2004 | OriginalPaper | Buchkapitel
Geschlechter-Wissen in Organisationen: Einblicke in die Deutungsmuster leitender Fachbeamter einer Berliner Kommunalverwaltung
verfasst von : Sünne Andresen, Irene Dölling
Erschienen in: Wissensmanagement in Politik und Verwaltung
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Der Selbstbeschreibung nach gelten Praxen der geschlechtsspezifischen Diskriminierung in modernen Gesellschaften, die sich als aufgeklärt und zivilisiert verstehen, als illegitim. Frauen und Männer werden als grundsätzlich Gleiche angesehen, die mit gleichen Rechten und Pflichten ausgestattet sind und den gleichen Zugang zu Bildungs-, Ausbildungs- und Berufschancen haben. Im Widerspruch hierzu steht allerdings, dass die soziale Welt eine „vergeschlechtlichte Wirklichkeit“ (Bourdieu 1997, S. 167) darstellt, in der „die Einteilung der Dinge und der Tätigkeiten nach dem Gegensatz von männlich und weiblich“ (ebd., S. 161) erfolgt. Dieses Ordnungsmuster kann auch am Beispiel der kommunalen Verwaltung belegt werden, die auf Grund des mehr als 50%igen Frauenanteils an den Beschäftigten und der im Vergleich mit der freien Wirtschaft größeren Regelungsdichte ein eher,weibliches’Segment des Arbeitsmarktes darstellt. Im Innenraum weist sie aber dasselbe Muster der Geschlechterverteilung auf, das aus anderen Feldern bekannt ist: So ergab eine Erhebung des deutschen Städtetags von 1994 einen Frauenanteil bei den Verwaltungsleitungen von niedrigen 3%, bei den Dezernenten- bzw. Stadtratspositionen von nur 7% und bei den Amtsleitungen von nur 6% (vgl. Leutner 1994, zitiert nach Wiechmann/Kißler 1997, S. 28). Auch die Gleichstellungsinstrumentarien, die seit ca. zehn Jahren in diesem Feld wirken, haben diese hierarchische und Frauen benachteiligende Verteilung bislang nur unwesentlich verändern können.