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2005 | Buch

Verwaltung und Verwaltungswissenschaft in Deutschland

Einführung in die Verwaltungswissenschaft

verfasst von: Jörg Bogumil, Werner Jann

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Buchreihe : Grundwissen Politik

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Über dieses Buch

Das Buch soll in die Fragestellungen, Konzepte und empirischen Befunde der modemen Verwaltungswissenschaft einführen. Dabei soll sowohl eine Übersicht über die grundlegenden Merkmale der öffentlichen Verwaltung in Deutschland als auch über die wichtigsten theoretischen Erklärungsansätze der sozialwissen­ schaftlichen Verwaltungswissenschaft vermittelt werden. Der Gegenstand "Verwaltung" (und gemeint ist hier die öffentliche Verwal- Verwaltung ist tung) ist unstrittig ein vielfaltiges Phänomen (vgl. Scharpf 1973). Man kann sich vielfältig u.a. mit den Aufgaben und Leistungen öffentlicher Verwaltungen, mit ihren Verfahrensregeln und tatsächlichen Verfahrensweisen, mit ihren formellen und informellen Strukturen, mit ihren Innen- und Außenbeziehungen sowie mit ihrem Personal und seiner Rekrutierung, seinen Karrieremustern, seinen Fähigkeiten, seinen Einstellungen, seinen Motivationen und seinen Frustra­ tionen befassen. Zudem ist die Verwaltung äußerst vielgliedrig. Es macht einen Unterschied, ob man es mit EU-, Bundes-, Landes-, Kommunalverwaltungen oder Anstalten öf­ fentlichen Rechts wie der Bundesagentur für Arbeit, der Deutschen Bundesbank oder den Sozialversicherungen zu tun hat. Zu erinnern ist hier an die Aussage von Ernst Forsthoff, dass sich Verwaltung nicht klar definieren. sondern nur be­ schreiben lässt (Forsthoff 1973, S. 1).

