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1998 | Buch

Wissen und Wissenssurrogate

Eine Theorie der Unternehmung

verfasst von: Sven Scheuble

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

Buchreihe : Markt- und Unternehmensentwicklung Markets and Organisations

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Über dieses Buch

Wenn Wissenschaftler staunen, dann versuchen sie in der Regel, ein Modell zu entwickeln, um nicht mehr staunen zu müssen, sondern erklären zu können. Auch diese Arbeit ist das Ergebnis eines Erstaunens - in diesem Fall über zwei Dinge: Zum einen fiihlte ich mich herausgefordert durch die aktuelle Diskussion des Wissensmanagements. Dieses Forschungs­ gebiet zeigt ein Bild allseitigen Bemühens, neues Wissen zu schaffen, Wissen aus den Köpfen von Mitarbeitern, Kunden oder Konkurrenten herauszulösen, um es transparent und allseits verfügbar zu machen. Mit Blick auf die Funktionsweise unserer arbeitsteiligen und hoch spe­ zialisierten Wirtschaft habe ich mich gefragt, ob dies wirklich der richtige Weg zu einem effi­ zienten Umgang mit der Ressource Wissen ist. Relativ schnell erwuchs aus diesem Zweifel die Überzeugung, daß es effizient sein kann, das Wissen anderer Menschen zu nutzen, ohne dieses Wissen zu erlernen. Damit war die Grundlage der Wissenssurrogate gelegt. Zum ande­ ren speiste sich mein Forschungsinteresse aus einer seit langem empfundenen Unvollkom­ menheit von Ansätzen der Neuen Institutionenökonomik bei der Erklärung der Existenz und der Grenzen von Untemehmungen. Worin dieser Mangel liegt, konnte ich lange nicht in Worte fassen. Erst die Annahme, daß ein Aspekt von Unternehmungen in der Verwertung von Wissen zu sehen ist, ermöglichte es mir, die Theorie der Unternehmung mit den Wissens­ surrogaten zu verknüpfen und mein Staunen in eine Erklärung zu verwandeln. Diese Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Betriebswirtschaftliche Informations- und Kommunikationsforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München und wurde am 29.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einführung
Zusammenfassung
Was bedeutet es, wenn jemand behauptet, daß unsere Gesellschaft mehr Wissen besitze als eine prähistorische Jäger-und-Sammler-Kultur, daß sich dieses Wissen in regelmäßigen Abständen verdopple, und daß das Wissen, das jeder einzelne von uns beherrschen muß, ebenfalls wachse? Die Folgen dieser steigenden Wissensmenge sind offensichtlich und können in Form sicherer Autos, besserer medizinischer Verfahren und anwachsender Bibliotheksbestände in Augenschein genommen werden. Weniger offensichtlich ist dagegen, daß die meisten modernen Menschen große Schwierigkeiten hätten, in einer Welt ohne elektrischen Strom, Bäcker etc. zu überleben. Man denke nur an die Schwierigkeiten, welche die meisten von uns hätten, in der freien Wildbahn zu überleben. Wie sollte man einen sicheren Platz zum Schlafen fmden? Welche Früchte könnte man essen, welches Wasser trinken? Wie könnte man ein Kaninchen fangen und wie ein Feuer entfachen, um es zu braten? Kann man unter diesen Umständen davon sprechen, daß der moderne Mensch mehr Wissen besitzt als der Jäger und Sammler, oder worin besteht der besondere Vorteil der Zivilisation gegenüber der Jäger-und-Sammler-Kultur?1
Sven Scheuble
2. Untersuchungsgegenstand
Zusammenfassung
Gegenstand dieses Kapitels ist die Entwicklung eines Begriffsverständnisses von Wissen und die weitere Konkretisierung der Forschungsfrage. Im Mittelpunkt steht zunächst der Inhalt des dieser Arbeit zugrunde liegenden Wissensbegriffes, der hergeleitet und gegenüber dem der Information abgegrenzt wird. Im Anschluß daran wird die vorliegende Arbeit in den aktuellen Stand der Forschung im Bereich wissensbasierter Theorien der Unternehmung eingeordnet und ihr Bezug zu vertragsbasierten Ansätzen der Unternehmenstheorie aufgezeigt.
Sven Scheuble
3. Wissenssurrogate
Zusammenfassung
In der Einleitung zu der vorliegenden Arbeit wurde gefragt, worin der besondere Vorteil einer Zivilisation gegenüber einer Jäger-und-Sammler-Kultur bestehe. In diesem Kapitel wird eine Antwort auf diese Frage vorgeschlagen, die — auf ihre Kernaussage reduziert — wie folgt lautet:
Der Vorteil ist, daß wir mehr Wissen nutzen, als wir erlernen miissen.
Sven Scheuble
4. Eine wissensbasierte Theorie der Unternehmung
Zusammenfassung
Gegenstand dieses Kapitels ist die Integration des Konzeptes der Wissenssurrogate und vertragsbasierter Ansätze der Unternehmenstheorie zu einer neuen Theorie der Unternehmung. Dazu ist zunächst zu klären, was unter einer Unternehmung und ihren Grenzen zu verstehen ist, und welche Anforderungen an eine Theorie der Unternehmung gestellt werden (Abschnitt 4.1). Dabei geht es um die Frage, worin der Gegenstand der Unternehmung zu sehen ist. Es wird also nach den Merkmalen und Aspekten gesucht, welche die Funktion der Unternehmung charakterisieren. Daran anschließend werden die Bestimmungsgrößen fir die Grenzen der Unternehmung unter dem Aspekt der Kompetenz, der Koordination und der Motivation erklärt und zu einer organisatorischen Gesamtlösung verbunden (Abschnitt 4.2).
Sven Scheuble
5. Zusammenfassung und Ausblick
Zusammenfassung
Mit der vorliegenden Arbeit wurde das Ziel verfolgt, das Phänomen, daß Menschen das Wissen anderer Menschen nutzen, ohne dieses Wissen zu erlernen, systematisch zu erschließen und zusammen mit vertragsbasierten Theorien der Unternehmung zur Grundlage einer neuen Theorie der Unternehmung zu verdichten, um darauf aufbauend die Existenz der Unternehmung, ihre Grenzen und ihre interne Organisation verstehen und erklären zu können.
Sven Scheuble
Backmatter
Metadaten
Titel
Wissen und Wissenssurrogate
verfasst von
Sven Scheuble
Copyright-Jahr
1998
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-97782-3
Print ISBN
978-3-8244-6813-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-97782-3