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2012 | Buch

Coaching entwickeln

Forschung und Praxis im Dialog

herausgegeben von: Robert Wegener, Agnès Fritze, Michael Loebbert

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

Coaching hat sich als Beratungsformat für persönliche und berufliche Veränderungen weltweit etabliert. Fragen der Wirksamkeit und Wirkung von Coaching sind zunehmend mit wissenschaftlicher Fundierung, theoretischen Bezügen und empirischen Belegen von Coaching im internationalen Kontext verbunden.

Die Beiträge bilden eine Grundlage für den Dialog zwischen Forschung und Praxis zur gemeinsamen Weiterentwicklung von Coaching. Die AutorInnen verfolgen sowohl grundsätzliche Fragen zu Form, Funktion und Nutzen von Coaching-Forschung wie auch die Vermittlung praxisrelevanter Erkenntnisse aktueller Forschungsprojekte aus dem deutsch- und englischsprachigen Raum.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einleitung

Frontmatter
Dialogplattform als Grundlage für kooperative Wissensentwicklung
Zusammenfassung
Der Umfang und die Inhalte des Praxisfeldes Coaching haben sich in den letzten Jahren dramatisch geändert; die »Coaching-Bewegung« ist in die Jahre gekommen und sieht sich mit eigenen und fremden Ansprüchen konfrontiert:
  • Das bedeutet, dass Nachfrage- und Angebotsmarkt weiter wachsen und Coaching sich als Beratungsformat für persönliche und organisationale Leistungsverbesserung im beruflichen Bereich weltweit etabliert hat.
  • Auf nationaler und internationaler Ebene werden Standards für »richtige Ausbildungen«, »gutes Coaching« oder Mindestanforderungen an die Kompetenzen von Coachs bestimmt.
  • Ausbildungsabschlüsse werden vermehrt an Hochschulen angeboten, Titel werden öffentlich geschützt – wie zum Beispiel aktuell in der Schweiz, wo Bemühungen im Gange sind, für Coaching als Beratungsformat einen eidgenössisch anerkannten Berufsabschluss für Beratungspersonen zu etablieren.
  • Als Referenzen für die Wissensentwicklung von Coaching geraten die vielfältigen beraterischen und therapeutischen Kunstlehren etwas in den Hintergrund. Die Erforschung der Wirksamkeit und Wirkungen von Coaching ist zunehmend mit Fragen der wissenschaftlichen Fundierung, theoretischer Bezüge und empirischer wissenschaftlicher Belege im internationalen Kontext verbunden.
  • Gleichzeitig sind Bemühungen im Gange, Coaching als Begriff zu fassen, theoretisch – sinnvollerweise handlungstheoretisch – zu unterlegen und in ein begründetes Verhältnis zu anderen Beratungsformaten wie Supervision oder Organisationsberatung zu stellen.
Agnès Fritze, Michael Loebbert
Zu diesem Band
Zusammenfassung
Die Beiträge in diesem Band basieren auf Referaten, Workshops und Diskussionsbeiträgen am Coaching-Forschungskongress »Coaching meets Research … für die Praxis der Zukunft« vom 9. und 10. Juni 2010 in Olten/Schweiz. Funktion, Form und Wert der Coaching-Forschung sind gleichermaßen Thema wie Ergebnisse aktueller Coaching-Forschungsprojekte. Jeder Beitrag hat das Potenzial, das Coaching-Geschehen in der einen oder anderen Form zu beeinflussen: mit Erkenntnissen für die Praxis, als Grundlage für weiterführende Forschungsprojekte oder als Bereicherung der Auseinandersetzung zwischen Coachs und Forschenden.
Robert Wegener

