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2024 | Buch

Krisen des Feldzugangs

Methodologische, empirische und forschungspraktische Beiträge

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Über dieses Buch

Dieses Buch bietet eine ausführliche und aktuelle Auseinandersetzung mit der Frage, wie der Zugang zum Forschungsfeld gelingen kann. Der Feldzugang ist eine notwendige Bedingung, um Feldforschung betreiben zu können – gelingt der Zugang zum Feld nicht, dann ist auch die geplante Forschung nicht möglich. Das Anbahnen eines Feldzugangs ist entsprechend eine besonders kritische Phase des Forschungsprozesses, die grundsätzlich die Eigenschaft hat, krisenhaft zu sein oder es zu werden. Diesen Sachverhalt stellt der Band in den Mittelpunkt und versammelt Beiträge, die das krisenhafte Potential von Feldzugängen aus drei Perspektiven diskutieren: Erstens mit Blick auf veränderte und erschwerte äußere Rahmenbedingungen qualitativer Forschung (Der Feldzugang in der Krise); zweitens aus einer wissenssoziologischen Sicht (Der Feldzugang als krisenhafter Prozess) und drittens aus der Perspektive der Forschungsfelder und -gegenstände (Der Feldzugang als Krise für den Forschungsgegenstand?). In dieser Diskussion verfolgt der Band das Ziel, Feldzugänge sowohl unter forschungspraktischen und methodologischen Gesichtspunkten zu erörtern als auch den Feldzugang als Forschungsgegenstand zu reflektieren. Der Band gibt Anregungen für alle, die ein empirisches Forschungsprojekt durchführen wollen und für die diejenigen, die ihre eigene Forschungspraxis selbstreflexiv thematisieren. Er bietet Anschlüsse an die ethnografische Literatur, Einblicke in die Arbeit der ethnografischen Feldforschung, und er bietet wichtige Impulse für die Debatte zur Zukunft der qualitativen Sozialforschung.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einführung

Frontmatter
Krisen des Feldzugangs – ein kurzer Problemaufriss
Zusammenfassung
Dass das, was einem leicht zu erreichen scheint, doch weiter entfernt ist als man angenommen oder zumindest gehofft hat, das kommt im Leben oft vor. Auch in der empirischen Feldforschung geschieht es andauernd: Das Ziel ist hier, einen bestimmten Ort, eine Situation oder Gelegenheit, eine bestimmte Person oder Gruppe von Personen zu erreichen.
Sylvia Marlene Wilz, Max Kaufmann

Der Feldzugang in Zeiten der Krise

Frontmatter
„Ihre Forschung ist nicht systemrelevant.“ Qualitative Sozialforschung in der Krise. Ein Kommentar
Zusammenfassung
Der mit dem Coronavirus und dessen Gefährlichkeit begründete Lockdown des gesellschaftlichen Lebens nicht nur in Deutschland von März 2020 bis April 2021 hat zu einem Stillstand fast jeder Art von ‚kontaktgebundener‘ Sozialforschung geführt – unabhängig davon, ob sie qualitativ/interpretativ oder quantitativ vorgeht.
Jo Reichertz
(Un-)Möglichkeiten des Feldzugangs in Zeiten der Krise – Erfahrungen im organisationalen Feld der Kindertagesbetreuung
Zusammenfassung
Dieser Beitrag thematisiert Herausforderungen qualitativer Sozialforschung während der Covid-19-Pandemie am Beispiel des Feldzugangs eines eigenen Forschungsprojekts im organisationalen Feld der Kindertagesbetreuung. Hierzu werden zunächst Gütekriterien qualitativer Forschung im Überblick dargestellt, um aufzuzeigen, welche Möglichkeiten qualitative Sozialforschung allgemein, d.h. unabhängig von Krisenzeiten, bietet, um mit Herausforderung im Forschungsprozess umzugehen. Herausforderungen im Rahmen des Feldzugangs stehen dann anhand des genannten Projekts im Mittelpunkt des Beitrags. Die Beschreibung unterschiedlichster Formen der Anpassung beim Feldzugang macht deutlich, inwiefern alternative Strategien des Feldzugangs möglich und sinnvoll sind. Dabei richtet sich der Blick auch darauf, wie im organisationalen Feld der Kindertagesbetreuung je spezifisch mit krisenhaften Situationen umgegangen wird, welche Änderungen geplanter Abläufe dort gefunden werden und inwieweit man dadurch auch spezifische Eigenheiten und Veränderungen des Feldes identifizieren kann.
Sylvia Nienhaus

