1998 | OriginalPaper | Buchkapitel
Lügen
verfasst von : Astrid Schütz
Erschienen in: Wörterbuch der Mikropolitik
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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„Ehrlich währt am längsten.“ Diese Devise nehmen viele von uns im (beruflichen) Alltag nicht allzu ernst. Hilft doch eine kleine Übertreibung oft, unsere Leistungsfähigkeit beim Vorgesetzten zu unterstreichen (→ Selbstdarstellung)- und warum sollte man peinliche Details ganz offenherzig und wahrheitsgetreu erzählen? Die amerikanische Psychologin DePaulo stellte in einer Tagebuch-Studie fest, daß die Teilnehmer ihrer sozialen Umgebung pro Tag im Durchschnitt eine Lüge präsentierten. Die meisten solcher Lügen sind primär psychologisch motiviert: Man will Eindruck machen, klüger erscheinen, als man ist, oder sich vor Bloßstellung schützen. Eine geringe Anzahl der Alltagslügen ist materiell motiviert und dient zur Erlangung eigener Vorteile. Die Mehrzahl der Lügen ist egozentrisch, d.h. auf die Wahrung eigener Vorteile gerichtet. Eine weniger prominente Gruppe von Lügen ist auf andere hin orientiert, um diese z.B. vor Sanktionen oder Gesichstverlust zu bewahren: „Doch, die Frisur steht Dir gut. Mal was anderes!“ wird man vielleicht die Kollegin trösten, die verunsichert vom Friseur kommt. „Ich hätte das auch nicht besser gekonnt“, kann dem Kollegen helfen, sich nach einem Mißgeschick zu entspannen. „Er hat gut im Team mitgearbeitet“, lautet die beschönigende Beurteilung eines Mitarbeiters.