Perspektiven der Forschung

Frontmatter
Chancen und Risiken der Coaching-Forschung
Eine professionssoziologische Perspektive
Zusammenfassung
Seit den 1990er-Jahren nimmt die Nachfrage nach der personenbezogenen Dienstleistung Coaching stetig zu. Dies gilt nicht nur für den deutschsprachigen Raum, sondern lässt sich als internationales Phänomen beschreiben, sodass man inzwischen von einer breiten Marktetablierung dieses neuen Beratungsangebotes sprechen kann (Fietze 2010a). Dieser erstaunliche Erfolg verdankt sich jedoch zum großen Teil einem inflationären Gebrauch des Begriffs Coaching. Offenbar lässt sich fast alles als Coaching bezeichnen oder mit Coaching in Verbindung bringen. In der unübersichtlichen Angebotsvielfalt des Beratungsfeldes Coaching reflektieren sich zugleich die mangelnde Ausarbeitung eines spezifischen Beratungskonzepts und das niedrige Professionalisierungsniveau von Coaching (Haubl 2009). Coaching ist keine geschützte Professionsbezeichnung, sondern stellt gegenwärtig ein allein über den Markt reguliertes Dienstleistungsangebot dar. Eine zentrale Herausforderung dieser »emerging industry« besteht deshalb in der Entwicklung einer eigenen professionellen Identität (Clegg, Rhodes, Kronberger & Stilin 2005).
Beate Fietze
Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Coaching- Forschung für die Praxis aufbereitet
Zusammenfassung
Mit der Tagung »Coaching meets Research … für die Praxis der Zukunft« hat die Fachhochschule Nordwestschweiz im Juni 2010 in Olten ein deutliches Zeichen gesetzt, dass Forschung für die Coaching-Praxis wichtig ist. So viele Keynote- Beiträge über Erkenntnisse der Coaching-Forschung und ihre praktische Bedeutung hat es auf deutschsprachigen Tagungen der Coaching-Verbände bisher nicht gegeben. Einzelbeiträge aus der Wissenschaft werden zwar auf Coaching-Konferenzen in Deutschland gern aufgenommen und auch beachtet. Sie dienen aber eher zur Legitimation der Wirksamkeit von Coaching (vgl. Fietze in diesem Band) und haben nach meinen Beobachtungen – von wenigen Ausnahmen abgesehen – keine großen praktischen Wirkungen auf die Coaching- Praxis.
Siegfried Greif
Auf dem Weg zu einer interdisziplinären Praxeologie
Interventionsforschung in der prozessorientierten Beratung
Zusammenfassung
In unserer transdisziplinären Forschungsarbeit am Institut für Interventionsforschung und Kulturelle Nachhaltigkeit an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (www.uni-klu.ac.at/iff/ikn) beschäftigen wir uns vor unterschiedlichen thematischen Hintergründen mit der Gestaltung von Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis sowie mit einer theoretischen Reflexion der Herausforderungen, die sich in dieser Beziehung ergeben. Unserer Beobachtung nach ist die Beziehung nicht klar und einfach, sondern voll von Ambivalenzen, auf gesellschaftlicher Ebene, das heißt in den Einschätzungen von Rolle und Funktion von Wissenschaft, genauso wie in persönlichen Beziehungen in Forschungsprojekten mit Praxisbeteiligung. Wissenschaft wird gewollt und angefragt, genauso aber zurückgewiesen – zumeist aufgrund ihrer vermeintlichen Theorielastigkeit. Den Forscher/innen wird Expertenstatus zugeschrieben, und Themenstellungen werden an die Wissenschaft »delegiert«, Letztere wird aber auch abgelehnt, wenn sich etwa herausstellt, dass sie für praxisrelevante Fragen nicht immer (rechtzeitig) praxistaugliche Lösungen zur Verfügung stellen kann.
Martina Ukowitz
Innovative Ways to Research Coaching
Abstract
Each coaching relationship is reliant upon the unique and special connection between the coach and the coachee. In this paper, which is an adaptation of the talk I gave to the »Coaching meets Research« conference in June 2010, I want to suggest that because of that unique connection we need approaches to the research of coaching that reflect the distinctiveness of the relationship. I want to argue that researching a confidential relationship is challenging. It is hard to know what really happens between two people because the very methods we use to study the relationship interfere with that relationship. The aim of this paper therefore is to consider three quite specific research methodologies that are, I suggest, particularly suited to the study of coaching.
Elaine Cox
Researching Coaching: An Eclectic Mix or Common Ground?
A Critical Perspective
Abstract
In the last fifteen years, the use of coaching has gained momentum throughout industry, commerce and the public services (Bresser 2008, 2009). The rapid rise in the utilisation of the coaching has led to, on one hand, tremendous confusion and sometimes conflict about what the term means and on the other much posturing and positioning of different interest groups. Without a commonly agreed definition, it becomes difficult to research coaching and it is hard for practitioners to engage in a meaningful discussion if they are not sure that they are talking about the same thing! Therefore, among practitioners and academics alike, the quest for a true position is similar to the Coca Cola versus Pepsi wars of the 1970’s and 80’s – is there a »real thing« or is there an eclectic mix? So what is the way forward?
Bob Garvey
The Evolution of Coaches as Artisans
The Five Elements of Mastery
Abstract
This paper advances earlier work on the role of evidence in coaching (see Drake 2009b) by offering a more refined lens through which to view what goes on in the body-minds of coaches as they make choices in conversations with clients. To proclaim one’s practice or profession as »evidence-based« is only meaningful if it is reflected in distinctively and consistently better decisions, practices and outcomes. And even then, I am left wondering as a narrative practitioner if most of our practices are evidentiary largely in retrospect. I would argue that »evidence «, while having the potential to guide our interactions in coaching, is primarily a currency professionals use to tell stories about what has happened in their work. The challenge arises when we try to play forward these retrospectives with any certainty in subsequent situations.
David B. Drake
Wissenstheoretisches Fazit: Coaching-Wissen zwischen Forschung und Kunstlehre
Zusammenfassung
Zugegeben, es ist ein riskantes und zugleich ambitiöses Unterfangen, die Autorinnen und Autoren zu bitten, gewissermaßen ihre eigenen Vorstellungen davon zu explizieren, was Coaching-Wissen und Coaching-Forschung für die Praxis bedeuten.
Michael Loebbert

