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2019 | OriginalPaper | Buchkapitel

3. Medien der Ökonomie

verfasst von : Jens Schröter

Erschienen in: Medien und Ökonomie

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Das Verhältnis von Medien und Ökonomie bezieht sich nicht nur auf die Produkte der Medienindustrie, sondern v. a. auch auf die Medien, welche der Ökonomie selber zugrunde liegen. Ein naheliegendes Beispiel ist Geld, aber ebenso zentral für die Herausbildung der modernen Ökonomien sind z. B. Verfahren der doppelten Buchführung oder telekommunikative Infrastrukturen.

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Fußnoten
1
Und auch Winklers (2004, S. 10) Frage nach der Strukturanalogie zwischen Medien und Ökonomie setzt ihre Trennung voraus.
 
2
Diese Beschreibung ist allerdings insofern problematisch, als sie die umgekehrte Frage – nämlich wie bestimmte Praktiken ihrerseits bestimmte Medien hervorbringen – nicht einschließt. Diese Frage wird hier immer wieder eine Rolle spielen, insofern natürlich die Durchsetzung von Medien auch ein ökonomisches Problem ist.
 
3
Um das an einem Beispiel zu verdeutlichen: Ein Unternehmen benötigt z. B. eine Buchhaltungssoftware auf entsprechenden Computern als infrastrukturelles Medium, muss diese Software und die Computer aber wiederum käuflich erwerben, siehe schon Machlup (1962, S. 299 ff.). Zur Verbindung von Information und Ökonomie siehe auch Bowker (1994).
 
4
Siehe allerdings zur Kritik an Callon Schröter (2016). Insbesondere ist die Verengung und Vereinseitigung der Ökonomie auf den ‚Markt‘ bei Callon und seinen Mitarbeitern problematisch.
 
5
Dazu grundlegend auch: Steele (1992); Burczak (2006). Weiterführende Diskussionen haben sich an der Frage entzündet, ob auch dezentrale oder distributive Planungsformen, die durchaus auch ‚irgendeiner‘ von Hayek geforderten ‚Form der Dezentralisation‘ entsprechen könnten, seiner Kritik unterliegen oder nicht (zumal Hayek ja einräumt, dass in Marktwirtschaften dezentral geplant wird). Hier sei nur auf die Diskussion zwischen Adaman und Devine (2001); Hodgson (1998, 2005) verwiesen. Auch wurde diskutiert, ob sich das Hayeksche Wissensproblem nicht mit den heutigen situierten und mobilen Medien selbst verändert, siehe Kathöfer und Schröter (2018). Ein Autor, der noch vor Hayek das Problem der Information scharf stellte, war 1921 Knight (1964), S. 261: „The collection, digestion, and dissemination in usable form of economic information is one of the staggering problems connected with our modern large-scale social organization.“ Knight war übrigens auch einer der Lehrer von Harold Innis (Hesse 2006, S. 121), der wiederum ein zentraler Einfluss für Marschall McLuhan war – auch so gesehen spielt die ökonomische Theorie in der Genealogie der Medientheorie eine zentrale Rolle (die Herkunft der ‚Zeitungswissenschaft‘ aus der Nationalökonomie wurde weiter oben schon erwähnt). Hesse (2006) vertritt generell die interessante These, dass die Frage nach Information und Wissen in der Ökonomik immer im Zusammenhang mit ökonomischen Krisen auftritt.
 
6
Weswegen Hartmut Winkler (2004) zu Recht eine Nähe zwischen der Zirkulation der Waren und der Zirkulation der Zeichen annimmt – zumal, worauf Winkler nicht gesondert eingeht, auch ‚Waren‘ als (zumindest auch) zeichenförmig verstanden werden müssen, insofern sie einen Wert und einen Preis tragen, der ihnen nicht materiell eigen ist. Siehe dazu Schröter (2018).
 
