1983 | OriginalPaper | Buchkapitel
Literaturmarkt II
verfasst von : Gisbert Lepper
Erschienen in: Einführung in die deutsche Literatur des 18. Jahrhunderts
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Zur Zeit der Französischen Revolution sind in Deutschland die Institutionen der bürgerlichen Kultur vollständig ausgebildet. Akademiker stellen mit Erstaunen — auch mit Übertreibung — fest, daß sich im Laufe der vergangenen drei Jahrzehnte Wissen und regelmäßige Lektüre durch alle Stände verbreitet hätten. In der Wochenschrift
Der Weltbürger
heißt es 1791:
„In keinem Land ist die Leseliebhaberei ausgebreiteter als in Deutschland, und nie war sie es mehr als in der gegenwärtigen Periode. (...) Die Wissenschaften haben nicht nur aufgehört, das Eigenthum eines gewissen Standes zu seyn, sondern es ist auch, wenigstens öberflächliche, Kenntniß derselben, so gar Bedürf-niß aller gebildeten Menschenklassen geworden. Man findet jetzt die Werke guter und schlechter Schriftsteller in den Cabineten der Fürsten, und hinter dem Werkstule, und um nicht roh zu erscheinen, dekoriren die Vornehmern ihre Zimmer mit Büchern statt der Tapeten. Ein Buch in der Hand eines Soldaten wäre im vorigen Jahrhundert die Losung zum beissendsten Spotte gewesen, in unserm würde ein Offizier ohne Belesenheit verächtlich; — unsre Mütter kleideten früh die Kinder an und bereiteten sich ihre Geschäfte, unsre Töchter aber lesen in den Morgenstunden Gedichte und Zeitschriften, und durchwandeln abends das einsame Thal mit dem Romane in der Hand. Ja schon lesen die Bauern einander in der Dorfschenke das Noth- und Hülfs-Büchlein vor ...“
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