Aktuelle Ansätze und Projekte

Frontmatter
Coaching oder Psychotherapie: Was ist das Richtige für meine Klientin oder meinen Klienten?
Zusammenfassung
Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Psychotherapeuten und Coachs am Psychologischen Institut der Universität Zürich (Abteilung Klinische Psychologie, Psychotherapie und Psychoanalyse) haben die Autoren des vorliegenden Beitrags reichhaltige praktische Erfahrungen in Bezug auf die Frage gesammelt, unter welchen Bedingungen es sinnvoll ist, Ratsuchenden eher ein Coaching oder aber eine Psychotherapie zu empfehlen. Aus der Reflexion der Zusammenhänge zwischen Coaching und Psychotherapie heraus ist das Projekt einer wissenschaftlichen Studie zu dieser Thematik hervorgegangen. Die inzwischen abgeschlossene und in Buchform publizierte qualitative Praxisstudie »Coaching und Psychotherapie. Gemeinsamkeiten und Unterschiede – Abgrenzung oder Integration?« (Grimmer & Neukom 2009) untersucht halbstrukturierte Interviews mit Coaching-Verantwortlichen aus Schweizer Großunternehmen und internationalen Konzernen hinsichtlich handlungsleitender Konzepte und Funktionen von Coaching und Psychotherapie im HR-Bereich.
Bernhard Grimmer, Marius Neukom
Wenn es nicht mehr passt …
Inkongruenz als Ergebnisindikator von Coaching
Zusammenfassung
Untersucht wurde, ob sich das konsistenztheoretische Konzept der Inkongruenz als Ergebnisindikator für Coaching eignet. Zur Beantwortung der Fragestellung wurde eine Felduntersuchung mit Prä-Post-Design mit Führungskräften (Coachees), die ein Coaching in Anspruch nahmen (N = 65), und zwei Vergleichsgruppen verwendet. Bei den Vergleichsgruppen handelte es sich um Führungskräfte ohne Coaching (N = 221) und um ambulante und stationäre Psychotherapieklienten (N = 569). Untersucht wurden die folgenden Hypothesen: Coachees erleben vor dem Coaching mehr Inkongruenz als Führungskräfte ohne Coaching, aber weniger als ambulante und stationäre Psychotherapieklienten. Nach dem Coaching erleben die Coachees weniger Inkongruenz als vor dem Coaching. Die Unterschiedshypothesen konnten bestätigt werden, die Veränderungshypothesen hingegen nur teilweise.
Hansjörg Künzli
Coaching meets Training
Zur Lösung des Transferproblems durch »Virtuelles Transfercoaching« (VTC)
Zusammenfassung
Eines der größten Probleme der Weiterbildung ist das Transferproblem: das Problem nämlich, dass was in einer Weiterbildungsmaßnahme gelernt wurde, anschließend viel zu wenig in der Praxis angewendet wird. Im Rahmen des 2010 in Olten durchgeführten Kongresses »Coaching meets Research« wurde erkennbar, dass sich dieses Problem durch Coaching lösen lässt. Dabei bieten sich zwei Varianten an, nämlich das traditionelle – allerdings relativ kostenintensive – Face-to-Face-Coaching und das »Virtuelle Coaching« (VC) (Geißler 2008), das sehr viel kostengünstiger ist, weil es die Möglichkeiten der modernen Medien nutzt (siehe: www.virtuelles-coaching.com). Es ist ein Format, das aus zwei Komponenten besteht, nämlich aus Telefoncoaching, das durch Internetprogramme mit bestimmten thematisch ausgerichteten Coaching-Fragen angeleitet wird. Eines dieser Internetprogramme ist das »Virtuelle Transfercoaching« (VTC), das der Nachbereitung von Weiterbildungsmaßnahmen, das heißt Trainings, Workshops und Präsenzcoachings, dient und im Folgenden vorgestellt wird.
Harald Geißler
Feedbacksysteme im Coachingprozess
Forschungsergebnisse und Praxis
Zusammenfassung
