1998 | OriginalPaper | Buchkapitel
Vom Kapitalismus zum Wohlfahrtsstaat und zurück?
verfasst von : Christian Watrin
Erschienen in: Ökonomische Theorie der Sozialpolitik
Verlag: Physica-Verlag HD
Enthalten in: Professional Book Archive
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Richtet man das Augenmerk auf die großen Themen der Wirtschaftspolitik im zwanzigsten Jahrhundert, so läßt sich unschwer beobachten, daß in jenen Ländern, die sich nicht dem sozialistischen Großexperiment hingaben, die „Zähmung des Kapitalismus“ eines der wichtigsten Anliegen der Wirtschaftspolitik in vielen Lagern war. Der Ausgangszeitraum, jene knapp anderthalb Jahrzehnte vor Beginn des ersten Weltkrieges, kann in der üblichen Terminologie als „kapitalistisch” beschrieben werden. Zwar läßt sich zu Recht einwenden, daß dieser Ausdruck vage ist, selbst wenn man ihn nicht in ideologischer Absicht benutzt. Aber unter ihn läßt sich, bei wohlwollender Auslegung, auch die das ganze 19. Jahrhundert durchziehende Entwicklung zur Überwindung der alten, vorrevolutionären Gesellschaft und Wirtschaft mit ihren absolutistischen Herrschaftsformen und zahllosen Beschränkungen der individuellen Freiheit hin zu einer offenen Gesellschaft subsumieren, in der die Bürger über ein größeres Maß an individueller Selbstbestimmung verfügen. Neben allgemeinem Wahlrecht, Parlamentarismus, Demokratie und Volkssouveränität waren dies vor allem im wirtschaftlichen Bereich die Aufhebung der Leibeigenschaft, die Gewerbefreiheit, die Berufswahlfreiheit, die Freizügigkeit und die Öffnung der Märkte nach innen und außen.