Der Feldzugang als krisenhafter Prozess

Frontmatter
„Ende der Diskussion“ Der Feldzugang zu Organisationen als Krise der Kommunikation
Zusammenfassung
Der Eintritt in ein Forschungsfeld ist für Forschende eine Herausforderung, die grundsätzlich das Potenzial hat, krisenhaft zu sein oder es zu werden. Während einiges von dem, was im Vorfeld erledigt werden muss (etwa die Auswahl der Untersuchungsmethoden oder die Finanzierung des Forschungsvorhabens), prinzipiell plan- und kalkulierbar ist, konfrontiert der Feldzugang Forscher*innen aber auch mit kommunikativen Herausforderungen, die sich nicht ausschließlich strategisch und/oder durch sorgfältige Vorbereitung bearbeiten lassen. Dieses Problem stellt der Beitrag in seinen Fokus und diskutiert es als Krise der Kommunikation. Am Beispiel einer gescheiterten Zugangsinteraktion im Rahmen eines DFG-Projekts wird gezeigt, warum und wie Kommunikationen im Kontext von Feldzugangsbemühungen scheitern können, über welche Praktiken sich Organisationen kommunikativ nach Außen abschließen und weshalb es für organisationsexterne Forschende schwer (bisweilen auch unmöglich) ist, einen Anschluss zu finden.
Max Kaufmann
Getting Access and Getting Accounts – Der doppelte Feldzugang in der Erforschung digitaler Infrastrukturen
Zusammenfassung
Prozessbezogene Software, wie Fallinformations- oder Kommunikationssoftware, zieht die Aufmerksamkeit von Organisationsforschenden immer öfter auf sich. Insbesondere die qualitative Organisationsforschung steht durch diese Entwicklung vor neuen Herausforderungen: Neue forschungspraktische Probleme halten dazu an, Zugangs- und Erhebungssettings neu zu reflektieren. Durch Digitalisierungsprozesse verschränken sich zwei Problemkomplexe der qualitativen Organisationsforschung miteinander: Das forschungspraktische Problem, als körperlich ko-präsent Forschende Zugang zu Organisationen zu gewinnen (Getting Access), verschränkt sich mit dem Problem, Zugang zu der digitalen und oft heterogenen Infrastruktur von Organisationen zu gewinnen (Getting Account). Unser Beitrag zeigt, am Beispiel zweier Feldzugänge zu organisationalen digitalen Infrastrukturen eines Jugendamts und eines Softwareunternehmens, das analytische Potenzial der schematischen Unterteilung – Getting Access und Getting Account – für die Exploration digitaler Infrastrukturen. Aus unseren empirischen Einsichten rekonstruieren wir drei Dimensionen des Forschungsverlaufs (Positionierung, Beobachtung und Steuerung), an denen die Problemstellung und die Verschränkung für Feldzugänge im ethnografischen Forschungsprozess zentral wird. Die Nutzung von Useraccounts in der Ethnografie und die Reflexion darüber stellen dabei zentrale Erkenntnisquellen dar.
Katharina Braunsmann, Korbinian Gall

Der Feldzugang zu Organisationen – krisenhafte Beziehungen?

