Behördengänge fressen Zeit. Anstatt zu warten, würden sich Bürger viel lieber online ummelden, den neuen Ausweis beantragen oder den Stand ihres Stromzählers melden. Alle Daten für solche Smart Services sind da – doch häufig fehlt die notwendige Infrastruktur. Der aktuelle Grad der Digitalisierung entspricht dem Mittelmaß. Damit Deutschland den Anschluss schafft, muss die neue Bundesregierung den Ausbau der digitalen Infrastruktur zur Priorität erklären. Ziel ist eine zukunftsfähige Daseinsvorsorge 4.0. Jeder Bürger muss sich auf die Leistungen der Daseinsvorsorge rund um die Uhr verlassen können – egal ob er auf dem Land oder in der Großstadt wohnt.
Dafür wirbt die aktuelle Studie "Digital. Kommunal. Deutschland. Smart Nation durch Smart Regions." der Quadriga-Hochschule Berlin mit Unterstützung des Verbandes kommunaler Unternehmen e. V. (VKU). Die Untersuchung erschien im Oktober 2017. Sie basiert auf zahlreichen nationalen und internationalen Forschungsergebnissen sowie auf Interviews mit Spitzenvertretern insbesondere deutscher Versorgungsunternehmen.
Champions und Schlafmützen in Stadt und Land
Danach ist Deutschland ein Land unterschiedlicher Geschwindigkeiten: "Es gibt Champions in ländlichen Regionen und städtische Schlafmützen wie auch Smart Cities und weiße Flecken im ländlichen Raum," so die Studie. Wer den Anspruch habe, überall gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen, müsse den Schalter umlegen: Dem bekannten Stichwort "Industrie 4.0" müsse der neue Begriff "Daseinsvorsorge 4.0" zur Seite gestellt werden.
Für eine "Smart Nation Deutschland" ergeben sich laut Studie fünf Handlungsschwerpunkte. Dazu zählen die Einführung einer Digitalstrategie unter Einbezug der Regionen (Smart Nation durch Smart Regions), den Aufbau schneller Internetanbindungen mit Glasfaser und 5G sowie ein Datengesetz mit klaren Regeln. Digitalisierung sollte Chefsache sein. Deshalb empfiehlt die Studie einen bundesweiten "Chief Digital Officer", der koordiniert und nationale wie regionale Aktivitäten bündelt.
Bürger in den Mittelpunkt der Digitalisierung stellen
Im Zentrum der Digitalisierungsstrategie muss der Bürger stehen – denn schließlich geht es um seine Daten. Deren Mehrwert sollte vor Ort sichtbar werden. Sonst verschwinden Akzeptanz und Vertrauen. Aber: Kommunale Unternehmen müssen ihre Daten nutzen oder Erlöse aus der Weitergabe erzielen dürfen. Nur so sind Ausbau und Pflege der physischen Infrastruktur auf Dauer bezahlbar, so die Studie.