2004 | OriginalPaper | Buchkapitel
Morgenthaus Anthropologie
verfasst von : Christoph Rohde
Erschienen in: Hans J. Morgenthau und der weltpolitische Realismus
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Der Klassische Realismus ist klassisch deshalb, da er auf einer spezifischen und expliziten Vorstellung vom Menschen gegründet ist. Morgenthaus Vorstellung vom Menschen ist äußerst komplex, da der Mensch auf Grund seines freien Willens sowohl zu den schöpferischen Taten der Liebe als auch zu den destruktiven Verhaltensweisen eines ungehemmten machtbezogenen Imperialismus fähig ist. Die strukturellen Bedingungen, innerhalb deren der Mensch und gerade der politische Mensch operieren muss, versucht den Menschen jedoch, mehr einer ungerechten Machtausübung zuzuneigen. Der Zustand seiner Endlichkeit verfuhrt den Menschen dazu, nicht auf der unsichtbaren Basis von Vertrauen zu handeln, sondern auf der zuverlässiger scheinenden Basis des immer auch Unrecht implizierenden Prinzips der Kontrolle über andere Menschen im Sinne einer ausgeprägten Machtausübung. Strukturelle Verwerfungen, bedingt durch die Existenz historischer Pfade und Entwicklungen, verhindern die realistische Umsetzung eines menschenrechtlich fundierten gerechtigkeitsethischen Prozeduralismus in vertragstheoretischem Sinne, der eine hypothetische Gleichheit der Menschen als Rechtssubjekte annehmen muss.2 Ungleichheit ist gerade die konstitutive Ausgangsposition, der sich eine politische Theorie stellen muss.3