7
Zur Geschichte des Geldes gibt es eine unüberschaubare Literatur, siehe nur als drei Beispiele Davies (2002); Wray (2012); Aglietta (2018).
 
8
Zur Theorie des Geldes gibt es eine unüberschaubare Literatur, siehe nur die Kompilation in Ingham (2005); die Studien Woll (2001); Ingham (2004) oder Paul (2017). Zur Frage, inwiefern es als Medium richtig bezeichnet ist, siehe u. a. Hörisch (2004, 2014); Winkler (2004, S. 36–49); Ellenbürger (2018).
 
9
Zu den zahllosen Formen des Geldes gibt es eine unüberschaubare Literatur, siehe nur z. B. zum sogenannten Steingeld auf Yap Gilliland (1975), zur Kreditkarte Gießmann (2017), kritisch zu Bitcoin Golumbia (2016) und zu M-PESA Hughes und Lonie (2007). Zur Differenz von Geld und Währung siehe u. a. Weatherford (1999).
 
10
Für eine Marktwirtschaft ist es konstitutiv, dass die Produzierenden privat und getrennt voneinander produzieren – um sich dann (ex post) auf dem Markt zu treffen und auszutauschen (also über Geld und sonst nicht kommunizieren, was allerdings eine leicht irreale Annahme ist), statt z. B. von vorneherein (ex ante) ihre Produktion kommunikativ zu koordinieren, wobei Mechanismen wie die Marktforschung bereits eine Art von Ex-ante-Koordination darstellen. Grundsätzlich hat dies Karl Marx herausgearbeitet, vgl. Marx (1962 [1890]), S. 57: „Nur Produkte selbstständiger und voneinander unabhängiger Privatarbeiten treten einander als Waren gegenüber.“ Eine andere Frage ist es, ob die historische Genese des Geldes aus Tauschprozessen zu erklären ist (und nicht z. B. vielmehr aus Schuldverhältnissen heraus), diese Debatte ist ebenfalls kaum überschaubar, vgl. verschiedene Texte dazu aus Ingham (2005).
 
11
Vgl. zu Werbung aus Sicht medientheoretischer Positionen Bartz und Miggelbrink (2013).
 
12
So könnte man die Uhr und andere Technologien der Zeitmessung und Zeitkoordination als zentrale Medien der Ökonomie benennen: Vom morgendlichen Aufschrecken der Arbeitnehmer durch Wecker, über Stechuhren, die Arbeitszeiten vermessen, bis zu jener Geschichte der weltweiten Synchronisation von Zeit, durch die eine ‚globale Ökonomie‘ sich erst wirklich konstituieren kann. Vgl. zu Messen und Maß bei Marx Schlaudt (2011). Andere Beispiele wären Plantafeln (Conrad 2017), weitere Medien des Managements (Schreiber 2018), die allgegenwärtigen Diagramme, die z. B. Börsenkurse zeigen (Yates 1984), Medien der Logistik (Dommann 2011) oder Geldautomaten (Essinger 1987; Coopey 2004). Aber auch die Wirtschaftswissenschaft setzt verschiedene infrastrukturelle Medien voraus, etwa mathematische Darstellungen (Langenohl 2017) oder früher sogar analoge, hydromechanische Computer (Bissell 2007). Zur Mediengeschichte der Unternehmensberatung siehe Hoof (2015).
 
13
Wie dieser Wert auch immer zustande kommt und wie er sich auch immer zum Preis verhält. Die Untiefen der Werttheorie seien hier umschifft.
 
14
Diese Beschleunigung kann man wiederum mit Marx (1963 [1893], S. 127/128) als Effekt des Bestrebens beschreiben, die Umlaufzeit des Kapitals der „Umlaufzeit = 0“ anzunähern. Die von Autoren wie Virilio (1980) und Latour (2006, S. 275/276) immer wieder festgestellte, aber nicht verstandene Beschleunigung der Moderne findet in dieser akzelerativen Bewegung des zentralen infrastrukturellen Mediums kapitalistischer Ökonomie eine Begründung.
 