Coaching-Angebote haben in den vergangenen Jahren starken Zuspruch aus Organisationen und Unternehmen erfahren. Entsprechend ist in der Praxis eine große Vielfalt von Konzepten und methodischen Ansätzen zu beobachten (vgl. für den deutschen Sprachraum den Sammelband von Rauen, 2005). Entgegen der regen Diskussion darüber, wie oder wer gecoacht werden soll, wird im europäischen Sprachraum bislang vergleichsweise wenig thematisiert, was gecoacht wird bzw. wie der jeweilige Bedarf der Klient/innen festgestellt wird. Dies verwundert, wenn man bedenkt, dass jedes Coaching wohl nur so erfolgreich sein kann, wie es gelingt, im Vorfeld die tatsächlich neuralgischen Bedarfsfelder einer Klientin oder eines Klienten zu erkennen. Der vorliegende Beitrag erörtert diesbezüglich Möglichkeiten der Integration von sogenannten Feedbacksystemen in Coachingprozesse. Diese dienen dazu, die Stärken und gegebenenfalls Entwicklungsbedarfe von Fach- und besonders Führungskräften in Erfahrung zu bringen, um anschließend Fördermaßnahmen einzuleiten. Sie stützen sich auf entsprechend angelegte Befragungsinstrumente, die den Bedarf der Klientin oder des Klienten auf der Basis der eigenen Einschätzung mit der Einschätzung der persönlichen Umgebung abgleicht.
Martin Scherm, Stephan Scherer
Coaching meets Applied Linguistics
Möglichkeiten und Grenzen einer sprachwissenschaftlichen Erforschung von Coaching
Zusammenfassung
Die spezifische Kommunikation zwischen Coach und Klient/in stellt im Coaching sowohl das primäre Medium als auch die primäre Methode dar, oder, um mit Nadler (2005, S. 73) zu sprechen, »communication is at the heart of all counseling relations«. Wer also, wenn nicht Linguist/innen aus den Bereichen Diskursforschung, Gesprächsforschung oder angewandte Sprachwissenschaft, könnte theoretisch fundierte und für die Praxis relevante Auskunft geben über die sprachlich-diskursiven Besonderheiten von Coaching? Hält man jedoch Ausschau nach (angewandt) sprachwissenschaftlichen Studien zu diesem prosperierenden Beratungsformat, so muss man feststellen, dass sich die Linguistik sowohl im deutschsprachigen als auch im angloamerikanischen Raum bislang noch kaum für diesen Forschungsgegenstand interessiert hat (aber vgl. Graf et al. 2010; Graf, in prep.; Rettinger, in Vorb.). Dies ist erstaunlich und bedauernswert, da andere Formate professionellen und institutionellen Diskurses wie Psychotherapiegespräche oder Beratungsgespräche schon seit längerer Zeit Gegenstand fundierter und praxisorientierter sprachwissenschaftlicher Forschung sind und ihre Ergebnisse erfolgreich in die jeweilige professionelle Praxis zurückgeführt werden.
Eva-Maria Graf
Aktionsforschung als wissenschaftliches Rückgrat bei der Initiierung, Begleitung und Evaluation eines Coaching-Projekts
Zusammenfassung
Für den Coachee ist die Frage nach der Evaluation einer eben abgeschlossenen Beratungssequenz rasch beantwortet. Er schätzt ab, ob die gewonnenen Einsichten, neuen Perspektiven und Handlungsoptionen von Nutzen sind oder nicht. Entsprechend wird er seinem Coach ein Feedback geben und ihn gegebenenfalls weiterempfehlen. Damit wird einmal mehr deutlich, dass die Welt des Coachings eine praktische ist, entwickelt von der Praxis für die Praxis (Künzli 2007). Für Anwender/innen oder Empfänger/innen von Coaching mag diese Betrachtungsweise ausreichend sein, hinsichtlich Weiterentwicklung der Disziplin und Bildung übergreifender Theorien ist sie jedoch bestenfalls ein Ausgangspunkt. Es ist also zu begrüßen, dass sich Coaching zunehmend in Richtung konzeptioneller Schärfung und wissenschaftlicher Untermauerung orientiert.
Hubert Annen
Was die Verwendung von Nutzenquantifizierungen für die Etablierung von Coaching als Profession bedeutet
Zusammenfassung
Im Rahmen unseres Workshops auf dem 1. internationalen Coaching-Kongress im deutschsprachigen Raum »Coaching meets Research … für die Praxis der Zukunft« im Juni 2010 schilderten uns Personalentwickler/innen und Coachs folgendes Dilemma: Coachs und Personalentwickler/innen hegen einerseits erhebliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit und Umsetzbarkeit von monetären und nichtmonetären Erfolgsquantifizierungen von Coaching-Maßnahmen. Andererseits wollen Coachs und auch Personalentwickler/innen in zahlenaffinen Organisationen anschlussfähig sein. Dies gilt spätestens dann, wenn Investitionen in die Personalentwicklung begründet werden müssen. Die Schlüsselfrage lautet dann oftmals: Mit