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02.05.2014 | Mechatronik | Interview | Online-Artikel

Welche Zukunft hat die Gebäudeautomation wirklich?

verfasst von: Andreas Burkert

4 Min. Lesedauer

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Das enorme Systemangebot am Markt für Gebäudeautomation ist trügerisch, erzählt Professor Bernd Aschendorf im Interview mit Springer für Professional. Die Vielfalt verwirrt nicht nur, sie leidet auch unter einem ungenügenden Quasistandard. Aschendorf ist Autor des Fachbuches „Energiemanagement durch Gebäudeautomation“.

Springer für Professional: Herr Professor Aschendorf, derzeit sind – grobgeschätzt - mehr als 80 Systeme für die Gebäudeautomation am Markt verfügbar. Eine unglaublich hohe Zahl. Führt dies nicht zu Verwirrung bei Bauherren und Elektroinstallateuren?

Bernd Aschendorf: In der Tat! Die Vielzahl der Systeme blockiert den Markt erheblich. Wie soll sich ein Elektroinstallateur auf diesen Markt einstellen? Er kann nicht für jedes einzelne System einen Installateur und Programmierer verfügbar halten.

Was schlagen Sie vor, um den Markt zu regulieren?

Wir müssen uns zwingend auf einen Standard einigen!

Jetzt bin ich überrascht. Es existiert doch ein sogenannter Quasi-Standard

Sie treffen einen wunden Punkt. Doch auch wenn ein Marktführer einen „virtuellen“ Standard setzt, so möchte ich in diesem Fall nicht von einem Standard sprechen.

Warum?

Weil die Produkte nicht direkt austauschbar sind und zudem nicht die gesamte Automationspyramide vom Feldbus über die Automation bis zur Leitebene abdeckt. Derzeit wird nur die Feldbusebene abgedeckt, zwingend notwendige Ergänzungen, sogenannte Subbussysteme, müssen extern programmiert werden. Hinzu kommt, daß auch für die Automation und Leitebene Systeme benötigt werden, die über Schnittstellen und damit Gateways erschlossen werden.

Ich geben Ihnen Recht. Von Standard kann keine Rede sein.

Richtig! Von Standard kann hier wohl kaum die Rede sein. Echte Standards gibt es nur in der Industrieautomation über die IEC 61131-3, die auch für die Gebäudeautomation verfügbar ist. Gefordert sind darüberhinaus Programmiervarianten, die einfach von Elektroinstallateuren und Bauherren verstanden werden können, sozusagen die Sprache des Elektroinstallateurs sprechen.

Ein frommer Wunsch. Gibt es denn keine derartige Gebäudeautomationssysteme am Markt?

Diese Frage ist einfach zu beantworten. Wago, Beckhoff und Phoenix Contact, aber auch Comexio verfolgen den echten Standard der Industrieautomation. Hat man dies einmal gelernt, kann man verschiedenste Programmiermethoden anwenden und kommt schnell, auch bei Verwendung von Subbussystemen zum Ziel.

Das ist bei LNC der Fall?

LCN spricht direkt die Sprache der Elektroinstallateure, indem Tasten funktionsmäßig programmiert werden, die Automationsebene ist direkt in den Modulen abgebildet, lediglich für die Leitebene ist Zusatzsoftware, wie die LCN GVS oder IP-Symon erforderlich. Auch Eltako spricht von Anfang an die Sprache der Elektroinstallateure, daran hat sich auch nach dem Übergang auf die Funkbustechnik nichts geändert. Auch xComfort von Eaton geht über einfache Programmiermethoden, die durch Piktogramme erläutert werden, einen einfachen Weg. Gegenüber KNX zeigt auch digitalSTROM wesentliche Vorteile. Durch Überlagerung des Gesamtsystems mit IP-Symcon, der idealen Software zur Abdeckung von Automations- und Leitebene, können alle angegebenen Systeme miteinander vermischt und, wenn notwendig, auch durch andere Systeme ergänzt werden.

Sind die von Ihnen angesprochen Systeme hinsichtlich des Produkt-Portfolios vollständig?

Nein, keines der am Markt verfügbaren Systeme ist hinsichtlich des Produktportfolios vollständig, dies macht auch überhaupt keinen Sinn, da dadurch die Kosten des Gesamtsystems unnötig steigen. Durch gescheite Kooperationen können sich Systeme ideal ergänzen und ein Gesamtsystem bilden, das für den Bauherrn attraktiv ist. Dies betrifft nicht nur das verwendete Medium, sondern auch spezielle Komponenten, wie dezentrale Sensoren, als auch schöne Displays.

Ist der Elektroinstallateur heute bereits in der Lage, den Bauherrn ideal zu bedienen?

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Nein, aufgrund einer, sagen wir „Marktblockade“, immerhin wird der Elektroinstallateur fast ausschließlich für KNX geschult und dort sogar zertifiziert, obwohl sie kaum Aufträge annehmen, ist eine Korrektur zwingend erforderlich.

Was wäre zu tun?

Die heutigen Elektroinstallateure sollten sich mit EnOcean (Eltako), LCN, xComfort, digitalSTROM und den IEC61131-3-basierten Systemen von Wago und Beckhoff hinsichtlich der Programmierung gut auskennen. Dazu sind Schulungen erforderlich, in denen nicht nur das System selbst, sondern auch die Interaktion mit anderen Systemen über IP-Symcon gelehrt wird. Baut der Elektroinstallateur sich darauf basierend einen Standard auf, so kann er schnell auf den Markt der Bauherren reagieren.

Das ist ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass die Hersteller mehr für ihr System werben müssten.

Ja, aber. bislang zielt die Werbung der Hersteller ausschließlich auf die Fachhändlern und erreicht kaum den Bauherren. Zwingend notwendig sind Verbraucher- und Baumessen, auf denen die Funktionalitäten der Gebäudeautomation in Verbindung mit möglichen Systemen vorgeführt werden. Zudem muß diejenige Presse bedient werden, die den Bauherren tatsächlich erreicht.

Wie genau könnte das Ihrer Ansicht nach funktionieren?

Wir werden als Verein „Enermax“ ab Juni 2014 gezielt derartige Schulungen, zunächst nur in Dortmund, anbieten und zudem zunächst die Verbrauchermessen Dortmunder Herbst und Baumesse NRW, sowie die Elektrotechnik bedienen. Daraus erwachsen Erfahrungen, die wir auf andere, gleichartige Messen übertragen werden.

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