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11.12.2012 | Personalmanagement | Interview | Online-Artikel

"Mitarbeiter sind der sensibelste Risikofaktor"

verfasst von: Andreas Nölting

2:30 Min. Lesedauer

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Die Personalrisiken zählen zu den größten Risiken eines Unternehmens. Sie sind genauso wichtig wie Finanzrisiken, werden dennoch häufig unterschätzt. Der Berater und Autor Jean-Marcel Kobi rät im Interview dazu, die Risiken des Humanvermögens mit einem systematischen Ansatz zu überwachen.

Springer für Professionals: Herr Kobi, was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Personalrisiken eines Unternehmens?

Jean-Marcel Kobi: Die größten Risiken sind der Mensch und die damit verbundenen Personalrisiken. Die Kosten dieser Risiken sind wenig bewusst und werden unterschätzt. Dabei sind Personalrisiken genauso wichtig wie Finanzrisiken. Zunächst muss sich ein Unternehmen fragen, welche Leute es in Zukunft benötigt und wie man sie gewinnt. Das nenne ich das Engpassrisiko. Gefährdete Leistungsträger stellen ein Austrittsrisiko dar. Kompetenzen und Flexibilität bezeichne ich als Anpassungsrisiko. Das vierte Feld bildet dann das Motivationsrisiko, das sich in zurückgehaltender Leistung äußert. Diese vier Gebiete decken die wesentlichen Personalrisiken ab. 

Warum vernachlässigen die Personalmanager häufig das Humanvermögen so sehr?

Die Personalmanager setzen sich in den Unternehmen zu selten durch. Sie diskutieren nicht auf Augenhöhe mit den Controllern oder dem CEO. Doch mittlerweile gibt es eine Sensibilisierung gegenüber den Personalrisiken. Die Finanzkrise, die demographischen Probleme und regulatorische Auflagen (KonTraG und Basel III) tragen dazu bei, dass die Personalrisiken heute viel häufiger diskutiert werden, allerdings immer noch nicht systematisch genug. Die Personalrisiken sind zu selten integrierender Teil einer Unternehmens-Risk-Map. Mein Buch kann dabei eine Hilfe darstellen, weil es einen systematischen Ansatz zum Umgang mit diesen Risiken beschreibt.

Sind Unternehmen in einer Wissensgesellschaft zunehmend von ihren Leistungsträgern abhängig?

Ja, unbedingt. Und dennoch wird die Bedeutung der Personalrisiken noch immer unterschätzt. Unternehmen fokussieren sich stattdessen auf die finanzielle Performance. Dabei sind die Mitarbeiter der sensibelste Risikofaktor und der wichtigste Leistungsträger. Dennoch wird keine Ressource so schlecht genutzt.

Können Sie die Kosten der Personalrisiken quantifizieren?

Wenn man nicht weiß, welches die Personalrisiken sind, kann man in der Personalarbeit auch nicht die richtigen Schwerpunkte setzen. Kürzlich habe ich für ein großes Unternehmen mit relativ vielen Fehleinstellungen und innerlich Gekündigten die Einsparungen im Personalbereich errechnet. Da sind wir auf ein Sparpotential von 40 Millionen Euro gekommen.

Ihr Buch erscheint mittlerweile in der dritten Auflage. Was haben Sie geändert?

Ich habe den Stoff in der dritten Auflage komplett neu bearbeitet. Zu den vier oben genannten Risikofeldern habe ich zwei weitere Risiken hinzugenommen, das Führungsrisiko und das Human-Ressources-Managementrisiko. Diese zwei Risiken habe ich in meinem Modell zusätzlich integriert. Entscheidend vertieft habe ich auch die Operationalisierung der Personalrisiken. Kennzahlen genügen nicht. Es müssen auch Indikatoren aus Befragungen (Führungsqualität, Commitment) und die Beurteilung von Standards einbezogen werden. Bei den Human Resources ist nicht alles messbar, aber sehr wohl beurteilbar.

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