welchem quantitativ messbaren Output dieser Maßnahme ist zu rechnen? Zudem stehen Coachs untereinander im Wettbewerb, sodass die Befürchtung geäußert wurde, dass Coachs, die mit quantitativen Erfolgsnachweisen werben, einen Vorteil gegenüber den Wettbewerbern hätten, die solche Argumente ablehnen. Wie viel (oder wie wenig) Coachs, die mit diesem Argument werben, tatsächlich von einer Nutzenquantifizierung von Coaching-Maßnahmen halten mögen, ist es aus Sicht der Diskutantinnen und Diskutanten ein Wettbewerbsvorteil, der auch wenig überzeugte Coachs dazu nötigt, ähnliche Argumente anzuführen, um in Organisationen Fuß fassen zu können.
Sebastian Giacovelli, Sina Goldkamp
Coaching fernab der Elite
Zusammenfassung
Für das klassische Coaching ist die Eigenverantwortung des Klienten eine zentrale Voraussetzung. Speziell für problematisierte Beschäftigungslose (Langzeitarbeitslose, fatale Familienverhältnisse, Suchtkrankheiten usw.) wäre diese Eigenverantwortung (die echte Motivation, eine Arbeit zu suchen und zu finden) durchaus wünschens- und erstrebenswert. Es gilt aber zu beachten, dass dem Konstruktivismus zufolge ein Subjekt konstant autonom agiert und in erster Linie versucht, seine Eigeninteressen und Bedürfnisse umzusetzen. Wie also sollte das Coaching Beschäftigungsloser vor sich gehen, um sowohl die Interessen und Bedürfnisse der Kundin und des Kunden als auch die des Arbeitsmarktservices, des österreichischen Dienstleistungsunternehmens am Arbeitsmarkt (AMS), zu vertreten, ohne das »echte Coaching« aus den Augen zu verlieren?
Katrin Zechner
Tendenzen in der Coaching-Praxis und Coaching-Forschung weltweit
Zusammenfassung
Der 1. internationale Coaching-Forschungskongress in Olten (Schweiz) brachte Coaching-Praktiker und -Forschende – aus dem deutschsprachigen und dem angelsächsischen Raum – zu einem konstruktiven Dialog zusammen und eröffnete neue Möglichkeiten des Verständnisses von Coaching. Den Blick über den eigenen Tellerrand bietet insbesondere auch dieses Kapitel, das die Tendenzen in der Coaching-Praxis und -Forschung weltweit darstellt.
Frank Bresser
Coaching in der Schweiz
Ein Praxisforschungs-Beitrag zur Marktsituation
Zusammenfassung
»Warum machst du nicht eine Studie, um den Markt und seine Players besser kennenzulernen?« Diese Frage eines Start-up-Coachs an den Autor dieses Beitrags im Frühjahr 2003 löste eine Reihe von Aktivitäten aus, deren Tragweite zu Beginn unklar war. Zum Zeitpunkt des Forschungskongresses 2010 in Olten war unsere Schweizer Coaching-Marktstudie immer noch die einzige sich auf die Schweiz konzentrierende Untersuchung, die die Nachfrageseite des Coaching- Marktes beleuchtet.
Thomas Freitag
Coaching im Dreiländervergleich zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz
Zusammenfassung
Die nunmehr fünfte Coaching-Studie der Trigon-Entwicklungsberatung wurde im Frühjahr 2010 in allen drei deutschsprachigen Ländern durchgeführt. Es wurden sowohl Coaching-Kundinnen und -Kunden als auch Personalentwickler/innen und Coachs befragt. Die Online-Befragung erbrachte einen Rücklauf von 300 Personen aus diesen Ländern.
Werner Vogelauer, Hans Ruijs
Zusammenfassende Erkenntnisse
Zusammenfassung
Der Einblick in die Forschungsprojekte aus Teil 2 zeigt: Die Beforschung von Coaching weist in verschiedene Richtungen und verfolgt unterschiedliche Ziele und Funktionen. Die Beiträge verdeutlichen, dass verschiedene Wissenschaftsdisziplinen (Erziehungswissenschaften, Linguistik, Psychologie und Soziologie) in der Lage sind, Coaching theoretisch und praktisch weiterzubringen. Im Folgenden werden die verschiedenen Beiträge zusammengefasst und Schlussfolgerungen angefügt. Zur Strukturierung dieses Kapitels werden die verschiedenen Beiträge innerhalb der folgenden Bereiche gruppiert und diskutiert: Bestimmung des Problemtyps, Wirksamkeit von Coaching, Verbesserung von Coaching, Erweiterung der Anwendung von Coaching sowie Markt- und Branchenforschung.
Robert Wegener

