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2000 | Buch

Komplementäre Managementdiskurse

Polarisierung oder Paradigmenvielfalt?

verfasst von: Martin Hahmann

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

Buchreihe : Kasseler Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften

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Über dieses Buch

Betriebliches Management und die Untemehmensfiihrung stehen aktuell vor elementar neuen Herausforderungen. Die Gestaltung der Produkte, die Bildung von Untemeh­ menskemen, die Entwicklung neuer Kompetenzen, der Kampf um neue Märkte haben Rückwirkungen auf die Unternehmerischen Handlungskonzepte. Die Veränderung in der Praxis stellt der Wissenschaft die Aufgabe, über Ansätze und Modelle der Manage­ mentlehre neu nachzudenken. Ein empirischer Zugang wäre die Analyse praktizierter Verfahren, Methoden und Konzepte. Eine theoretische Reflexion versucht über Hinter­ grundtheorien den Entwicklungen interpretative Muster abzuringen. Diesen Weg be­ schreitet die vorliegende Arbeit. Auf der Basis einer fundierten Dekonstruktion sozial­ wissenschaflticher Theorien und Managementansätze stellt sich der Autor der Themen­ verschiebung und Neugründung Unternehmerischen Handelns. Die Anstrengungen zielen sympathischerweise nicht auf Abgrenzungen und ideologi­ sche Verfestigungen, um sich dann auf eine Position festzulegen. Vielmehr werden in den Positionen gleichgerichtete Argumentationsmuster und Anschlußstellen gesucht, um die vier sozialwissenschaftliehen und die drei managementorientierten Ansätze mit­ einander zu verknüpfen. Die semiotischen und semantischen Differenzen werden auf komplementäre Strukturen abgeklopft. Die These der Komplementarität der Theorien wird an vier Kriterien überprüft, die sich in vier Fragestellungen dargeben: In welchem Verhältnis von Opposition und Komplementarität stehen die aufgearbeiteten Theorien? Wie sind die Theorien auf dem Kontinuum von Differenz und Ganzheit einzuordnen? Läßt sich das Verhältnis von ontologisch konkreten und beobachteten Perspektiven er­ kenntnistheoretisch klären? Wie entwickeln sich Theorien im Spannungsfeld von Ein­ heit und Vielfalt? Das anspruchsvolle Programm ist eine Radikalisierung des Rationalitätsanspruchs der Modeme. Wissenschaft wird metatheoretisch reflektiert. Die Theorien werden nicht philosophisch positioniert, sondern ihren eigenen reflexiven Mechanismen unterworfen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Zielsetzung der Arbeit

Zielsetzung der Arbeit
Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit werden Komplexitätsphänomene und Veränderungsprozesse in betriebswirtschaftlichen Organisationen thematisiert. Dabei geht es um eine explizit grundlagentheoretische Perspektive, die zwar durchaus in einem mittelbaren Zusammenhang zur aktuellen empirischen Organisations- und Managementforschung gesehen werden muß, ein direkter Bezug kann jedoch im Rahmen dieser Untersuchung nicht geleistet werden. Ziel der Dissertation ist vielmehr, die genuin in den Sozialwissenschaften zu findenden systemischen, handlungsorientierten und strukturalen Theorien im Hinblick auf ihre Konzeptionalisierungspotentiale für die Organisations- und Managementtheorien zu befragen. Dazu ist ein erkenntnistheoretischer Bezugsrahmen unverzichtbar. Zu einem nicht unwesentlichen Teil wird daher eine Auseinandersetzung mit Begriffen erfolgen. Damit wird ein Feld bearbeitet, auf dem sich gleichermaßen Wissensbestände aus der Soziologie (insbesondere der Begriff des sozialen Systems), aus der Sprachtheorie (hier der Begriff des Diskurses) und aus der Betriebswirtschaftslehre (Rationalitäts-, Entscheidungs- und Strategiebegriffe) positionieren. Ein solcher Zugang ist prinzipiell nicht neu: Die kontinentaleuropäische, die angelsächsische und die angloamerkanische Organisationstheorie sind seit ihrer Genese in akademische Diskurse eingebunden, in denen permanent das Verhältnis von Systemtheorie, Handlungstheorie und Strukturalismus thematisiert wird - und zwar unabhängig davon, ob sie nun von den wissenschaftlichen Theorien oder von empirischen Befunden inspiriert sind.
Martin Hahmann