15
Siehe aus der umfangreichen Literatur nur Haigh (2011); Mahoney (2011) und zum Internet Abbate (1999).
 
16
Lesenswert, wenn auch nicht allein auf Ökonomie fokussiert, Gugerli (2018). Zur Geschichte der Softwarebranche in Deutschland, wo auch wiederholt auf die Rolle von Software für Buchhaltung hingewiesen wird, Leimbach (2010). Siehe Schuhmann (2012) zur Computerisierung der Arbeitswelt in der BRD. Vgl. Haigh (2001) und die Aufsätze in Aspray und Ceruzzi (2008).
 
17
Also dem Prozess, in dem – durchaus auch gewaltförmig – nicht warenförmige Entitäten in Waren verwandelt werden, z. B. durch Einhegung und Verknappung, vgl. Marx (1962 [1890], S. 741–791). So gesehen ist auch die in Kap. 2 diskutierte Verknappung nicht-rivaler Informationsgüter eine Form der ursprünglichen Akkumulation.
 
18
U. a. deswegen sind Währungen als tangible mediale Objekte so stark gegen Fälschung geschützt, siehe Schröter (2015).
 
19
So hat ja schon Marx (Marx und Engels 1977, S. 130), etwas überspitzt, formuliert: „Die Handmühle ergibt eine Gesellschaft mit Feudalherren, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit industriellen Kapitalisten“. Siehe detailliert zur Frage nach der Technik bei Marx MacKenzie (1984).
 
20
Dieses Zitat berührt die schwierige und umstrittene Frage nach der Transformation der Arbeitsgesellschaft durch die digitale Transformation (siehe den Literaturbericht in Schröter 2019). Siehe zur Frage, inwiefern digitale Technologien die Produktivität steigern oder überraschenderweise eben nicht Brynjolfsson (1993).
 
21
Die Frage nach der Krise des Kapitalismus ist äußerst umstritten, radikalere Vertreter der Krisentheorie sind etwa Lohoff und Trenkle (2012). Gerade die Medientheorie müsste die Frage nach der Krise des Kapitals, d. h. auch der Instabilität des Mediums Geld, wohl ernster nehmen. So schreibt Winkler (2004, S. 39) zum Geld: „Gehen wir davon aus, dass es funktioniert, hieran lassen Geldmarktpolitik, Börsenkurse und die Praxis im Supermarkt wenig Zweifel.“ Das war eben 2004, knapp vier Jahre vor dem Crash 2008.
 
22
Vgl. Brynjolffson und McAfee (2011, S. 11): „We are strong digital optimists, and we want to convince you to be one too“.
 
23
Zur Frage, was man als ‚hegemoniale Wirtschaftswissenschaft‘ bezeichnen kann, siehe Colander et al. (2004); Dobusch und Kapeller (2012). Zur Geschichte des Selbstverständnisses von Teilen der Wirtschaftswissenschaft als – nach der Physik modellierte – Naturwissenschaft Mirowski (1989).
 
24
Historisch gab es Zünfte, Kooperativen, Allmenden, Dorfgemeinschaften, Geschenke, Gaben, und viel Sklaverei – vieles davon bis heute; und selbst die Existenz von (lokalen, regionalen und trans-regionalen) Märkten, die es in verschiedenen Formen gab, bedeutet nicht, dass alle Gesellschaft marktförmig war. Vgl. z. B. Ostrom (1999); Le Goff (2011). Siehe auch Hesse (2006, S. 120).
 
25
Schüttpelz (2017) formuliert die These, dass es eher ökonomische Umwälzungen (im ‚primären Sektor‘) waren, die letztlich zur Erfindung oder mindestens Durchsetzung neuer Medientechnologien geführt haben. Diese marxistische These ist überzeugend (sofern man die etwas unkritische Wiederholung tradierter Basis/Überbau-Modelle nicht problematisch findet), sagt aber nichts darüber aus, ob auf einem gegebenen Stand der sozialen Verhältnisse und der existierenden Medientechnologien verschiedene Wege der gesellschaftlichen Ausgestaltung möglich sind.
 