Coaching meets Research – Ein Blick zurück und in die Zukunft

Frontmatter
Die Sicht der Praxis auf die Forschung
Zusammenfassung
Der Coaching-Forschungskongress vom 9. und 10. Juni 2010 ermöglichte eine Begegnung von Forschung und Praxis. Die Teilnehmenden, vorwiegend praktizierende Coachs, wurden vor und nach dem Kongress u. a. nach ihren Erwartungen an die Coaching-Forschung und zu ihrer Beurteilung des Kongresses befragt. Die wichtigsten Erkenntnisse dieser Erhebung werden hier dargestellt.
Robert Wegener
Ausblicke in die Zukunft
Zusammenfassung
In der Theorie der Wissensverarbeitung in semantischen Netzen (vgl. Minsky 1968) fungieren Themen als Knotenpunkte der Wissensorganisation und Wissensentwicklung. Überschriften sind wie die Türen eines Korridors, von denen aus Wissenszusammenhänge erschlossen werden. Die Zusammenfassung von aus unserer Perspektive wichtigen Ergebnissen und Erkenntnissen als Momentaufnahme des Dialogs von Coaching-Praxis und -Forschung ist daher mit der Voraussage verbunden, dass diese in Zukunft weitere Räume erschließen und dafür fruchtbar sein werden.
Michael Loebbert, Agnès Fritze, Robert Wegener
Backmatter
Metadaten
Titel
Coaching entwickeln
herausgegeben von
Robert Wegener
Agnès Fritze
Michael Loebbert
Copyright-Jahr
2012
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-19343-4
Print ISBN
978-3-531-19342-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-19343-4

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