Aufbau und Inhalt der Arbeit

Aufbau und Inhalt der Arbeit
Zusammenfassung
Das komplexe und sich durch eine reichhaltige Literatur auszeichnende Themenfeld verlangt nach einer überschaubaren Struktur. Hierzu entwickeln wir vier Kriterien (a, b, c, d), die zugleich ein Ergebnisraster ergeben, das am Ende der entsprechenden Hauptkapitel als Konklusionen erscheint. Die These von der Komplementarität ist demzufolge daran zu messen, inwiefern sich die ehemals als gegensätzlich verhandelten Theorien a) nicht mehr kontrastieren, aber b) auch nicht konvergieren lassen, inwiefern es gelingt, c) ihre jeweilige Eigenständigkeit zu untermauern, um einen beliebigen Perspektivenaustausch zu vermeiden, und d) diese nicht zu synthetisieren oder im älteren Verständnis zu dialektisieren.
Martin Hahmann

Einführende Zusammenfassung

Einführende Zusammenfassung
Zusammenfassung
In den Sozialwissenschaften ist die neuere soziologische Systemtheorie Luhmannscher Prägung intensiv und konträr diskutiert worden. Diese Diskussionen haben sich — trotz der mittlerweile über zwei Jahrzehnte und länger andauernden Rezeption und Kritik — keineswegs erschöpft. Ihre Rezensenten spalten sich allerdings nicht mehr in ultimative Befürworter einerseits und ablehnende Kritiker andererseits, denn dazu ist die Luhmannsche Theorie zu vielschichtig und bietet zu viele Anschlußmöglichkeiten an Fragestellungen der Soziologie, der Erkenntnistheorie, der Organisationstheorie und der Betriebswirtschaftslehre. Dennoch tauchen in den Repliken auf diesen Ansatz problematische Interpretationen und Verkürzungen auf, die in dem Kapitel zu Luhmann revidiert werden sollen, um die produktiven Positionen dieses Autors hervorzuheben. So ist mittlerweile unstrittig, daß sich die neuere soziologische Systemtheorie nicht mehr ex- plizit mit ihren früheren handlungstheoretischen Gegenstücken aus Phänomenologie, Ethnomethodologie und symbolischen Interaktionismus kontrastieren läßt. Ausgehend vom Grundproblem der doppelten Kontingenz des sozialen Handelns verweisen die handlungstheoretischen Perspektiven implizit auf systemische Bezüge. Umgekehrt rekurriert die Systemtheorie auf einen handlungstheoretischen, insbesondere auf einen phänomenologischen Zugang. Dies bedeutet nun aber nicht, daß System- und Handlungstheorien konvergieren.
Martin Hahmann

Zur betriebswirtschaftlichen Relevanz

Zur betriebswirtschaftlichen Relevanz
Zusammenfassung
Die ausgewählten Organisations- und Managementansätze befinden sich in einer konzeptionellen Nähe zu dem skizzierten sozialwissenschaftlichen Reflexionsniveau, also auf einer system- und diskurstheoretischen Einbindung der Betriebswirtschaftslehre.
Martin Hahmann

Einige Hinweise zur Lektüre der Arbeit

Einige Hinweise zur Lektüre der Arbeit
Zusammenfassung
In Teil A werden die grundlegenden Begriffe „System“ und „Diskurs“ erörtert. Hierzu nehmen wir Bezug auf die umfangreichen Arbeiten von Luhmann, Lyotard, Derrida und Giddens. Der betriebswirtschaftlich orientierte Leser, an den die vorliegende Dissertation primär adressiert ist, kann sich somit einen Einblick in die vornehmlich sozialwissenschaftliche Basis unserer Fragestellung verschaffen. In Teil B wird eine Verbindung des sozialwissenschaftlichen und grundlagentheoretischen Bezugsrahmens mit der betriebswirtschaftlichen Organisations- und Managementforschung hergestellt. Hierbei geht es um die Relevanz dieses Rahmens im Hinblick auf die Konzeptionen des „St. Galler Ansatzes“, des „Münchner Ansatzes“ und des Ansatzes von Günther Ortmann. Wer sich zunächst einen Überblick verschaffen will, kann mit den Konklusionen (in den Kapiteln A. I. 8., II. 3., III. 4., sowie B. I. 4., II. 8. und III. 6.) beginnen, in denen die Ergebnisse und Thesen der Arbeit expliziert werden.
Martin Hahmann