26
Was Marx als Konflikt zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen beschrieben hat.
 
27
Zum Begriff und Konzept der Knappheit vgl. Panayotakis (2011, 2012).
 
28
Allerdings ist die möglicherweise mittelfristig relevantere Diskussion, inwiefern sich die Arbeit durch die Ausbreitung digitaler Medientechnologien verändert und z. B. prekarisiert (‚Gig Economy‘), vgl. z. B. Prokla (2017).
 
29
Fischbach (2017) hat Masons Argumente einer vernichtenden Kritik unterzogen.
 
30
Innerhalb von Unternehmen wird kommunikativ geplant und ggf. befehlsförmig angeordnet und seltener mit Hilfe von Geld getauscht. Es gibt viele ökonomisch relevante Bereiche, z. B. auch die ‚Familie‘, die intern ohnehin ohne Geldtausch organisiert werden (natürlich planen Familien mit ihrem Geld für den Konsum und es gibt auch solche Phänomene wie ‚Taschengeld‘, aber die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern läuft in der Regel nicht über Geld), siehe den Überblick in Heitmann (2018).
 
31
Übrigens hat die neuere Forschung auch die zentrale Rolle von Commons in Innovationsprozessen herausgestellt (Allen und Potts 2016) – also in einem Bereich, von dem lange angenommen wurde, dass er nur mit dem ‚Wettbewerb als Entdeckungsverfahren‘ (Hayek) operativ ist.
 
32
Das war eben die unrichtige Unterstellung der klassischen Debatten zur ‚Tragedy of the Commons‘, die von u. a. Ostroms Beobachtung der kommunikativen Verfassung der Allmenden widerlegt wurde (siehe Schlaudt 2016, S. 94–105).
 
33
Denn gerade im Zeitalter ubiquitärer Vernetzung ist der Ansatz, erst kommunikationslos getrennt zu produzieren und dann nur über die Preissignale am Markt zu kommunizieren, eigentlich unangemessen. Vgl. Benkler (2002), der die Frage von Coase (1937) nach den Medien des Unternehmens in Bezug auf ‚commons-based peer production‘ wieder aufgreift.
 
34
Die oben schon erwähnte Debatte zwischen Adaman und Devine (2001) und Hodgson (1998, 2005) dreht sich genau um die hier angedeuteten und in Dyer-Withefords Artikel noch viel ausführlicher diskutierten Fragen nach Zeitverbrauch, Koordinationsbedarf, Komplexitätsreduktion, die in Marktwirtschaften über das Medium Geld (mehr oder weniger) gelöst werden können, in kommunikativen Ökonomien aber irgendwie anders bearbeitet werden müssen.
 
35
Wie insbesondere im Kinofilm Star Trek: The First Contact (USA 1996, R: Jonathan Frakes) deutlich ausgesprochen wird, siehe zu solchen Darstellungen Kap. 4.
 
36
Hier berührt man die äußerst heikle Frage nach der potenziellen Transformation zu einer anderen Gesellschaft, und ob sie mit einer – womöglich gewaltförmigen – ‚Revolution‘ einhergehen muss. Heidenreich (2017, S. 83) räumt ein, dass es beim Übergang zu einer post-monetären Ökonomie zu derartigen Verwerfungen im Konflikt mit den Geldeignern kommen kann, während Meretz und Sutterlütti (2018) versuchen, mit dem (hegelianisierenden) Begriff der ‚Aufhebung‘ aus dem Gegensatz zwischen Reform und Revolution zu entkommen.
 
Metadaten
Titel
Medien der Ökonomie
verfasst von
Jens Schröter
Copyright-Jahr
2019
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-26191-7_3