2007 | OriginalPaper | Buchkapitel
Bauernverbände. Agrarische Interessenpolitik, institutionelle Ordnung und politischer Wettbewerb
verfasst von : PhD Elmar Rieger, Dipl.-Soz.
Erschienen in: Interessenverbände in Deutschland
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Der 1948 als Einheitsverband gegründete Deutsche Bauernverband (DBV) gilt als einer der schlagkräftigsten Interessenverbände in Deutschland, was nicht zuletzt auf die außerordentlich hohe Organisationsdichte und sein bis in die 1990er Jahre hinein erfolgreich behauptetes Repräsentationsmonopol zurückzuführen ist. Die Land- und Agrarwirtschaft unterliegt in Deutschland seit anderthalb Jahrhunderten einer staatlichen Dauerintervention, die besonderen Verbands- und Machtstrukturen den Boden bereitet hat. Der DBV ist das Paradebeispiel für eine kontextgesteuerte Interessentenpolitik. Die überragende Bedeutung der staatlichen Agrarförderung für die Lebenslage der landwirtschaftlichen Erwerbsbevölkerung hat dafür gesorgt, dass die „Einflusslogik“ der Agrarpolitik sehr viel stärker Strukturen und Strategien der Bauernverbände bestimmte als die sozial- und erwerbsstrukturellen Merkmale der Mitglieder. Die umfassende Abhängigkeit der Landwirtschaft von Staatshilfen und die Allgegenwart einer behördlichen Betriebsberatung, die personalpolitisch eng mit dem DBV verknüpft ist, sind die hauptsächlichen Gründe, warum die rund 190.000 Haupterwerbslandwirte zu fast 99 % und die rund 250.000 Nebenerwerbslandwirte zu mehr als zwei Dritteln Mitglieder in einem der Landes- oder Fachverbände des DBV sind. Die politische Privilegierung des DBV war das Ergebnis institutionell vorstrukturierter Handlungs- und Einflussmöglichkeiten. Aus diesem Grund waren und sind es sehr weitgehend die Strukturen und Inhalte der staatlichen Agrarpolitik, die bestimmen, welche Ideen und Interessen in der agrarischen Verbandspolitik mit welchem Gewicht zum Tragen kommen.