Einleitung

Einleitung
Zusammenfassung
Die verschiedenen betriebswirtschaftlichen „Schulen“, die sich mit der Konzeptualisierung von Organisations- und Managementtheorien befassen, konvergieren darin, Unternehmen als soziale Systeme aufzufassen.3 Dem schließen wir uns an, womit zugleich eine Abgrenzung von den Ansätzen aus dem Umfeld der sogenannten „New Institutional Economics“4 erfolgt, welche in der Tradition von Ronald H. Coase und Oliver E. Williamson stehen. Diese durchaus anspruchsvollen und empirisch fundierten Theorien, welche sich (insbesondere in der Generierung zum sogenannten Transaktionskostenansatz) in der betriebswirtschaftlichen Forschung etablieren konnten, erweisen sich unseres Erachtens hinsichtlich der Betrachtung organisatorischer Veränderungsprozesse und Komplexitätsphänomene als zu eng: Werden doch dort häufig isoliert ökonomische Parameter (z.B. Kosten) als Entscheidungs- und Steuerungsmodi im Zusammenhang mit organisatorischen Gestaltungsfragen konzipiert. Unsere Abgrenzung begründet sich nicht auf einer Kritik an der primär ökonomischen Orientierung dieser Ansätze, sondern auf der vereinfachenden, oft als „monokontextual“ charakterisierten Perspektive.5 Dieser Befund korrespondiert mit der aktuellen Tendenz zu einer „systemischen“ Sichtweise in der betriebswirtschaftlich ausgerichteten Organisationstheorie.
Martin Hahmann

Erkenntnistheoretische Probleme: Ein grundlagentheoretischer Bezugsrahmen

Frontmatter
I. Die neuere soziologische Systemtheorie als „Kommunikationsontologie“
Zusammenfassung
Die umfangreichen Arbeiten des Soziologen Niklas Luhmann tradieren primär ein gesellschaftstheoretisches Erkenntnisinteresse. Relativ früh erscheinen in Luhmanns Werk jedoch auch Abhandlungen zur Organisationstheorie2, die in Verbindung stehen mit seiner Theorie sozialer Systeme in ihrer evolutionären Perspektivität.3 Spätestens mit Luhmanns Hauptwerk4, in dem Begriffe wie „Selbstreferenz”, „;Autopoiesis“ und „Kommunikation“ auf exponierte Weise für die Sozialwissenschaften zugänglich gemacht werden, erfolgt die kontroverse Diskussion jener Theoriefiguren hinsichtlich ihrer Anwendung in der betriebswirtschaftlichen Organisations- und Managementlehre.5 Gleichzeitig zeichnet sich eine grundlagentheoretische Auseinandersetzung um originär den Naturwissenschaften entlehnte Begriffen ab; mit der Folge, daßdie sozialwissenschaftlichen Diskurse zunehmend durch die „Schulen“ der Kognitionsbiologie, der neueren Kybernetik und des „Radikalen Konstruktivismus“ modifiziert werden.6 Schließlich entzündet sich eine erkenntnistheoretische Debatte hinsichtlich des Begründungszirkels, in den sich die Theorie von den selbstreferentiellen autopoeitischen Systemen »verfangen« hat.7 Wir beleuchten dabei die konkreten Rekonstruktionsversuche von sozialen Systemen, wie sie seitens der soziologischen Theorie angeboten werden, und die epistemologischen Voraussetzungen dieses Ansatzes, insbesondere dessen konstruktivistische und sprachtheoretische Perspektiven, gleichermaßen.
Niklas Luhmann
II. Ausgewählte sprachtheoretische Reflexionen
Zusammenfassung
Die bisherigen Ausführungen haben folgendes gezeigt: Die soziologische Rekonstruktion sozialer Systeme ist von der jeweiligen erkenntnistheoretischen Konstruktion abhängig. Der Rekonstruktionsvorschlag Luhmanns, welcher via doppelter Kontingenz die Autogenese und die emergenten Kommunikationszusammenhänge von Sozialfigurationen fokussiert, ist von entscheidender Tragweite. Die Untermauerung eines solchen Theoriegerüstes durch biologische Begriffe erweist sich jedoch —wie dargestellt —als unhaltbar. Zu Recht wurde die bloß metaphorische Bedeutung von biologischen Analogien hervorgehoben. Freilich haben solcherlei Metaphoriken einen Einfluß auf system- und organisationstheoretische Diskurse. Ihr Gegenstand wird selbst in einer sprachlichen respektive vertextlichten Qualität thematisiert. Lyotard und Derrida fassen diesen Konnex auf ihre jeweils eigene Weise. Neben den sozialen Komponenten werden somit, wie Karl Ulrich bezüglich organisationstheoretischer Fragestellungen betont, die „[...] sprachlichen Kreativitätspotentiale [...] zum konstituierenden Medium für die Evolution und Intecration sozialer Systeme.“258