Frontmatter
Grenzüberschreitung im Feldzugang: Vertrauensvorschuss und Motivationsleistung
Zusammenfassung
Eine der heikelsten Bereiche der Forschung ist der Zugang zum Feld: Gelingt er nicht, ist möglicherweise das gesamte Projekt gefährdet oder man muss nach Alternativen suchen, die vielleicht nur bedingt in das Forschungskonzept passen. Gerade in der Organisationsforschung besteht eine ausgeprägte Abhängigkeit von der Mitwirkung der Organisationsmitglieder.
Ulrike Froschauer, Manfred Lueger
Der Feldzugang im organisationalen Feld der ordnungsrechtlichen Unterbringung – eine Praxisreflexion
Zusammenfassung
Forschung im Feld erfordert einen Zugang zum Feld, um Zutritt ins Feld zu gewinnen: ohne Zugang zum Feld keine Forschung. Im vorliegenden Beitrag soll der Zugang ins Feld vor dem Hintergrund unterschiedlicher institutioneller Voraussetzungen thematisiert werden. Grundlage hierfür ist ein qualitativ angelegtes Projekt im Feld der Wohnungslosenforschung zur ordnungsrechtlichen Unterbringung. Anhand der Erfahrungen der Forschenden wird aufgezeigt, wo und wie der Feldzugang scheitern oder an seine Grenzen geraten kann. Fokussiert werden in diesem Zusammenhang die spezifischen organisationalen Charakteristika sowie Akteursebenen und -konstellationen, mit denen die Forschenden im Prozess des Feldzugangs zu tun hatten, aber auch die Rolle der Auftraggebenden und das institutionelle Setting der Forschenden. Dargelegt werden hierbei die konkreten Formen der Reaktion und Kommunikation seitens der organisationalen Akteur*innen, die zu einem Scheitern (oder Gelingen) des Feldzugangs führen können sowie der Einfluss verschiedener institutioneller Akteurskonstellationen auf das Scheitern (oder Gelingen) des Feldzugangs. Dabei wird insbesondere Bezug auf die Kategorie ‚Vertrauen‘ genommen.
Patricia Pfeil, Marion Müller
Der Weg in die ‚Kabine‘ – ein Zugang zur Abteilung ‚Service‘ einer globalisierten Airline
Zusammenfassung
„Es geht in dem vorliegenden Band um Fragen des Eintritts von qualitativ arbeitenden Sozialforscher:innen in ein Forschungsfeld - vornehmlich um den alles andere als selbstverständlichen Zugang zu Organisationen mit dem Ziel, diese in bestimmten Hinsichten eingehend zu erforschen. In diesem Beitrag wird ein nicht spektakulärer Feldeinstieg etwas eingehender beschrieben. Wir haben seinerzeit einen Zugang zur Global Air, so soll eine international aufgestellte Fluggesellschaft hier genannt werden, erarbeitet. Der Feldzugang zog sich bis weit in die Datenerhebung hinein, und er gestaltete sich in vielfacher Hinsicht - nicht zuletzt auch in Anbetracht der für Organisationen typischen Dynamiken und Unwägbarkeiten - speziell und lehrreich. In einer verdichteten Fallbeschreibung wird szenisch unter anderem der Effekt, der von einem ‚In- und Outsider-Türöffner‘ für die Bewältigung der Zugangsprobleme ausgeht, erfahrbar, aber auch die Relevanz der Diversität unseres Forschungsteams für ein Gelingen des Feldzugangs insgesamt.“
Norbert Schröer
„Sie fragen sich bestimmt, wer ist das Alien?“ Konstellationen von Akteuren und organisationale Praktiken im Feldzugang
Zusammenfassung
Für alle, die empirisch forschen, ist das Thema ‚Feldzugang‘ nicht nur in ausgewiesenen Krisenzeiten wichtig. Es begleitet sie vielmehr durch ihre gesamte wissenschaftliche Karriere hindurch – schließlich ist der Zugang zum Forschungsfeld von absolut zentraler Bedeutung („no entree, no research“, Johnson 1975), und er ist fast immer unsicher und unplanbar.
Sylvia Marlene Wilz
Metadaten
Titel
Krisen des Feldzugangs
herausgegeben von
Max Kaufmann
Sylvia Marlene Wilz
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-42771-9
Print ISBN
978-3-658-42770-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-42771-9