2005 | OriginalPaper | Buchkapitel
Lebendige Demokratie im Alltag: Erziehung zur Zivilcourage
verfasst von : Gerd Meyer
Erschienen in: Demokratiekompetenz
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Das Wort Zivilcourage hat Konjunktur, bis vor kurzem jedenfalls, in den Zeitungen, im Fernsehen, an den Schulen, in der politischen Bildung — als positiv besetztes catchword, als sozialmoralische Forderung, als Feld pädagogischen und bürgerschaftlichen Engagements. Im Mittelpunkt der gegenwärtigen
Diskussion
stehen Gewaltsituationen in Schulen und im öffentlichen Raum, meist verbunden mit der Frage, wie man mit „Tätern“ und „Opfern“ umgeht, wie man schnell und effektiv eingreifen, oder auch was man vorbeugend dagegen tun kann. So wichtig und bedrückend die Zunahme von Gewalt nicht nur in der Schule und unter Jugendlichen ist, so wenig sollte sich jedoch der Blick auf physische Gewalt, auf Rechtsextremismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit verengen, wenn man nach den Chancen für mehr Zivilcourage in Schule und Gesellschaft fragt. Denn ein großer Teil unseres sozialen Lebens spielt sich ohne Gewalt und öffentliche Problematisierung ab. Dennoch entwickeln sich in Betrieben und Verwaltungen, in sozialen und Bildungseinrichtungen, in Vereinen und Parteien oft Machtstrukturen, Konflikte und Problemlagen, die womöglich eine gehörige Portion Zivilcourage verlangen, wenn man etwas verändern will. Diese Bereiche werden in den meisten Aufrufen und Analysen zur Zivilcourage völlig vernachlässigt, vor allem wenn sie als Bürgertugend unbequem für die Mächtigen wird.