Jean-Francois Lyotard, Jacques Derrida
III. Die strukturationstheoretische Perspektive als „Sozialontologie“
Zusammenfassung
Der Ansatz des englischen Soziologen Giddens läßt sich nur im Zusammenhang mit der in den Sozialwissenschaften tradierten Auseinandersetzung zwischen System- und Handlungstheoretikern adäquat erfassen. Kernpunkt des Giddensschen Denkens ist hierbei zunächst eine von ihm vorgenommene Polarisierung: Die funktionalistischen und evolutionären Bezüge der Parsonsschen und der darauf folgenden Systemtheorien591 einerseits und die phänomenologisch und ethnomethodologisch geprägten Handlungstheorien592 andererseits werden zunächst einer Kritik unterzogen, um sie anschließend zu kontrastieren. Daraus resultiert folgende These: “Trotz Parsons’ Rede vom »handlungstheoretischen Bezugsrahmen« kann kein Zweifel daran bestehen, daß in seinem theoretischen Schema das Objekt (die Gesellschaft) das Subjekt (den bewußt handelnden Menschen) beherrscht. Andere Theoretiker, die ebenfalls zu den Vertretern des orthodoxen Konsensus gezählt werden können, machen in diesem Punkt weit weniger Umschweife als Parsons. Die vom hermeneutischen und phänomenologischen Lager am Objektivismus — und der strukturtheoretischen Soziologie — geübte Kritik hat einige wesentliche Unzulänglichkeiten zutage gefördert. Umgekehrt näherten sich diese Schulen bedenklich dem Subjektivismus. So klafft die konzeptuelle Lücke zwischen dem Subjekt und dem sozialen Objekt so weit wie eh und je.”593 Was hier vielleicht als zu grobschlächtige Kontrastierung von „Subjekt” und „Objekt” des Sozialen anmutet, dokumentiert die grundlegende Intention der Giddensschen Theorie.
Anthony Giddens
IV. Zwischenresümee: Zur Komplementarität systemischer, strukturaler und handlungsorientierter Theorien
Zusammenfassung
Die im Abschnitt A. behandelten erkenntnistheoretischen Probleme bezogen sich auf eine Auswahl bestimmter Autoren. Wir sind uns daher bewußt, daß uns der Vorwurf des Eklektizismus nicht erspart bleibt. Um diesen Vorwurf zumindest partiell abwenden zu können, sei jedoch darauf hingewiesen, daß es sich bei der neueren soziologischen Systemtheorie, bei der Strukturationstheorie und zunehmend beim poststrukturalen Denken um renommierte Ansätze handelt, die unseres Erachtens hinsichtlich der gegenwärtigen Tendenzen in den innerwissenschaftlichen Diskursen durchaus „repräsentative“ Positionen einnehmen. Diese Positionen verdichten sich zu der Einsicht, daß es wegen der „Grundlagenkrise“ respektive wegen der „postempiristischen Wende“ nicht mehr explizit darum gehen kann, die eine oder andere Theorie „begründen“ zu können. Und so zeichnen sich insbesondere die Sozialwissenschaften dadurch aus, daß sie ihre Begründungszirkel explizit umgehen, mit der Konsequenz, daß jeglicher Rekonstruktionsversuch des Sozialen (radikal) konstruktivistische Züge annimmt respektive zum wissenschaftlichen Sprachspiel avanciert, ohne jedoch in eine konzeptionelle Beliebigkeit zu verfallen. In diesem Zusammenhang wurde mehrfach darauf verwiesen, daß erkenntnistheoretische Implikationen sich in (quasi) ontologische Qualitäten verstricken.
Martin Hahmann

Konzeptionelle Innovationen in der betriebswirtschaftlichen Organisations- und Managementforschung

Frontmatter
I. Zur Evolution der Unternehmen als soziale Systeme
Zusammenfassung
Mittlerweile erweist es sich als schwierig von dem „St. Galler Ansatz“ schlechthin zu sprechen. Seit Hans Ulrich in den sechziger Jahren die Erweiterung der betriebswirtschaftlichen Perspektive durch eine systemische Denkweise34 postuliert und ausgearbeitet hat, fühlen sich Autoren mit verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten dieser systemorientierten Managementtradition verpflichtet. Die Schwerpunktsetzungen reichen von Fragen der „Wirtschaftsethik“ im Rahmen eines „konsensorientierten“ Manage-ments bei Peter Ulrich35 über die Konzeption einer Integration der normativen, strategischen und der operationalen Managementebenen bei Gilbert Probst36 bis hin zu der vornehmlich neokybemetischen Perspektive bei Fredmund Malik37. Sicherlich beansprucht keiner der genannten Autoren die aufgezeigten Schwerpunkte exklusiv für sich. Inhaltlich ist vielmehr von fliefienden Übergängen auszugehen, die sich schließlich zu der Konzeption eines „ganzheitlichen“ Managementmodells verdichten, in welcher der Aspekt der Systemintegration eine wichtige Rolle spielt.38 Im Zusammenhang mit einem evolutionären Theorievorschlag sind es u.a. Malik und Probst, die sich um konzeptionelle Innovationen in der betriebswirtschaftlichen Organisations- und Managementforschung bemühen. Unsere Erörterungen beziehen sich weitgehend auf diese beiden Au¬toren.
St. Galler Ansatz
II. Zur Evolution von Systemen und Diskursen
Zusammenfassung
Im Vergleich zum “St. Galler Ansatz” können die Arbeiten aus dem Umfeld des “Münchner Ansatzes” in einem noch engeren Zusammenhang mit unserem grund-lagentheoretischen Bezugsrahmen gesehen werden. Werner Kirsch und Mitarbeiter be-ziehen sich in konzeptioneller Hinsicht nicht nur auf die Publikationen der neueren so-ziologischen Systemtheorie, sondern ebenso auf die Positionen, die von Jean-Frangois Lyotard vertreten werden. Abweichend von unserer bisherigen Diskussion, in welcher die Theorien von Luhmann und Habermas mehr oder weniger kontrastiert wurden190, unternimmt Kirsch eine Modifizierung beider Ansätze mit der Intention, eine eigenstän-dige Organisationstheorie auf den Weg zu bringen. Kirsch ist um die Konzeptualisierung eines Managementansatzes bemüht, innerhalb dessen die systemorientierte Perspektive Luhmanns, die “Theorie des kommunikativen Handelns” bei Habermas und der sprach-theoretische Zugang Lyotards aufeinander bezogen werden.
Münchner Ansatz
III. Zur Rekursion von Systemen, Diskursen und organisatorischen Veränderungsprozessen
Zusammenfassung
Ähnlich wie im Zusammenhang mit dem „Münchner Ansatz“ gezeigt, distanziert sich Günther Ortmann in seinen Arbeiten von übergreifenden und integrativen Ansätzen zur Organisation und zum Management. Vielmehr thematisiert er die Kombinatorik von möglichen bzw. kontingenten organisatorischen Veränderungsprozessen, die im Sinne der Giddensschen Strukturationstheorie von den Akteuren über Sprache und Kornmunikation (Signifikation), über normativ abgesichertes Handeln (Legitimation) und über ökonomische und autoritative Machtmittel (Herrschaft) rekursiv hervorgebracht werden. Die Figur der Rekursion spielt bei Ortmann eine zentrale Rolle. Er betont insbesondere „[...] die Rekursivität sozialer Praxis, jener Tanzfigur, innerhalb derer wir die Grundlagen unseres Handelns als dessen Resultat (re)produzieren müssen und es dabei zu rekursiven Verschachtelungen bringen [...].“434 Ortmann knüpft hier gleichermaßen an die differenztheoretischen Bezüge, wie sie bei Luhmann und bei Derrida zu finden sind, an.435 Er geht dabei über die primär mathematische bzw. kybernetische Definition der Rekursion — verstanden als „[...] iterative Anwendung einer Operation oder Transformation auf ihr eigenes Resultat […]“436 — hinaus und bezieht diese explizit auf soziale Systeme.
Günther Ortmann

Schlußbetrachtung: Sozialwissenschaftliche Diskurse und organisatorische Veränderungsprozesse

Frontmatter
I. Komplexitätsphänomene der Organisation in der Semantik sozialer Systeme: eine Modifizierung
Zusammenfassung
Ausgehend von der Komplementarität der neueren soziologischen Systemtheorie mit der dekonstruktiven Lektürepraxis1, lassen sich drei Perspektiven aufzeigen.
Martin Hahmann
II. Anschlüsse und Konsequenzen für die Organisations- und Managementforschung
Zusammenfassung
Die Sach-, Sozial- und Zeitdimensionen von Organisationen einer dekonstruktiven Perspektive zu unterziehen, bleibt keineswegs Selbstzweck. Ebensowenig ist diese Lektürepraxis mit einer „Destruktion“ gleichzusetzen. Vielmehr geht es um einen produktiven Zusammenhang von Konstruktion, Dekonstruktion, und Rekonstruktion.3 An dieser Stelle betonen wir die Dringlichkeit eines solchen Zugangs, was wir im folgenden abschließend begründen wollen.
Martin Hahmann
Backmatter
Metadaten
Titel
Komplementäre Managementdiskurse
verfasst von
Martin Hahmann
Copyright-Jahr
2000
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-99225-3
Print ISBN
978-3-8244-7178-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-99225-3