Mit einem detaillierten Indikatorenbericht liefert das Umweltbundesamt (UBA) alle zwei Jahre einen umfassenden Überblick über den Zustand und die Entwicklung der Umwelt in Deutschland. Die insgesamt fünfzig Indikatoren erstrecken sich auf alle Umweltbereiche und beziehen sich in großen Teilen auf politische Ziele. Damit ist der Bericht auch ein wichtiger Gradmesser der deutschen Umweltpolitik.
In der aktuellen Ausgabe "Daten zur Umwelt 2017" fällt diese Bilanz eher gemischt aus: Von 32 untersuchten politischen Vorgaben stuft das UBA sieben als erreicht oder noch erreichbar ein. Bei neun Indikatoren wird die Zielsetzung voraussichtlich deutlich verfehlt. Bei allen anderen sind zur Zielerreichung zusätzliche Anstrengungen notwendig.
Trendbarometer für den grünen Bereich
Neben seiner Funktion als politischer Wegweiser liefert der rund 150 Seiten starke UBA-Bericht auch Aufschlüsse über wirtschaftliche und technologische Entwicklungstendenzen. Einige interessante Trends zeigen sich in den Bereichen Energie, Rohstoffe und Abfall sowie Umwelt und Wirtschaft. Dazu zählen unter anderem die folgenden Fakten:
- Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch stieg zwischen 2000 und 2016 von 6,2 auf 31,7 Prozent. Beim Endenergieverbrauch erhöhte sich der Anteil von 3,7 (2000) auf 14,8 Prozent (2015).
- Die deutsche Volkswirtschaft erwirtschaftete im Jahr 2011 mit einer Tonne Primärrohstoffe 20 Prozent mehr Wertschöpfung als im Jahr 2000.
- Die Recylingquote der Siedlungsabfälle stieg von 56 Prozent im Jahr 2002 auf fast 66 Prozent im Jahr 2014. Bei einigen Abfallströmen besteht allerdings noch Handlungsbedarf, v.a. beim Kunststoffrecycling aus Gewerbeabfällen und Verpackungen sowie bei Elektro-Altgeräten.
- Deutschland hat traditionell eine gute Wettbewerbsposition für Umweltschutzgüter. Seit 2012 geht deren Produktion in Deutschland jedoch zurück. Auch ihr Anteil an der gesamten Industrieproduktion ist leicht gesunken. Ursache ist die starke Auslandskonkurrenz, v.a. aus China.
- Mehr als 2 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland im Umweltsektor. Der Anteil an der Gesamtbeschäftigung stieg zwischen 2002 und 2012 von 3,7 auf 5,2 Prozent. Wachstumsbereiche waren die Exporte von Umweltschutzgütern, erneuerbare Energien und Dienstleistungen.
- Ende 2016 waren 1.225 Organisation an 2.111 Standorten nach dem europäischen Umweltmanagement- und Auditingsystem EMAS registriert. Seit 2012 steigt die Zahl leicht, aber kontinuierlich an.
- 2014 hatten umweltfreundliche Produkte einen Marktanteil von 6,1 Prozent in den erfassten Produktgruppen. Innerhalb der Produktgruppen unterscheiden sich die Marktanteile allerdings teilweise deutlich. Waschmaschinen mit der höchsten Effizienzklasse hatten zuletzt einen Marktanteil von 75 Prozent.
Klimaschutz braucht ökologische Verkehrswende
Die zentrale Herausforderung im Umweltbereich bleibt auch im diesjährigen UBA-Bericht der Klimawandel. Mit der Minderung seiner Treibhausgas-Emissionen kommt Deutschland aktuell jedoch nur schleppend voran. So sanken die Gesamtemissionen zwischen 1990 und 2016 zwar um rund 28 Prozent. Eine beabsichtigte Reduktion um 40 Prozent bis 2020 sei so eher unwahrscheinlich. Neben einer unzureichenden Senkung des Primärenergieverbrauchs und einer zu geringen Erhöhung der Energieeffizienz verweist das UBA in diesem Zusammenhang vor allem auf Versäumnisse im Verkehrssektor. Dieser bleibe der einzige Bereich, in dem die Treibhausgas-Emissionen seit 1990 nicht gemindert wurden. Einen aktuellen Überblick über sektorspezifische Entwicklungen, Einflussgrößen, Energieszenarien und Effizienzpotenziale bieten die Springer-Autoren Martin Reisinger, Ekrem Köse und Alexander Sauer im Buchkapitel Verkehr.