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Das Buch soll in die Fragestellungen, Konzepte und empirischen Befunde der modernen Verwaltungswissenschaft einführen. Dabei soll sowohl eine Übersicht über die grundlegenden Merkmale der öffentlichen Verwaltung in Deutschland als auch über die wichtigsten theoretischen Erklärungsansätze der sozialwissenschaftlichen Verwaltungswissenschaft vermittelt werden.
Jörg Bogumil, Werner Jann
2. Verwaltungswissenschaft(en) in Deutschland
Zusammenfassung
In diesem Abschnitt geht es urn die historische Entwicklung der Verwaltungs-wissenschaft bzw. Verwaltungswissenschaften in Deutschland. Zunächst wird die Herausbildung von Staatslehre, Regierungslehre und Verwaltungslehre in Deutschland geschildert. Anschließend geht es um Verwaltungswissenschaft als Teildisziplin der Politikwissenschaft — eine sich seit Anfang der 70er Jahren verstärkt herauskristallisierende Entwicklung — und um die Perspektiven und weiteren Entwicklungen einer derartigen Sichtweise. Abschließend werden die Fragen nach dem gemeinsamen Bindeglied und den Möglichkeiten der Zusammenarbeit in den Verwaltungswissenschaften gestellt.
Jörg Bogumil, Werner Jann
3. Institutioneller Aufbau der öffentlichen Verwaltung in Deutschland
Zusammenfassung
Eingangs ist darauf verwiesen worden, dass die öffentliche Verwaltung allgegenwärtig und komplex ist und sich von daher Versuchen eindeutiger Definitionen entzieht. Öffentliche Aufgaben berühren einen wesentlichen Teilaspekt öffentlicher Verwaltung, indem sie inhaltlich die Zwecke des Verwaltungshandelns beschreiben. Und mehr noch, die Eigenart des jeweiligen Aufgabenbereiches determiniert die Methoden und Instrumente der Aufgabenwahrnehmung ebenso wie die Form der Verwaltungsorganisation, ein Punkt, auf den noch zurückzukommen sein wird.
Jörg Bogumil, Werner Jann
4. Interne Strukturen und Prozesse öffentlicher Organisationen
Zusammenfassung
Während die bisherige Darstellung öffentliche Verwaltung vorrangig aus der Makro-Perspektive betrachtet hat, sich also vor allem auf Aufgaben und inter-organisatorische Beziehungen öffentlicher Organisationen auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Sektoren bezogen hat, geht es im Folgenden um das „Innenleben“ solcher Organisationen. Im Mittelpunkt steht die Mikro-Per-spektive, also intra-organisatorische Strukturen und Prozesse. Dies ist die klassische Perspektive der Organisations- und Verwaltungssoziologie (vgl. Mayntz 1997, Derlien 1984).
Jörg Bogumil, Werner Jann
5. Entwicklungsphasen der öffentlichen Verwaltung in Deutschland
Zusammenfassung
Will man die Entwicklung der öffentlichen Verwaltung in Deutschland charakte- * risieren, so kommt man zu einem eher widersprüchlichem Bild. Zum einen gibt es Tendenzen einer außerordentlichen Kontinuität des deutschen Verwaltungssystems, aber auf der anderen Seiten sind ebenfalls deutliche Veränderungen unübersehbar. Heute wie vor fünfzig Jahren, und im Prinzip wie vor einhundert oder sogar einhundertfünfzig Jahren, ist unsere öffentliche Verwaltung durch die Merkmale einer klassischen weberianischen Bürokratie gekennzeichnet, also durch Aktenmäßigkeit, Amtshierarchie, generell geordnete Kompetenzen, Regelgebundenheit der Amtsführung und ähnliches. Die bestimmenden Strukturmerkmale der Verwaltung, sei es im Bereich des Personals (Berufsbeamtentum), der Makro- und MikroOrganisation (Dreistufigkeit, Linienorganisation), der Verfahren (Rechtsförmigkeit, Justiziablilität) und der Finanzen (Kameralistik) wurden, trotz kontinuierlicher Reformversuche, nicht grundlegend verändert (König 1996).
Jörg Bogumil, Werner Jann
6. Perspektiven politikwissenschaftlicher Verwaltungsforschung
Zusammenfassung
In Kapitel 2.4 sind einige Gründe angeführt worden, warum sich die politikwissenschaftliche Verwaltungsforschung in einer nicht ganz einfachen Lage befindet. Sie liegen in der wissenschaftsinternen Veränderung von Aufmerksamkeitsstrukturen in der Policy-Forschung seit dem Ende der 80er-Jahre, in der geringen Institutionalisierung von Verwaltungswissenschaft auf politikwissenschaftlichen Lehrstühlen und in der schwierigen Beziehung von politischer Praxis und politikwissenschaftlicher Verwaltungsforschung. Dies ist insbesondere deshalb problematisch, weil sowohl Verwaltungspolitik wie politikwissenschaftliche Verwaltungsforschung angesichts einschneidender Veränderungen in Staat und Verwaltung vor neuen Herausforderungen stehen (vgl. Benz 2003b). Beispielhaft seien hier genannt:
  • Im Bereich der Verwaltungsmodernisierung nach dem NPM Modell fehlt es an empirischen Untersuchungen über die realen Veränderungen in den Verwaltungen der unterschiedlichen Ebenen sowie in der mittelbaren Verwaltung, in Universitäten, Forschungsinstitutionen und Wohlfahrtsverbänden. Weil es um öffentliche Verwaltung geht, also immer auch um die Beziehungen zwischen Politik und Verwaltung, sind Analysen zu den Machtverschiebungen zwischen Regierungen, Parlamenten und Verwaltungen und zu veränderten Entscheidungs- und Koordinationsprozessen nötig, um ein klareres Bild von Wirkungen der Modernisierungsmaßnahmen zu erhalten. Auch fehlt es an international vergleichenden Untersuchungen, die bei der Analyse der Effekte die unterschiedlichen Staats- und Verwaltungstraditionen berücksichtigen.
  • Im Bereich der Transformationsforschung, in dem zwar die ostdeutsche Verwaltungstransformation als weitgehend untersucht gilt, allerdings nur für die Phase bis 1995 (als Ausnahme hierzu vgl. Kuhlmann 2003), entstehen insbesondere mit der Osterweiterung der EU und den damit verbundenen Anpassungen der Verwaltungssysteme an einen wie auch immer gearteten europäischen Standard sowie Diskussion um den Europäischen Verwaltungsraum weitere Untersuchungsfelder.
  • Im Bereich des Zusammenspiels zwischen öffentlichen, zivilgesellschaftlichen und privaten Akteuren sowie mit dem Vordringen von Privatisierungs-, Liberalisierungs- und Wettbewerbsideen stellen sich zunehmend Fragen der Kompatibilität von ökonomischen und politischen Steuerungsmechanismen, die vor allem theoretischer und empirischer Untersuchungen über die Wirkungsweisen hybrider Arrangements bedürfen. In diesem Zusammenhang bedarf auch der normative Begriff des „Good Governance”, der bisher vor allem in der Entwicklungshilfe verwendet wird, einer intensiveren Diskussion und empirischen Untermauerung.
  • Im Bereich des boomenden E-Governments und der E-Democracy wird zwar auf neue soziale Ungleichheiten hingewiesen, die durch die intensive Nutzung des Internets entstehen können; welche Möglichkeiten sich aber durch den Aufbau von Informationsmacht auf Seiten der Verwaltung ergeben, wie sich Verwaltungsverfahren und die Kommunikation mit Bürgern und Wirtschaft, insbesondere aber auch die internen Kommunikations- und Koordinationsverfahren des öffentlichen Sektors verändern werden, diese Fragen sind bis jetzt noch weitgehend ausgeblendet.
Jörg Bogumil, Werner Jann
Backmatter
Metadaten
Titel
Verwaltung und Verwaltungswissenschaft in Deutschland
verfasst von
Jörg Bogumil
Werner Jann
Copyright-Jahr
2005
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-322-95687-3
Print ISBN
978-3-531-14415-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-95687-3