Skip to main content

10.01.2024 | Kryptowährungen | Gastbeitrag | Online-Artikel

Der Weg der Banken zu erfolgreichen Krypto-Diensten

verfasst von: Dr. Nils Bulling

4 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Erste renommierte Banken reagieren auf das wachsende Interesse von Kunden an digitalen Assets und bauen im Krypto-Bereich eigene Verwahrplattformen auf. Drei Stufen führen Banken und Sparkassen dabei erfolgreich in die Krypto-Welt.

Das prinzipielle Anlegerinteresse an Krypto-Investments ist vorhanden. Eine aktuelle Avaloq-Umfrage zeigt allerdings, dass 84 Prozent der Krypto-Anleger derzeit noch unabhängig agieren und entsprechende Börsen nutzen, während sich 92 Prozent der Anleger ohne Krypto-Investments wünschen, dass ihr Finanzdienstleister ihnen diese anbietet. Allerdings existieren verschiedene Hemmnisse für ein breites Krypto-Engagement. 

Der Business Case ist oftmals komplex, eine neue Public-Cloud- und SaaS-Infrastruktur wird nötig, Altsysteme müssen integriert, Prozesse automatisiert und Vorschriften in einer sich noch verändernden regulatorischen Landschaft eingehalten werden. Krypto-Ökosysteme sind nicht einfach zu verwalten, die Märkte manchmal undurchsichtig und es entstehen neue Sorgfaltspflichten. Finanzinstitute brauchen für Distributed-Ledger-Technologien (DLT) neues technologisches Wissen, veränderte Prozesse und gegebenenfalls neue, kundige Berater.

Drei Niveaus für Krypto-Angebote

Derzeit zeichnen sich drei verschiedene Intensitätsstufen für die Angebote eines Finanzinstituts im Krypto-Sektor ab. Diese Niveaus unterscheiden sich auch nach der Art und Weise, in der das Finanzinstitut Verwahrungsaufgaben für die Kunden übernimmt. Ein Krypto-Verwahrer hat sich um die Verwahrung und den Schutz der digitalen Vermögenswerte seiner Kunden zu kümmern und reduziert so das mit der Selbstverwahrung von Krypto-Schlüsseln verbundene Risiko. 

  • Niveau 1: Unterverwahrung
    Das Unterverwahrungsmodell ist einfach, erfordert wenig Investitionen und ist schneller umgesetzt. Die Bank verschafft ihren Kunden dabei die Möglichkeit, Krypto-Vermögenswerte in ihrem Namen zu kaufen, zu halten und zu verkaufen. Die eigentlichen Custody-Aufgaben lagert sie jedoch an einen externen Partner aus, einen professionellen Unterverwahrer. Der Hauptvorteil eines Unterverwahrungsmodells besteht darin, dass es die Markteinführung für das Finanzinstitut beschleunigt, die Komplexität und in der Regel auch die Kosten verringert. Aber risikofrei ist es nicht. Zum Beispiel könnte ein Sub-Custody-Ansatz die operative Flexibilität der Bank bei der Umsetzung ihrer eigenen Strategie für digitale Vermögenswerte einschränken, da nur ein indirekter Zugang zu den privaten Schlüsseln besteht. Zudem sind die Finanzinstitute Gegenparteirisiken ausgesetzt, die vom Unterverwahrer ausgehen können - beispielsweise aufgrund der Tiefe seiner Bilanz, seiner Betriebsabläufe oder etwaiger Änderungen seiner Eigentumsverhältnisse. Je nach Gerichtsbarkeit des Unterverwahrers können auch geopolitische oder regulatorische Risiken existieren. 
  • Niveau 2: Die direkte Verwahrung als nächster Schritt
    Die direkte Verwahrung hingegen eignet sich besonders für mittlere bis große Institutionen und krypto-affine oder krypto-native Unternehmen. Dieses Angebot umfasst zum Beispiel auch die sichere Verwahrung durch Cold-Wallet-Lösungen, die die privaten Krypto-Schlüssel der Anleger schützen. Auf dieser Ebene kontrolliert das Finanzinstitut die digitalen Vermögenswerte vollständig, es arbeitet hocheffizient und bestimmt auch die Nutzererfahrung seiner Krypto-Anlagekunden. Zudem profitiert die Bank von einer Hebelwirkung auf ihre eigene Marke und Bilanz, und sie wählt alle Funktionalitäten und eventuell notwendige Partner, Börsen und Broker flexibel nach ihren eigenen Vorstellungen aus. Einige deutsche Institute haben bei der Bafin entsprechende Krypto-Verwahrlizenzen entweder bereits beantragt oder schon erhalten. 
  • Niveau 3: Tokenisierung sowie weitere DLT- und DeFi-Dienste 
    Finanzinstitute gehen einen deutlichen Schritt weiter, wenn sie sich nicht nur für ein direktes Bankverwahrungsmodell mit Fokus auf dem Kryprowährungshandel entscheiden, sondern selbst digitale Token ausgeben - die eigenständige Emission von tokenisierten Assets. Digitale Token können zum Beispiel beliebig gestückelte Fondsanteile darstellen. Oder sie machen bisher illiquide Kundenassets in Form von digitalen Eigentumsanteilen erstmals handelbar. Auf dieser Ebene spielen auch andere DLT-Dienstleistungen eine Rolle, wie die Verwahrung von tokenisierten, nicht-bankfähigen Vermögenswerten, komplexe Wallet-Modelle oder Staking-Dienstleistungen. Beim Staking erhalten Anleger eine Belohnung, wenn sie ihre digitalen Assets vorübergehend sperren, damit sie zur Validierung von Transaktionen auf der Blockchain beitragen können. Denkbar sind auch Leihdienste, bei denen Anleger Geld leihen und ihre Krypto-Bestände als Sicherheiten hinterlegen. Mit umfassenderen DLT-Dienstleistungen macht sich ein Finanzinstitut auch die ganze disruptive Kraft der dezentralen Finanzierung (DeFi) zunutze - durch Smart Contracts, die es gestatten, Finanzdienstleistungen in einem Peer-to-Peer-Modell anzubieten, ohne die in der Fiat-Welt oft nötigen Intermediäre. 

Vertrauen und nahtlose Integration fundamental

Die verschiedenen Umsetzungsstufen lassen sich durchaus als Weg verstehen: vom Unterverwahrer-Modell über die direkte Bankverwahrung bis zu Tokenisierungs- und DeFi-Angeboten. Grundsätzlich gilt: Der Schlüssel zum Erfolg und zur effizienten Weiterentwicklung ist die nahtlose Integration in vorhandene Banksysteme. Dies gewährleistet Zukunftssicherheit und Skalierbarkeit. 

Dabei ist nicht davon auszugehen, dass es eine binäre Entscheidung zwischen Traditional Finance (TradFi) und Decentralized Finance (DeFi) geben wird. Die Zukunft wird den Finanzinstituten gehören, die beide Welten geschickt miteinander verbinden und neue innovative Geschäftsmodelle entwickeln. Finanzinstitute haben hier einen grundsätzlichen Vorteil: Genau an der Nahtstelle zwischen Krypto- und Fiat-Welt positioniert, haben sie sich das Vertrauen der Anleger schon erworben. 

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren