Skip to main content
Erschienen in: BHM Berg- und Hüttenmännische Monatshefte 4/2024

Open Access 11.03.2024 | Originalarbeit

Österreichischer Bergbau und Klimawandel: Umfrage zur Perzeption und Positionierung von im österreichischen Bergbau tätigen Personen

verfasst von: Franziska Forstinger, Anna Meyer, BA BA MA, Michael Tost

Erschienen in: BHM Berg- und Hüttenmännische Monatshefte | Ausgabe 4/2024

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Zusammenfassung

Bereits vor über 30 Jahren waren sich die Vereinten Nationen einig, dass dem anthropogenen Klimawandel dringend entgegengewirkt werden müsse. Der Industriesektor Bergbau kann einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Wie dieser derzeit aussieht, wurde im Zuge einer Umfrage unter österreichischen Bergbautreibenden untersucht. Neben betrieblichen Maßnahmen wurden auch Einstellung zum Klimawandel, persönliche Maßnahmen sowie der Wissensstand der im Bergbau tätigen Personen erhoben. Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die Mehrheit der Unternehmen gegenüber 70 % der in der Umfrage aufgelisteten betrieblichen Maßnahmen positiv gestimmt ist. Dazu zählen beispielsweise nicht nur die von 94 % implementierte Berechnung des Energieverbrauchs, sondern auch Maßnahmen, die zurzeit kaum vollständig realisiert, jedoch zunehmend geplant sind, wie der von 6 % umgesetzte Energiebezug aus vollständig erneuerbaren Quellen. Außerdem können etwa zwei Drittel der Befragten unternehmerische Vorteile aus dem Klimawandel ziehen.
Hinweise

Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.

1 Einleitung

Seit 2009 führt die Europäische Kommission alle zwei Jahre Eurobarometer-Umfragen mit speziellem Fokus auf den Klimawandel durch [1]. Die damit erhobenen Daten sowie deren internationaler und intertemporaler Vergleich geben Einblick in die persönlichen Einstellungen und Konsequenzen der befragten EU-Bürger*innen. Auch österreichweit wurde diesbezüglich in den letzten Jahren bereits geforscht. Ob hierzulande im Bergbau tätige Personen vergleichbare Ansichten vertreten und dementsprechende Maßnahmen ergreifen, wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit am Resources Innovation Center (RIC) der Montanuniversität Leoben mittels eines Online-Fragebogens ermittelt.

2 Begriffsdefinitionen

Gemäß Artikel 1 Absatz 2 des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change UNFCCC) bedeuten Klimaänderungen:
„Änderungen des Klimas, die unmittelbar oder mittelbar auf menschliche Tätigkeiten zurückzuführen sind, welche die Zusammensetzung der Erdatmosphäre verändern, und die zu den über vergleichbare Zeiträume beobachteten natürlichen Klimaschwankungen hinzukommen;“ [2].
Demzufolge versteht man unter Klimawandel die anthropogenen Änderungen des Erdklimas, die größtenteils dem Treibhausgas-Ausstoß geschuldet sind. Der Schutz des Klimas (Klimaschutz) umfasst alle Maßnahmen, die zur Eindämmung der Klimaänderungen unternommen werden – hauptsächlich eine Reduktion der Emissionen.
In Österreich liefert das Bundesverfassungsgesetz eine Definition für den Umweltschutz:
„Umfassender Umweltschutz ist die Bewahrung der natürlichen Umwelt als Lebensgrundlage des Menschen vor schädlichen Einwirkungen. Der umfassende Umweltschutz besteht insbesondere in Maßnahmen zur Reinhaltung der Luft, des Wassers und des Bodens sowie zur Vermeidung von Störungen durch Lärm“ [3].
Die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen umfassen 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung auf den Gebieten Soziales, Wirtschaft und Ökologie. Besonders das 13. Ziel (dringende Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels und seinen Auswirkungen ergreifen) fordert Klimaschutz [4].

3 Aktuelle rechtliche Situation in Österreich

Das Übereinkommen von Paris, gültig seit 2015, strebt danach, die durchschnittliche Erdtemperatur deutlich unter 2 °C im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu halten; weitere Anstrengungen sollen den Anstieg auf 1,5 °C begrenzen. Darüber hinaus werden von den Vertragspartnern nationale Aktionspläne und eine regelmäßige Berichterstattung gefordert. Außerdem muss Entwicklungsländern mit praktischer und finanzieller Unterstützung bei der Anpassung an den Klimawandel geholfen werden. Zusätzlich dazu hat sich die Europäische Union (EU) im Rahmen des Green Deals dazu verpflichtet, bis 2050 keine Netto-Treibhausgasemissionen mehr freizusetzen und das Wirtschaftswachstum unabhängig von der Ressourcennutzung voranzutreiben [5]. Die Maßnahmen betreffen unter anderem die Bereiche Verkehr, Handelspolitik, Industrie und Energieversorgung. „Fit for 55“, ein Paket mit Vorschlägen zur Änderung der Rechtsvorschriften in der EU, wurde im Juli 2021 vorgelegt, um die im Europäischen Klimagesetz rechtlich verbindlichen Ziele zu verwirklichen [6]. Diese enthalten die Klimaneutralität der EU bis 2050 und eine Senkung der Nettotreibhausgasemissionen um mindestens 55 %, verglichen mit dem Niveau von 1990 bis zum Jahr 2030 [7]. Ambitioniertere Pläne als das Europäische Klimagesetz hat sich Österreich mit dem Regierungsübereinkommen für die Jahre 2020–2024 gesetzt: hierzulande will man bereits 2040 klimaneutral sein, was eine Dekarbonisierung in allen Bereichen erfordert [8]. Weiters soll es zukünftig auf EU-Ebene ein Lieferkettengesetz geben, das eine lückenlose Nachvollziehbarkeit der Transportwege ermöglicht. Damit wird die unternehmerische Sorgfaltspflicht auf den gesamten Lieferweg ausgeweitet, es sollen Menschenrechte und der Umweltschutz global gestärkt werden [9].
Speziell in der Rohstoffwirtschaft gibt es weitere Interessensvertretungen, die sich eigene Ziele setzen, zum Teil angelehnt an die SDGs. Beispielsweise fanden sich 1999 im Mining, Minerals and Sustainable Development Project Wirtschaftstreibende aus den Bereichen Bergbau und Metall zusammen, die den Beitrag der Rohstoffbranche in der Nachhaltigkeitsentwicklung ergründen wollten. 2002 entwickelte sich daraus das International Council on Mining and Metals (ICMM), welches nach wie vor das Ziel einer sicheren, gerechten und nachhaltigen Welt durch die verantwortungsvolle Bereitstellung von Rohstoffen verfolgt. Das ICMM behauptet, ein Drittel der weltweiten Bergbau- und Metallindustrie zu vernetzen, worunter sich neben Unternehmenspartnern auch Interessensverbände finden [10]. Andere Assoziationen, wie zum Beispiel die Initiative for Responsible Mining Assurance (IRMA), hält unter den Mitgliedern nicht nur Unternehmen, die selbst Bergbau betreiben, sondern auch NGOs, Consulting- und zukaufende Betriebe aus der Industrie [11]. Das Sustainable Management in the Extractive Industries (SUMEX) Projekt wiederum soll Rahmenbedingungen für extraktive Rohstoffunternehmen in der EU festlegen, weshalb neben ebensolchen Betrieben auch Forschungsinstitute beteiligt sind [12]. Im Bereich der globalen Lieferketten ist beispielsweise das RE-SOURCING Projekt aktiv, welches nachhaltige Rohstoffbeschaffung entlang der weltweiten Wertschöpfungskette vorantreiben will [13]. Seit Jänner 2023 läuft auch das MaDiTraCe Projekt; unter besonderem Augenmerk auf kritische Rohstoffe sollen die Transparenz, die Nachverfolgbarkeit und die Nachhaltigkeit von Lieferketten verstärkt werden [14].
Die konkreten Auflagen, die ein österreichischer Bergbaubetrieb derzeit im Bereich der Nachhaltigkeit zu erfüllen hat, können dementsprechend nicht allgemein dargestellt werden. In Österreich ist die gesamte Industrie in Nachhaltigkeitsbelangen reglementiert. Einzelne Unternehmen der extraktiven Industrie haben sich an die durch Mitgliedschaften in diversen Verbänden und Interessensvertretungen auferlegten Zielwerte und Anforderungen zu halten. Das Unternehmen bestimmt somit teilweise die Auflagen mit seiner Strategie selbst.

4 Methodik

Bergbautreibende aus 150 extraktiven österreichischen Unternehmen (Bergbau- und Sand‑, Schotter- und Kieserzeuger) wurden per Mail zur Teilnahme an der Umfrage eingeladen. Der Online-Fragebogen war zwischen 22.09.2023 und 04.12.2023 über EU-Survey, ein Umfragetool der Europäischen Kommission, zugänglich.
Folgende Themengebiete wurden mit der Umfrage abgedeckt:
  • Persönliche Einstellung zum Klimawandel
  • Wissensfragen über den Klimawandel
  • Klimaschutz im Unternehmen
  • Klimapolitik
  • Unternehmensdaten
  • Personenbezogene Daten
  • Anregungen zur Umfrage
Mit insgesamt 30 Fragen (Freitext, Einfach- und Mehrfachauswahl) wurde versucht, die Perzeption und Positionierung zum Klimawandel von im österreichischen Bergbau tätigen Personen zu ermitteln. Um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, wurden einige Fragestellungen direkt aus bestehenden Umfragen (z. B. Eurobarometer, Mutter Erde Studie Klimawandel, Toward a More Sustainable World) übernommen. Besonders im Bergbaukontext gibt es jedoch keine Vergleichsstudien.
An der Umfrage haben 17 Personen (1 weiblich, 16 männlich) aus dem extraktiven Industriemineral- und Baurohstoff-Abbau teilgenommen. Die Ergebnisse sind aufgrund des geringen Rücklaufs nicht repräsentativ für den gesamten österreichischen Bergbau, dennoch gibt es einige interessante Erkenntnisse und Tendenzen, die in diesem Beitrag thematisiert werden.

5 Analyse

Vergleichbar mit den Eurobarometer-Umfragen wurde nach einer Einführung in das Thema zu Beginn nach aktuell schwerwiegenden Problemen gefragt. Der Klimawandel wurde im Special-Eurobarometer österreichweit mit 48 %, EU-weit mit 46 %, hinter „Armut, Hunger und Trinkwasserknappheit“ und „Bewaffnete Konflikte“ an dritter Stelle gereiht, hier wird er (gleich wie „Bewaffnete Konflikte“) mit 76 % als schwerstwiegendes Problem angesehen [15]. Die Frage, wie schwerwiegend der Klimawandel derzeit ist (Abb. 1), polarisiert in dieser Umfrage stärker als in der Vergleichsstudie, wobei die Spannweite der gegebenen Antworten zwischen 2 und 10 liegt (1: „überhaupt kein ernstzunehmendes Problem“ 10: „sehr ernstzunehmendes Problem“). Der Fortschritt der Klimaerwärmung (0 %: „Wir befinden uns ganz am Anfang.“ 100 %: „Es ist schon zu spät. Es ist nichts mehr zu retten.“) wird von Bergbautätigen mit 50,1 % um 9,3 Prozentpunkte optimistischer eingeschätzt als von der durchschnittlichen österreichischen Bevölkerung [16].
Mit 47 % Vertrauen in die Wissenschaft („sehr stark“ oder „stark“) liegen österreichische Bergbautreibende im west-europäischen Durchschnitt [17]. Dass Österreich nicht deutlich wissenschaftsskeptischer ist als andere EU-Staaten, beweisen aktuelle Studien [18]. Im interkontinentalen Vergleich – allen voran mit südasiatischen Ländern – vertrauen Österreicher*innen den Wissenschaftler*innen kaum, beispielsweise um 39 % weniger als die indische Bevölkerung [17].
Ähnlich wie in den Vergleichsstudien wurden einige Klimaschutz-Maßnahmen vorgeschlagen, bei denen die Teilnehmenden angeben konnten, ob diese im persönlichen Rahmen bereits umgesetzt, in Planung oder allgemein abgelehnt werden. Bergbautreibende sind in der Realisierung der Maßnahmen der österreichischen Bevölkerung in fast allen Bereichen voraus. Hier polarisieren die Mobilität („Sie besitzen kein eigenes Auto.“: 59 % sagen „das werde ich nicht machen“; „Sie fahren ein Elektroauto.“: 48 % sagen „das werde ich nicht machen“) und der Fleischkonsum („Sie kaufen und essen weniger oder kein Fleisch.“: 41 % sagen „das werde ich nicht machen“) am stärksten [15, 16, 19]. Auch das Wohnen in einem Niedrigenergiehaus und klimafreundliches Mobilitätsverhalten bei längeren Reisen stoßen je auf über 35 % Ablehnung. Klimaschutz-Maßnahmen, die bereits von über 75 % der Befragten umgesetzt werden, sind der Kauf vorwiegend regionaler Lebensmittel (88 %), der Bezug erneuerbarer Energiequellen über entsprechende Anbieter (82 %), die lange Einsatzzeit und allfällige Reparatur von Gebrauchsgegenständen (76 %) und der Einsatz von Kontrollgeräten für den Energieverbrauch (76 %). Allgemein werden vorrangig einfach umsetzbare Maßnahmen verwirklicht, darunter fallen auch Umweltschutz-Maßnahmen, wie zum Beispiel Mülltrennung (88 %) (Abb. 2). Obwohl sie in Klimaschutzbelangen im Verhältnis unwirksam sind, werden ebendiese häufig zur moralischen Lizensierung verwendet (z. B.: „Wenn man das ganze Jahr Müll trennt, kann man sich einen Flug in den Urlaub genehmigen.“). Dabei kompensiert man unmoralisches Verhalten mit guten Taten; speziell in der Klimapsychologie wird auch von „single action bias“ gesprochen, demzufolge einzelne umwelt- oder klimafreundliche Maßnahmen unabhängig von deren Wirksamkeit eine Reihe an klimaschädlichen Taten neutralisieren [20].
Am Ende des persönlichen Fragenblocks gaben 76 % der Befragten an, dass sie planen, sich in Zukunft klimafreundlicher verhalten, 18 % werden das eher nicht machen.
Bei den Wissensfragen konnte weder eine Korrelation zum Bildungsniveau noch zum Alter der Teilnehmer*innen festgestellt werden; niemand konnte alle Fragen richtig beantworten. Welche Auswirkungen bei 2 °C Erderwärmung zu erwarten seien, wurde am häufigsten mit „weiß es nicht“ beantwortet.
Im Themenblock „Klimaschutz im Unternehmen“ wurde zuerst ermittelt, ob die SDGs in der Unternehmensstrategie (oder Ähnlichem) verankert sind. Das wurde von 47 % der Teilnehmenden, welche durchwegs in international agierenden Unternehmen tätig sind, bejaht. Weitere 29 % haben die Frage verneint, wobei das ausschließlich auf Klein- und Mittelunternehmen (bis 249 Mitarbeiter*innen) zutrifft. Ziel wäre es, alle SDGs in die mittel- und langfristige Strategie der Unternehmen einzubinden, einen Leitfaden hierfür liefert beispielsweise das Paper „Mapping Mining to the Sustainable Development Goals: An Atlas“ [21].
Innerhalb der Unternehmen liegt die Zuständigkeit für den Klimaschutz zu 82 % in der Geschäftsführung, bei 18 % – ausschließlich international agierende Mittel- und Großunternehmen (ab 50 Mitarbeiter*innen) – gibt es zusätzlich dazu eine eigene Nachhaltigkeitsabteilung. Jeweils in einem Unternehmen ist nur eine Nachhaltigkeitsabteilung bzw. eine Nachhaltigkeitsabteilung zusätzlich zu Energieabteilung und Geschäftsführung zuständig. Während 29 % angaben, dass das Unternehmen, in dem sie beschäftigt sind, keine konkreten Pläne zur Klimaneutralität habe, wollen 12 % der Unternehmen bis 2030 und weitere 35 % bis 2040 klimaneutral werden. Derzeit hat noch kein Unternehmen Netto-Null-Emissionen.
In Bezug auf Unternehmensmaßnahmen gegen den Klimawandel sind keine Vergleichsdaten verfügbar. Besonders im Bergbau gibt es allerdings Potenzial, die vorhandenen Gegebenheiten (z. B. natürliche Höhendifferenzen) zu nutzen, um die CO2-Bilanz des Unternehmens zu verbessern. Die Ergebnisse auf die Frage: „Welche der folgenden Maßnahmen werden im Unternehmen, bei dem Sie beschäftigt sind, bereits umgesetzt oder sind in Planung (Umsetzung innerhalb des nächsten Jahres)?“, sind in Abb. 3 zusammengefasst. Gereiht wurden die Maßnahmen nach der Gesamtzustimmung („bereits umgesetzt“ und „in Planung“). Die beliebteste Maßnahme ist die Berechnung des Energieverbrauchs (94 % „bereits umgesetzt“, 6 % „in Planung“); eine Mitgliedschaft in einer Organisation, die die Klimaschutz-Vorschriften des Unternehmens verschärft, wurde nur von 12 % umgesetzt und ist bei keinem weiteren Unternehmen in Planung, 59 % der Unternehmen lehnen einen solchen Beitritt ab. Ebenso nicht weiter in Betracht gezogen wird der Emissionsausgleich auf Basis von CO2-Zertifikaten (0 % „in Planung“, 24 % „bereits umgesetzt“). Maßnahmen, die momentan noch von mehr Unternehmen geplant als durchgeführt werden, beinhalten den Bezug ausschließlich erneuerbarer Energiequellen (59 % „in Planung“, 6 % „bereits umgesetzt“), eine Risikoabschätzung für die Produkte (29 % „in Planung“, 24 % „bereits umgesetzt“) sowie ebendiese für das gesamte Unternehmen (24 % „in Planung“, 18 % „bereits umgesetzt“) und definierte Rollenverteilungen und Verantwortlichkeiten bezüglich Klimakrisen (24 % „in Planung“, 12 % „bereits umgesetzt“).
Im Rahmen einer Freitextfrage konnten weitere nicht gelisteten Maßnahmen angegeben werden, hier wurde beispielsweise die „CO2-Rückgewinnung“ genannt.
Im unternehmerischen Kontext ist weiter erwähnenswert, dass 94 % der Befragten der Meinung sind, dass das Jobangebot in Österreich durch die internationale Verbreitung österreichischer Fachkenntnisse über nachhaltige Technologien erweitert werden könne; im Special-Eurobarometer 2021 erhielt diese Aussage eine Zustimmung von 73 % [19].
Zu den bedeutsamsten Klimarisikofaktoren zählen die Anfälligkeit für extreme Wetterereignisse (82 %) sowie mit jeweils 41 % die Gefährdung durch Veränderung in der Klimapolitik und die Anfälligkeit der Geschäftstätigkeit oder der Lieferketten von Geschäftspartnern durch klimabedingte Störungen und die finanziellen Risiken durch die Kosten von Klimaadaption und -mitigation. Gleichzeitig sind unter den Befragten 24 % eher der Meinung, dass Schäden aufgrund des Klimawandels im Vergleich zu den Kosten einer grünen Transformation zu einem finanziellen Mehraufwand führen als umgekehrt.
65 % der Umfrageteilnehmer*innen sehen aber auch unternehmerische Vorteile im Klimawandel: als Begründung wurde von 41 % angegeben, dass das Unternehmen eine klimafreundliche Strategie verfolge, dass der Klimawandel positive Entwicklungen in Produktions- und Marktstrukturen bewirke (35 %) und dass das Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil erlebe (29 %).
Im letzten inhaltsbezogenen Fragenblock wurde auf bestehende Regulative eingegangen. Bei der Verantwortung für den Klimaschutz nehmen die Befragten die Unternehmen und Industrie, jede*n einzelne*n und sich persönlich mit je 94 % am ehesten in die Pflicht. Individuelle und kollektive Verantwortung treffen dabei aufeinander, was sich als zentrales Problem der Umweltethik erwiesen hat [22]. In Abb. 4 ist außerdem zu erkennen, dass Umfrageteilnehmer*innen eher behaupten, selbst schon genug zu tun (24 %) als sie das von allen Einzelpersonen (jede*r einzelne) behaupten (6 %). Dafür nehmen sie alle mehr in die Pflicht zu agieren (29 %) als sich persönlich (12 %). Dass die Akzeptanz der Verantwortung und tatsächlich ergriffene Maßnahmen zwar zusammenhängen, diese Korrelation (z. B. bei Energieeinsparungen) allerdings nicht hoch ist, wurde 2020 erforscht [23].
Von 18 % der Befragten wird die Erweiterung bestehender Regulative befürwortet, 65 % sprechen sich gegen weitere Einschränkungen aus; 24 % der Befragten sind mit der aktuellen Gesetzeslage zufrieden, die Hälfte davon ist allerdings der Meinung, dass es Verbesserungspotential in der Umsetzung der Regelungen gibt. 41 % geben an, dass bestehende Gesetze überarbeitet und gekürzt werden sollen. In einem nachgestellten Freitextfeld wurden „Regulative durch Energieverbrauchssteuern“ als wünschenswertes Regelwerk vorgeschlagen.

6 Resümee und Ausblick

Wie bereits vorweg angeführt, sind angesichts der geringen Rücklaufquote allgemeine Zusammenhänge zwischen Bildungsstandard, Alter, Wissensstand, persönlichen und betrieblichen Maßnahmen und der Perzeption und Positionierung zum Klimawandel gegenstandslos. Jedoch können Korrelationen anhand bestimmter Angaben einer Person beobachtet werden: Jene Teilnehmer*innen, die den Klimawandel als wenig schwerwiegend empfinden, schätzen den Fortschritt der Erderwärmung durchschnittlich weniger hoch ein, sie empfinden bestehende Regulative als zu strikt und werden sich selbst in ihrem persönlichen Umfeld auch in Zukunft nicht klimafreundlicher verhalten.
Um die Entwicklung des Klimaschutzes im österreichischen Bergbau vor allem innerbetrieblich beobachten zu können, soll diese Umfrage zukünftig wiederholt werden. Neben einer höheren Rücklaufquote besteht die Erwartung auch darin, mit den Ergebnissen Trends im Bergbausektor sichtbar machen zu können. Gerade weil innerhalb der Bergwirtschaft die Regulative betreffend Klimaschutz derzeit lose gefasst sind, sollte mit dem Fragebogen auch ein höheres Bewusstsein für den Klimawandel unter Bergbautreibenden geschaffen und innerhalb des Sektors Diskussionen unterstützt werden.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://​creativecommons.​org/​licenses/​by/​4.​0/​deed.​de.

Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Literatur
2.
Zurück zum Zitat United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC: Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (1992) United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC: Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (1992)
3.
Zurück zum Zitat Nationalrat: Bundesverfassungsgesetz über die Nachhaltigkeit, den Tierschutz, den umfassenden Umweltschutz, die Sicherstellung der Wasser- und Lebensmittelversorgung und die Forschung Nationalrat: Bundesverfassungsgesetz über die Nachhaltigkeit, den Tierschutz, den umfassenden Umweltschutz, die Sicherstellung der Wasser- und Lebensmittelversorgung und die Forschung
7.
Zurück zum Zitat Europäisches Parlament, Rat der Europäischen Union: VERORDNUNG (EU) 2021/1119 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES. vom 30. Juni 2021 zur Schaffung des Rahmens für die Verwirklichung der Klimaneutralität und zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 401/2009 und (EU) 2018/1999 („Europäisches Klimagesetz“) (2021) Europäisches Parlament, Rat der Europäischen Union: VERORDNUNG (EU) 2021/1119 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES. vom 30. Juni 2021 zur Schaffung des Rahmens für die Verwirklichung der Klimaneutralität und zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 401/2009 und (EU) 2018/1999 („Europäisches Klimagesetz“) (2021)
13.
18.
Zurück zum Zitat Starkbaum, J., Auel, K., Bobi, V., Fuglsang, S., Grand, P., Griessler, E., Koenig, T., Losi, L., Seiser, F., Tiemann, G., Taschwer, K., Unger, M.: Executive Summary – Ursachenstudie Wissenschafts- und Demokratieskepsis. Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) in Zusammenarbeit mit der Universität Aarhus im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) (2023). https://core.ac.uk/download/587002733.pdf. Zugegriffen: 8. Jan. 2023 Starkbaum, J., Auel, K., Bobi, V., Fuglsang, S., Grand, P., Griessler, E., Koenig, T., Losi, L., Seiser, F., Tiemann, G., Taschwer, K., Unger, M.: Executive Summary – Ursachenstudie Wissenschafts- und Demokratieskepsis. Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) in Zusammenarbeit mit der Universität Aarhus im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) (2023). https://​core.​ac.​uk/​download/​587002733.​pdf. Zugegriffen: 8. Jan. 2023
20.
Zurück zum Zitat Brudermann, T.: Die Kunst der Ausrede. Warum wir uns lieber selbst täuschen, statt klimafreundlich zu leben. oekom, München (2022)CrossRef Brudermann, T.: Die Kunst der Ausrede. Warum wir uns lieber selbst täuschen, statt klimafreundlich zu leben. oekom, München (2022)CrossRef
Metadaten
Titel
Österreichischer Bergbau und Klimawandel: Umfrage zur Perzeption und Positionierung von im österreichischen Bergbau tätigen Personen
verfasst von
Franziska Forstinger
Anna Meyer, BA BA MA
Michael Tost
Publikationsdatum
11.03.2024
Verlag
Springer Vienna
Erschienen in
BHM Berg- und Hüttenmännische Monatshefte / Ausgabe 4/2024
Print ISSN: 0005-8912
Elektronische ISSN: 1613-7531
DOI
https://doi.org/10.1007/s00501-024-01454-8

Weitere Artikel der Ausgabe 4/2024

BHM Berg- und Hüttenmännische Monatshefte 4/2024 Zur Ausgabe

Editorial

Editorial

Neues von der Montanuniversität

Neues von der Montanuniversität

    Marktübersichten

    Die im Laufe eines Jahres in der „adhäsion“ veröffentlichten Marktübersichten helfen Anwendern verschiedenster Branchen, sich einen gezielten Überblick über Lieferantenangebote zu verschaffen.