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22.05.2024 | Künstliche Intelligenz | Gastbeitrag | Online-Artikel

Die KI-Experimente sind vorbei

verfasst von: Gerrit Bojen, Daniel Wagenknecht

2:30 Min. Lesedauer

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Kaum ist die Cloud-Transformation in der Finanzwelt in vollem Gange, steht in Gestalt Künstlicher Intelligenz bereits die nächste Technologierevolution vor der Konzerntür. Wie wird generative KI die Finanzwirtschaft in den kommenden Jahren verändern?

Bereits heute beschäftigen sich alle Häuser mit dem Thema "Künstliche Intelligenz (KI)". Der Begriff bezeichnet selbstlernende neuronale Netzwerke – also Programme, die mithilfe von (Online-)Algorithmen Wahrscheinlichkeiten errechnen und ihre Ergebnisse auf der Grundlage der eigenen "Erfahrungswerte" verbessern. Der entscheidende Vorteil der explizit "generativen" KI besteht darin, die errechneten Ergebnisse nicht als Zahlenreihe, sondern als fertiges Produkt präsentieren zu können. Oder anders ausgedrückt: Während die herkömmliche KI für die Erstellung eines Bildes die Wahrscheinlichkeit für Rot, Gelb und Blau errechnete und auflistete, produziert die generative KI ein Gemälde.

War 2023 das Jahr der Experimente für den Bankensektor in Sachen "KI", wird 2024 das Jahr der Integration ins operative Geschäft sein. Der in Zukunft wichtigste Anwendungsbereich ist der Customer Channel, also alle Geschäftsbereiche mit Kundenkontakt. Die neue Technologie "versteht", worum es dem einzelnen Kunden auch in Spezialfällen geht, und generiert aus allen verfügbaren Quellen individuelle Antworten. Idealerweise sind darin sogar alle vorliegenden Kundendaten, deren Profile und die bisherige Kommunikation mit dem Institut berücksichtigt, sodass ein tatsächlich relevanter Dialog entsteht, beispielsweise wenn es um Kreditrückzahlung, Bausparvertrag oder Hypothekenzinsen geht.

Allerdings müssen hierfür Kundendaten und -historie, also etwa persönliche Daten, Kontobewegungen, Kredite und andere Leistungen, aber auch die bisherige Korrespondenz zwischen Kunde und Bank so umfassend wie möglich erfasst sein. Denn auch generative KI ist nur so gut wie ihre Datengrundlage und die zugrundliegende Datenqualität. Außerdem ist die Technologie auf die entsprechenden Application Programming Interfaces (APIs) angewiesen, die der Künstlichen Intelligenz den Zugriff auf alle Bestandsdaten und -systeme ermöglicht. Um ihr Potenzial voll auszuschöpfen, stehen der Branche daher in den kommenden Jahren noch einige Investitionen in die IT bevor.

Risiken minimieren, von KI profitieren

Generative KI birgt in den kommenden Jahren nicht nur Verbesserungs-, sondern auch Risikopotenzial. Neben Verstößen gegen Datenschutzbestimmungen und andere Vorgaben wie den AI Act – Gesetz zum Einsatz von Artificial Intelligence – gehört dazu vor allem Cyberkriminalität. Die sogenannte "Prompt Injection" wird in naher Zukunft den Cyberspace in Atem halten. Durch die Fälschung von Internetseiten etwa, welche die KI mit Sicherheit oder großer Wahrscheinlichkeit als Quelle nutzt, lassen sich KI-Ergebnisse manipulieren.

Trotz dieser Szenarien ist der Verzicht auf die Implementierung generativer KI laut der KPMG AG Wirschaftsprüfungsgesellschaft keine Option für die Finanzbranche. Die Konzernspitze sollte auf ihre Erfahrung bei der Umsetzung neuer Vorgaben vertrauen und allen Stakeholdern vom Betriebsrat bis zu den Anteilseignern die Transformation schmackhaft machen. Dafür sind eine KI-Strategie und vor allem eine Vision dessen entscheidend, was das Unternehmen mithilfe der neuen Technologie erreichen will. Im Hinblick auf den Fachkräftemangel gilt es, schon heute Teams von KI-Experten zusammenzustellen, Trainings- und Vorkehrungsmaßnahmen zu treffen und Schulungen vorzubereiten, sodass mittelfristig jeder einzelne Mitarbeiter im Umgang mit Künstlicher Intelligenz befähigt ist.

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