1999 | OriginalPaper | Buchkapitel
Politische PR-Kultur?
Zur These der Amerikanisierung der politischen Kommunikation
verfasst von : Barbara Pfetsch
Erschienen in: Steuerungs- und Regelungsprobleme in der Informationsgesellschaft
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Die Formel von der Kolonialisierung des politischen Systems durch plebiszitäre Medienmacht gehört zu den Requisiten des Strukturwandels moderner Öffentlichkeit, insbesondere dann, wenn man wie Jürgen Habermas (1962) eine langfristige historische Perspektive einnimmt. In kurzfristiger Sicht und mit Rekurs auf Fallbeispiele unterschiedlicher Güte wird die gleiche Formel seit den 80er Jahren in der Theoriediskussion zum Verhältnis von politischem System und Mediensystem verwendet (vgl. dazu Jarren 1988). In bezug auf die Extrempositionen in dieser Debatte wird der Kolonialisierungsbegriff bemüht, wenn es darum geht, die Instrumentalisierung eines passiven ohnmächtigen Mediensystems durch ein übermächtiges politisches System zu behaupten. Die umgekehrte Variante des Kolonialisierungsvorwurfs postuliert, daß ein aktives Mediensystem dem politischen System die Bedingungen seiner öffentlichen Präsenz aufzwinge. Jenseits solcher Kolonialisierungspostulate wird in diesem Beitrag eine dritte Position vertreten. Diese begreift die Beziehung zwischen politischem System und Mediensystem als gemeinsames politisches Kommunikationssystem, das aus komplexen Interaktionen zwischen wechselseitig abhängigen und daher anpassungsbereiten Akteuren vor einem gemeinsamen Publikum besteht (Blumler/Gurevitch 1995): Politische Sprecher und Journalisten verfolgen dabei ein globales gemeinsames Ziel, nämlich die Aufrechterhaltung der politischen Kommunikation, haben ansonsten aber verschiedene Intentionen. Ihre Beziehung ist die eines „generalisierten Tausches“ (Neidhardt 1994:15) von Information gegen Publizität. Diese Interaktion wird von zwei Faktoren beeinflußt: einerseits von den strukturellen Bedingungen des politischen Systems und des Mediensystems, andererseits von den professionellen Rollenvorstellungen und Normen der politischen Sprecher und Journalisten. Die kollektiven professionellen Orientierungen der Beteiligten gegenüber den Objekten ihres Handelns kann man als politische Kommunikationskultur verstehen.