2000 | OriginalPaper | Buchkapitel
Konjunkturentwicklung, Wahrnehmungen der Wirtschaftslage und Parteipräferenzen in Deutschland, 1977–1998
verfasst von : Hans Rattinger
Erschienen in: 50 Jahre Empirische Wahlforschung in Deutschland
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Ein zentraler Bestandteil der empirischen politischen —konomie ist die Untersuchung der Auswirkungen von wirtschaftlichen Faktoren auf die Politik, also u.a. auf Demokratiezufriedenheit, auf Regierungspopularität, auf die Wahlbeteiligung und auf das Abschneiden der Parteien in Wahlen. Dabei steht der Forscher immer wieder vor einer Reihe von einfachen Fragen, deren Beantwortung jedoch alles andere als einfach ist: Sind objektive ökonomische Gegebenheiten oder ihre subjektiven Wahrnehmungen wichtiger für die politischen Resultate? Damit eng zusammenhängend: Wie entstehen diese subjektiven Wahrnehmungen (Rattinger 1985)? Ebenfalls damit eng zusammenhängend: Eignen sich Individualdaten (meist Querschnitte) besser zur Analyse dieser Auswirkungen, oder sind Aggregatdaten (meist Zeitreihen) geeigneter (Kramer 1983)? Und wenn subjektive Verarbeitungen ökonomischer Zustände oder Entwicklungen relevant sind: Sind es dann eher diejenigen der persönlichen Situation (’pocketbook voting’) oder der allgemeinen Wirtschaftslage (’sociotropic voting’)? Und welcher Art sind diese Auswirkungen, welche Richtung nehmen sie? Folgen sie der einfachen Logik von Downs (1957), wonach die Wahrnehmung guter (schlechter) Leistungen der jeweiligen Regierung nützt (schadet), wofür „bad times hurt the ins“ eine griffige Kurzformel ist? Oder hängen die politischen Auswirkungen von —konomie davon ab, welche Bevölkerungsgruppen von welchen ökonomischen Problemen besonders betroffen sind und bei welchen Parteien diese Gruppen typischerweise ihre Interessenvertretung am besten aufgehoben sehen, so daß die Kombination aus Verteilung der Regierungsmacht und vorherrschender wirtschaftlicher Problemlage darüber entscheiden wird, welche politischen Folgen zu erwarten sind? Alle diese theoretisch höchst bedeutungsvollen Fragen (und weitere) sind in bisher nicht übertroffener Form in der Monographie von Kiewiet (1983) zusammengestellt worden.