9.1 Ausgangslage und Problemstellung
9.2 Theoretische Grundlagen
9.2.1 Agilität vs. hierarchische Organisationen
9.2.2 Growth Mindset und Fixed Mindset
9.3 Methodisches Vorgehen
9.3.1 Charakterisierung der BigPlayer AG und interviewten Teams
Team | Kerngeschäft | Teamgröße (Mitarbeitende) | Teamleiter Rolle vorhanden | Struktur | Agile Arbeitsmethoden vorhanden |
---|---|---|---|---|---|
Backoffice Zahlungsverkehr (BZV) | ja | 10 | ja | hierarchisch | nein |
Fachsupport Abwicklung Zahlungsverkehr (FAZ) | ja | 8 | ja | eher hierarchisch | im Tagesgeschäft = nein Im Projektgeschäft = teilweise |
Fachsupport Konto Service (FKS) | ja | 13 | ja | eher hierarchisch | im Tagesgeschäft = nein Im Projektgeschäft = teilweise |
Plattform (NewTeam) | nein | 20 | nein | interdisziplinär – flache Struktur | ja |
9.3.2 Design der Datenerhebung
9.3.3 Interviewleitfaden und Datenauswertung
Team | Geschlecht, Alter Person 1 | Geschlecht, Alter Person 2 |
---|---|---|
Fachsupport Konto Services | weiblich, 32 Jahre | männlich, 35 Jahre |
Fachsupport Abwicklung Zahlungsverkehr | weiblich, 26 Jahre | männlich, 29 Jahre |
Backoffice Dienstleistungen Zahlungsverkehr | weiblich, 26 Jahre | männlich, 26 Jahre |
NewTeam | weiblich, 27 Jahre | männlich, 43 Jahre |
9.4 Ergebnisse der empirischen Erhebung
9.4.1 Begriffsauffassungen der Teams
-
Anpassungsfähigkeit an neue Marktgegebenheiten oder Kundenbedürfnisse,
-
Flexibilität: zeitnahe und schnelle Reaktionen/Lösungen,
-
angepasste Organisationsstrukturen: flache Hierarchiestufen und kurze Entscheidungswege,
-
Befähigung von Mitarbeitenden mit den richtigen Instrumenten,
-
geringerer Planungsaufwand/kürzere Planungsphasen,
-
Interesse und Offenheit für Neues: Horizonterweiterung.Es gibt demnach zwar keine einheitliche Definition von agil oder Agilität, aber praktisch alle Befragten hatten eine relative klare Vorstellung davon, was es für sie bedeutet.
9.4.2 Einschätzung der Agilität einzelner Arbeitsbereiche
Merkmale | Wert Team BDZ | ∅ Wert | Wert Team FAZ | ∅ Wert | Wert Team FKS | ∅ Wert | Wert Team NewTeam | ∅ Wert |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Wie agil ist das Arbeitsumfeld? | 6,4 | 6,5 | 6,0 | 7,0 | 6,0 | 7,0 | 8,0 | 6,5 |
Wie agil ist die Arbeitstätigkeit? | 4,0 | 6,5 | 6,0 | 6,0 | 7,0 | 6,0 | 7,0 | 6,0 |
Wie agil ist die befragte Person (Selbsteinschätzung)? | 7,0 | 7,0 | 6,0 | 7,5 | 7,0 | 7,0 | 8,0 | 7,0 |
Wie offen steht die befragte Person Veränderungen gegenüber? | 7,0 | 6,8 | 7,0 | 6,5 | 6,0 | 7,0 | 7,0 | 7,0 |
Ist die Bereitschaft für notwendige Veränderungen vorhanden? | 7,0 | 6,7 | 7,0 | 6,0 | 6,0 | 6,5 | 6,0 | 7,0 |
Nennung positiver Auswirkungen der Agilität | 5,0 | 5,8 | 6,0 | 5,5 | 4,0 | 6,0 | 7,0 | 5,0 |
Nennung negativer Auswirkungen der Agilität (wobei bei diesem Merkmal eine hohe Bewertung dafür spricht, dass wenige Einwände angebracht wurden) | 6,0 | 6,0 | 7,0 | 6,0 | 4,0 | 7,0 | 7,0 | 6,0 |
Know-how zu agilen Methoden in der Praxis | 1,0 | 5,0 | 3,0 | 4,0 | 3,0 | 4,0 | 8,0 | 2,0 |
Know-how zu agilen Methoden in der Theorie | 4,0 | 7,0 | 5,0 | 7,0 | 8,0 | 6,0 | 8,0 | 6,0 |
9.4.2.1 Herausforderungen der Agilität
-
Führung von Mitarbeitenden wird schwieriger.
-
Wesentliche, teamübergreifende Anpassungen müssen dennoch abgestimmt werden.
-
Fehlende Bereitschaft, (Führungs-)Macht abzugeben.
-
Diese führt zu Entscheidungsträgheit.
