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1994 | Buch

Grundgedanken der Lean Production

verfasst von: Dipl.-Ing. (FH) Dirk H. Traeger

Verlag: Vieweg+Teubner Verlag

Buchreihe : Teubner Studienskripte Technik

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung — Überblick, Geschichte und kulturelle Aspekte
Zusammenfassung
Lean Production besitzt kein fernöstliches Geheimnis. Lean Production ist lediglich ein möglicher Weg, Produkte hoher Qualitat in kleinen Stückzahlen schnell und effizient herzustellen — Produkte, die der Kunde wünscht und die seinen Anforderungen entsprechen. Die Methoden und Ansatze sind dabei problemlos auch auf Dienstleistungen und reine Verwaltungsaufgaben übertragbar. Hierbei ist der ganzheitliche Ansatz außerordentlich wichtig, Ziele und Gesamtsystem sind auch bei Detaillösungen nicht aus den Augen zu verlieren. Denken in Systemen, objektorientiertes, unternehmerisches Denken in allen Hierarchieebenen, nicht nur auf der Führungsebene ist dabei unverzichtbar. Der Mitarbeiter wird zum integralen Bestandteil des Produktions- und Denkprozesses, dessen Motivation und Befriedigung durch seine Arbeit stehen im Mittelpunkt. Dieser Ansatz beinhaltet nicht nur soziale, sondern auch rein wirtschaftliche Gesichtspunkte. Es ist kein Geheimnis, daß hochmotivierte, zufriedene Mitarbeiter weit mehr leisten und durch effiziente Leistung weit mehr zum Betriebsergebnis beitragen als ihre demotivierten, frustrierten Kollegen.
Dirk H. Traeger
2. Kaizen
Zusammenfassung
Kaizen ist der Prozeß der permanenten, schrittweisen Verbesserung durch alle, besonders durch die Mitarbeiter. Vorgänge und Abläufe werden schriftlich fixiert und als momentaner Standard betrachtet. Anschließend wird versucht, diesen Standard zu verbessern, und das verbesserte Ergebnis wird zum neuen Standard. Kaizen ist als geistige Einstellung zu betrachten. Hierbei wird davon ausgegangen, daß kein Vorgang, kein Ablauf so gut ist, als daß er nicht noch ein klein wenig verbessert werden könnte. Desweiteren wird davon ausgegangen, daß keine Verbesserung zu klein und unbedeutend ist, als daß sie nicht nutzbringend eingesetzt werden könnte, große Verbesserungen ergeben sich oftmals aus der Summe vieler kleiner.
Dirk H. Traeger
3. Muda (Verschwendung)
Zusammenfassung
Hauptziel und Kern der Lean Production ist es, Verschwendung jeglicher Art erfolgreich zu beseitigen. Unter Verschwendung ist hierbei all das zu verstehen, das die Kosten erhöht ohne einen sinnvollen Beitrag zur Produktion oder Dienstleistung zu leisten, also ohne eine sinnvolle Wertschöpfung zu erbringen. Hierzu zahlen vor allem zu hohe Lager- und Haldenbestände, redundantes Personal und redundante Ausrüstung, aber auch demotivierende Maßnahmen, Negaholismus (Verbreiten von Unzufriedenheit durch Vorgesetzte und Kollegen), Mobbing (gezielter Kleinkrieg am Arbeitsplatz) und fehlender Weitblick. Alle diese Arten von Verschwendung senken die Produktivität, die Effizienz und somit das Betriebsergebnis. Hierbei ist darauf zu achten, daß Maßnahmen des Managements nicht das Gegenteil des beabsichtigten Ergebnisses bewirken. Effizienzsteigernde Maßnahmen “um jeden Preis”, permanente Auslastung von Maschinenund Produktionskapazitäten hart an der Leistungsgrenze bringen nur kurzfristige Erfolge, die bald durch Schäden, verursacht durch Demotivation, schlechtes Betriebsklima und Frustration mehr als aufgebraucht werden. Weitblickendes, sozialverantwortliches Handeln ist wichtiger denn je, denn bei den Mitarbeitern handelt es sich um Menschen, nicht um stupide Maschinen.
Dirk H. Traeger
4. Jidoka
Zusammenfassung
Jidoka ist die japanische Bezeichnung für Automatisierung. Japanische Schriftzeichen besitzen jedoch verschiedene Arten der Aussprache und Bedeutungen. So fügt man beispielsweise bei Toyota noch das Schriftzeichen für Mensch/Person in die Kanji-Zeichen von Jidoka ein, ohne daß sich dadurch die Aussprache ändert. Jidoka erhält dann die Bedeutung “menschliche Automatisierung”, “autonome Automation” (oder abgekürzt “Autonomation”). Bei diesem Konzept wird angestrebt, den Menschen durch intelligente Systeme und Steuerungen zu entlasten. Die Maschinen sollen den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Der Einsatz intelligenter Sensoren, Regler etc. erleichtert nicht nur die Fehlersuche und Fehlerkorrektur. Der Produktionsprozeß wird bei Abnormitäten vom Bedienpersonal oder — besser — von Sensoren automatisch angehalten, der nachgelagerte Prozeß wird nicht mit fehlerhaften oder defekten Teilen beliefert.
