.“ (Grove1997, S. 12) Die zunehmende Herausforderung von Unternehmen besteht darin, dass sich diese strategischen Wendepunkte durch die immer schneller auftretenden Umweltveränderungen häufen und durch die erhöhte Umweltkomplexität und -dynamik sowie die daraus resultierenden Abhängigkeiten (vgl. Vester2002) verstärkt schwieriger zu handhaben sind (vgl. Sanchez1997, S. 939f; Stern/Jaberg2005, S. 2 f.). Unternehmen müssen sich in einer noch nie dagewesenen Schnelligkeit und Präzision an diese Umweltveränderungen anpassen, wenn sie zukünftig erfolgreich am Markt agieren wollen (vgl. Rohrbeck/Mahdjouret al. 2009, S. 4).
Torben Brokmann
Anforderungen des BilMoG an die Ausgestaltung wirksamer Überwachungssysteme
Zusammenfassung
Mit dem am 29. Mai 2009 in Kraft getretenen Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) hat der deutsche Gesetzgeber im Zuge der Umsetzung der modernisierten 8. EU-Richtlinie (sogenannte Abschlussprüferrichtlinie) aus dem Jahr 2006 auch die Vorschriften zur Corporate Governance fortentwickelt. Während der im Jahr 2002 erstmals veröffentlichte Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK) zunächst nur auf börsennotierte Aktiengesellschaften zielte, macht das BilMoG deutlich, dass sich zunehmend auch nicht-kapitalmarktorientierte Gesellschaften mit besonderen Herausforderungen bei der Erfüllung der Pflichten zur Unternehmensführung und -überwachung konfrontiert sehen.
Martin Matischiok, Alexander Narten
Bonitätsbezogene Frühwarnindikatoren und Integration in das Kreditrisikomanagementreporting
Zusammenfassung
Im Zuge der negativen Entwicklungen an den Finanzmärkten und in zahlreichen Volkswirtschaften weltweit sind Bestrebungen verständlich, ein stabileres finanzwirtschaftliches Umfeldzu schaffen, in dem sich eine Krisensituation wie in den Jahren 2007 bis 2009 nicht wiederholen kann. Rückblickend wurden einige Lücken in der Risikoüberwachung von Finanzinstituten in der Öffentlichkeit aufgezeigt. Fazit: Rigorosere Sicherheitsmaßnahmen hätten das Ausmaß der Schäden zumindest begrenzen, wenn auch nicht verhindern können. Insbesondere die von den Instituten eingegangenen Kreditrisiken und die offensichtlich nicht ausreichend transparenten strukturierten Geschäfte werden aus heutiger Sicht für die Misere verantwortlich gemacht.
Guido Golla, Tobias Hoppe, Christian Klimetzek, Olivier Kortmann, Ulrich Miller
Bilanzpolitik und Krisenfrühwarnung
Zusammenfassung
Unternehmensinterne sind gegenüber Unternehmensexternen besser über die tatsächliche wirtschaftliche Lage des Unternehmens informiert und verfügen durch ihren Informationsvorsprung über eine bessere Prognosefähigkeit. Die Geschäftsführung eines Unternehmens ist im Rahmen der Corporate Governance und teilweise auch gesetzlich verpflichtet, ein angemessenes Risikomanagement und –controlling einzurichten. Dazu gehört auch ein Risikofrüherkennungssystem, um bestandsgefährdende Risiken frühzeitig zu erkennen.1 Somit kann unterstellt werden, dass Unternehmensinterne eine Krise früher erkennen als Unternehmensexterne. Außerdem kann das Management die Zukunft durch Entscheidungen konkret gestalten und beeinflussen. Es können Maßnahmen ergriffen werden, um die Krise abzuwenden oder in ihrer Auswirkung zu mildern. Extrem wichtig ist in diesem Zusammenhang eine gute Kapitalmarktkommunikation des Unternehmens (vgl. Diehl/Loistl/Rehkugler1998, S. 5), denn sowohl überzeichnet negative Erwartungen der Kapitalmarktteilnehmer können eine Krise herbeiführen, als auch zu positive Erwartungen, weil diese enttäuscht werden.
Christoph Weber, Michael Raab
Einsatz von Frühwarnindikatoren in der Schifffahrt
Zusammenfassung
Mehr als 90 % des weltweiten Ferngütertransports erfolgt auf dem Seeweg mit Massengut-, Containerschiffen und Tankern.1 Knapp 10 % der weltweiten Handelsflotte liegt in deutscher Hand. Damit belegt Deutschland Platz 3 hinter Japan und Griechenland. Im Hinblick auf die Containerschifffahrt führen deutsche Eigner die Liste sogar an. Zum Jahresende 2009 disponierten sie über 1.742 von weltweit 4.677 Containerschiffen und damit über mehr als ein Drittel der Flotte.2 Rund 400.000 Arbeitskräfte sind in Deutschland in der maritimen Wirtschaft tätig.3 Sie ist also ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Von den Auswirkungen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise war die Branche so stark und unerwartet betroffen wie wohl kaum eine andere.
Michael Grelck, Tim Richter
Backmatter
Metadaten
Titel
Frühwarnindikatoren und Krisenfrühaufklärung
herausgegeben von
Jürgen Jacobs
Johannes Riegler
Hermann Schulte-Mattler
Günter Weinrich
Copyright-Jahr
2012
Verlag
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-8349-6794-7
Print ISBN
978-3-8349-2969-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-6794-7