-
Diese wiederum kann eine Überforderung der Mitarbeitenden bedingen.
-
Es ist schwierig, das Gesamtbild zu sehen.
-
Organisationsstrukturen sind zu wenig anpassungsfähig für agile Teams.
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Benötigt werden flache Hierarchiestufen: Diese Anpassung geht nicht schnell vonstatten.
-
Nicht für alle Arbeiten geeignet: für Projektarbeit vorteilhaft, für Tagesgeschäft nicht.
-
Technische Systemabhängigkeiten sind vorhanden: Es reicht nicht aus, wenn Mitarbeitende agil sind, Systeme/Applikationen jedoch nicht.
-
Agilität bringt keine perfekten Lösungen mit sich und ist fehleranfällig.
-
Der Mensch muss sein Verhalten dem Agilen anpassen: dies ist nicht natürlich, da der Mensch dazu neigt, sich an den Status quo zu gewöhnen.
-
Arbeitstätigkeiten müssen täglich neu priorisiert und bearbeitet werden.
9.4.3 Welches Mindset zeigen die Befragten typischerweise?
9.5 Diskussion
9.6 Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen
-
Kontextabhängigkeit des Mindsets berücksichtigen. Unternehmen sollten verstehen, dass das Mindset eines Menschen kontextabhängig ist. Entsprechend sollten für geplante Anpassungen der Organisationsstrukturen, des Arbeitsumfeldes oder des Arbeitsinhaltes auch der Mensch und sein typisches Mindset darin berücksichtigt werden. Es gilt also, gezielt Kontexte zu untersuchen, die von vielen Mitarbeitenden und Vorgesetzten bisher eher mit einem Fixed Mindset in Verbindung gebracht werden, und diese sichtbar anders zu gestalten und Verhalten im Sinne eines Growth Mindsets zu fördern bzw. als Vorgesetzte mit gutem Beispiel voranzugehen.
-
Arbeitsplatz als Lernumgebung. Der Arbeitsplatz wird generell zur Ausübung der Arbeitstätigkeit und zum Aufbau von Fachwissen gesehen. Entscheidend ist jedoch, dass der Arbeitsplatz auch als Lernumgebung wahrgenommen wird. So besteht die Möglichkeit der Weiterentwicklung in verschiedene Richtungen. Mindsets lassen sich einüben und gezielt verstärken, was bisher jedoch wenig genutzt wird.
-
Adaptive Strukturen. Unter adaptiven Strukturen wird verstanden, dass einerseits klare Organisationsstrukturen zur Orientierung vorhanden sind. Andererseits sollen diese Strukturen Entscheidungsfreiräume und Kreativität ermöglichen, damit das Unternehmen flexibel bleibt. Mitarbeitende sollten sich ihrer Entscheidungsräume bewusst sein.
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Abläufe und Entscheidungsprozesse minimieren. Die vorhandenen Abläufe führen zu langwierigen Absprachen, Entscheidungen über mehrere Ebenen und die Zielerreichung, individuelle Lösungen werden erschwert. Die digitale Transformation unterstützt die Optimierung von Prozessen, viele können zu großen Teilen oder vollständig automatisiert werden. Dafür sind jedoch häufig Investitionen und eine End-to-End-Betrachtung von Prozessen nötig.
-
Mittlere Führungsebene reduzieren. Aufgrund der vorhandenen Informationsmöglichkeiten wird die mittlere Führungsebene in vielen Bereichen als nicht mehr zwingend notwendig angesehen. Dies bedingt, dass den Mitarbeitenden mehr Eigenverantwortung und ein größerer Entscheidungsspielraum übertragen wird. Mit den entsprechenden Entscheidungsfreiräumen und der Aufhebung von Informationsungleichgewichten lassen sich mittlere Führungsebenen stark abbauen.
-
Mitarbeitenden Vernetzungsmöglichkeiten bieten. Der Austausch untereinander wird bei einem Unternehmen dieser Größe und so vielen Abhängigkeiten als essenziell angesehen. Durch das Silogebilde wird eine vertikale Vernetzung nicht gefördert. Daher sollten zugängliche Plattformen und physische Austauschmöglichkeiten geschaffen werden. Diese Austauschmöglichkeiten sollten formeller und informeller Natur sein.
-
Fach- und Führungskompetenzen trennen. Ein großes Fachwissen allein bedeutet nicht, dass auch Führungskompetenzen vorhanden sind. Der aktuelle Wandel und die vorherrschende Dynamik werden verstärkt anpassungsfähige Führungskompetenzen verlangen, welche situationsabhängig eingesetzt werden können. Somit verlagert sich der Schwerpunkt von Fach- zu Führungswissen, weshalb diese Rollen klar zu trennen sind. Gleichzeitig sollte im Sinne der Agilität klar sein, dass Führung nicht gleichbedeutend mit starkem Hierarchiegefälle sein muss, sondern zur Ausrichtung des Teams und Pflege einer agilen Teamkultur dienen sollte.