Dirk H. Traeger
5. Just-in-Time (JIT)
Zusammenfassung
Just-in-Time (JIT) stellt an logistische und materialwirtschaftliche Abläufe höchste Anforderungen. Dazu ist ein Umdenken bei allen (Zulieferer, Arbeiter, Angestellte, Verwaltung, Management, ...) notwendig. Ohne entsprechend angepaßtes Produktionssystem ist JIT zum Scheitern verurteilt. Das Produktionssystem sowohl beim Montagebetrieb als auch beim Zulieferbetrieb, muß auf JIT abgestimmt sein. Dasselbe gilt sinngemaß für die Just-in-Time-Lieferung innerhalb des Betriebes, wenn die Herstellung und Montage im selben Betrieb erfolgen.
Dirk H. Traeger
6. Kundenorientierung
Zusammenfassung
In der Lean Production wird versucht, das Produktionssystem für den Kunden transparent zu machen, es wird versucht, eine direkte Verbindung aufzubauen. Der Kunde soll sich auch mit dem Hersteller und dem Produkt identifizieren können. Die Zufriedenheit des Kunden ist oberstes Gebot! Der Markt hat sich längst vom Hersteller-Markt zum kundenorientierten Markt gewandelt. Die Kundenbetreuung ist auch nach dem Kauf außerordentlich wichtig, der Kunde erwartet auch dann kostenlos Informationen, Auskünfte und Hilfe bei Problemlösungen. “Bevor wir weitersprechen: Wenn wir das Problem telefonisch lösen können, kostet Sie das fünfzig Mark” — dieses Beispiel einer amerikanischen Elektronikfirma in Deutschland ist nicht erfunden, sondern tatsächlich geschehen! Die Lean Production sieht in ihrem ganzheitlichen Ansatz dagegen den Aufbau einer langfristigen partnerschaftlichen Beziehung mit einem offenen Ohr fiir die Probleme, Wünsche und Anregungen des Kunden vor. Hohe Produkt- und Servicequalität, Langlebigkeit und Zuverlässigkeit sowohl der Produkte als auch des Service müssen Selbstverständlichkeiten sein, über die man nicht mehr zu reden braucht.
Dirk H. Traeger
7. Beziehung zum Lieferanten
Zusammenfassung
Beide Zitate machen klar: Die Zeiten, in denen der Zulieferer lediglich als Erfüllungsgehilfe ohne Kompetenzen agierte, zu Preisen, die man beliebig “drücken” konnte, sind vorbei. Das Ausspielen von konkurrierenden Lieferanten fährt zu mangelhafter Kommunikation, zu einem stagnierenden Qualitätsniveau und verhindert Verbesserungen, die durch engere Zusammenarbeit möglich wären.
Dirk H. Traeger
8. Betriebliche Aspekte und Management
Zusammenfassung
Auch — oder besser gerade im Managementbereich muß der hochflexible, ganzheitliche Ansatz der Lean Production zum Tragen kommen. Projekte in der Lean Production werden meist von heterogenen, interdisziplinären Teams unter Führung eines starken Projektleiters (“shusa”) mit weitreichenden Befugnissen und Kompetenzen vorangetrieben. Durch das dortige breite Wissens- und Erfahrungsspektrum, gepaart mit Verantwortungsdelegation und Eigenverantwortlichkeit, setzen sehr viel eher Synergieeffekte ein als durch das bloße Koppeln verschiedener Abteilungen. Abteilungsdenken hat in der Lean Production nichts zu suchen, ebensowenig das bewußte (oder unbewußte) Zurückhalten von Informationen, um die eigene Position zu stärken. Aktives, vorausschauendes, bereichsübergreifendes Denken ist unabdingbar, was beispielsweise bei einer produktions- bzw. wartungsfreundlichen Konstruktion beginnt.
Dirk H. Traeger
9. Ausblicke und Auswirkungen — abschließende Worte
Zusammenfassung
Neue Umstände und Gegebenheiten erfordern neue Reaktionen. Sind durch Verbesserungen oder sich ändernde äußere Umstände neue Situationen geschaffen worden, so müssen neue, entsprechende Maßnahmen zur Verbesserung und Anpassung ergriffen werden. Jeder Betrieb muß dabei eigene, spezifische Lösungen erarbeiten, da in jedem Betrieb andere innere und äußere Gegebenheiten herrschen. Bei der Modifizierung eines bestehenden oder der Einführung eines neuen Produktions- oder Verwaltungssystems sollte nichts überstürzt, sondern überlegt vorgegangen werden. Das wenigste aus der Lean Production kann von jedem Betrieb 1:1 übernommen werden. Einer der wohl wichtigsten Punkte ist, den Mitarbeitern die Ängste vor der neuen Methode zu nehmen. In der Lean Production wird niemandem mehr zugemutet, als er oder sie leisten kann. Die einzelnen Aufgaben werden jedoch interessanter und vielseitiger und, letztendlich, herausfordernder und befriedigender sein.
Dirk H. Traeger
Backmatter
Metadaten
Titel
Grundgedanken der Lean Production
verfasst von
Dipl.-Ing. (FH) Dirk H. Traeger
Copyright-Jahr
1994
Verlag
Vieweg+Teubner Verlag
Electronic ISBN
978-3-663-12148-0
Print ISBN
978-3-519-06172-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-12148-0