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2001 | Buch

Rationalitätssicherung der Führung

Beiträge zu einer Theorie des Controlling

herausgegeben von: Jürgen Weber, Utz Schäffer

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

Buchreihe : Schriften des Center for Controlling & Management (CCM)

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
A. Controlling als Rationalitätssicherung der Führung — Zum Stand unserer Forschung
Zusammenfassung
Im Folgenden wollen wir kurz einführend die zentralen Gedanken der vorliegenden Beiträge skizzieren und in den Zusammenhang einordnen.
Jürgen Weber, Utz Schäffer
B. Controlling als Koordinationsfunktion — 10 Jahre Küpper/Weber/Zünd
Zusammenfassung
Vor zehn Jahren verfassten Küpper/Weber/Zünd Thesen zum Controlling, die darauf zielten, einen Konsens in der Community über den Kern des Faches herzustellen.10 Inhaltlich basierte das Papier auf einer Sicht des Controlling als Koordinationsfunktion der Führung, die auf Horváth zurückgeführt werden kann.11 In der Folge wurde der Ansatz verstärkt propagiert, und er scheint sich im Laufe der Jahre — in unterschiedlichen Spielarten — durchgesetzt zu haben.12 So zeigt eine jüngere Untersuchung von Ahn, dass unter deutschen Hochschullehrern für Betriebswirtschaft die Spielarten der Sicht des Controlling als Koordination des Führungssystems deutlich dominieren.13 Das Ziel des Beitrags von Küpper/Weber/Zünd, eine „allgemein akzeptierte Konzeption des Controlling“ zu entwickeln, scheint erfolgreich realisiert. Einige Punkte geben aber doch zu Denken:
  • Während die Debatte über einzelne Varianten des Ansatzes zwischen Horváth und Weber unter den Autoren an Schärfe gewonnen hat,14 ist eine breitere „wissenschaftliche Diskussion über die Grundlagen des Controlling“15 nicht zustande gekommen.
  • Trotz einiger entsprechender Praktikerveröffentlichungen ist der Ansatz in der Praxis kaum verbreitet und nur eingeschränkt akzeptiert.16 So liegt im Rahmen der praxisorientierten ICG ein alternatives Controllingkonzept vor, hinter dem zahlreiche Praktiker und renommierte Lehrstühle stehen17 — das Wort Koordination kommt darin nur am Rande vor.
  • In der internationalen Diskussion spielt der Ansatz keine Rolle. Er ist offensichtlich nicht — oder nur sehr eingeschränkt — über die Grenzen des deutschsprachigen Raums transportierbar.18
Jürgen Weber, Utz Schäffer
C. Sicherstellung der Rationalität von Führung als Funktion des Controlling
Zusammenfassung
Die deutsche Betriebswirtschaftslehre setzt sich seit mehr als zwanzig Jahren intensiv mit Begriff und Konzept des Controlling auseinander. Eine Vielzahl von Beiträgen stellt immer aufs Neue die Begrifflichkeit und Strukturierung verschiedener Definitionsansätze des Controlling in Frage, ordnet sie anders und vergisst dabei zu helfen, die Probleme der betrieblichen Praxis zu lösen.
Jürgen Weber, Utz Schäffer
D. Gedanken zur Rationalitätskonzeption des Controlling
Zusammenfassung
Rationalität ist ein zentraler Begriff in der Betriebswirtschaftslehre, befasst sich das Fach doch mit dem Streben nach rationalem Handeln der Akteure im Unternehmen. Auch für das Controlling — verstanden als Funktion der Sicherstellung von Führungsrationalität — kommt dem Begriff eine zentrale Bedeutung zu.179
Jürgen Weber, Utz Schäffer
E. Controlling durch die Nutzung des fruchtbaren Spannungsverhältnisses von Reflexion und Intuition
Zusammenfassung
Die Funktion des Controlling besteht in der Sicherstellung von Rationalität der Unterneh-mensführung.307 Diese Aufgabe ist typischerweise auf verschiedene Handlungsträgertypen bzw. -gruppen verteilt: Controller, Führungskräfte, interne und externe Berater. Traditionell nimmt der Controller im Zusammenspiel mit „seinem“ Manager eine wichtige Rolle bei der Sicherung von Führungsrationalität wahr. Er trägt dazu bei, die negativen Folgen von Opportunismus (mangelndes Wollen) und begrenzten kognitiven Fähigkeiten (mangelndes Können) der Manager zu begrenzen. Der Controller unterstützt diese zudem, indem er die Angemessenheit von fuhrungsrelevanten Daten, Methoden und Systemen sicherstellt und sich das Ausbalancieren des Spannungsverhältnisses von Intuition und Reflexion in den einzelnen Phasen des Führungszyklus zur Aufgabe macht. In der Regel spielt er dabei den Hüter des reflexiven Parts und ermöglicht es so dem Management, der Intuition und dem unternehmerischen Bauchgefühl die notwendigen Freiräume zu geben.308 Seine Tätigkeit ist dann eine spezielle Form der Führungsunterstützung.309 Er sollte diese Aufgabe engpassbezogen und subsidiär wahrnehmen.310
Jürgen Weber, Utz Schäffer
F. Grundmodell einer dynamischen Theorie ökonomischer Akteure
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag setzt sich zum Ziel, den Kern einer dynamischen Theorie ökonomischer Akteure (speziell: der Unternehmung) zu präsentieren. Es werden diejenigen Elemente des zu entwickelnden Modells in ihrer Begrifflichkeit und ihrem Zusammenwirken beschrieben, die hinreichend sind, um die Handlungen von und zwischen ökonomischen Akteuren in unterschiedlichen Strukturen verstehen und nachbilden zu können. Hierbei steht der schrittweise Aufbau der Argumentation im Vordergrund. Sie lässt sich insgesamt als wenig komplex bezeichnen, d.h. sie gelingt kurz.362
Jürgen Weber, Utz Schäffer
G. Mentale Modelle
Zusammenfassung
Der Begriff des mentalen (oder auch: internen) Modells erfreut sich seit der ersten Hälfte der achtziger Jahre einer zunehmenden Beliebtheit: sowohl in der betriebswirtschaftlichen als auch in der „Managementfolklore“-Literatur. Insbesondere fällt der Begriff im Zusammenhang mit der Interaktion von Mensch und Maschine sowie dem Konstrukt der lernenden Organisation. So zitiert Senge einen Manager mit den euphorisch anmutenden Worten: “In the traditional authoritarian organization, the dogma was managing, organizing and controlling, in the learning organization, the new ‚dogma‘ will be vision, values and mental models. The healthy corporations will be ones which can systematize ways to bring people together to develop the best possible mental models for facing any situation at hand.”383
Jürgen Weber, Utz Schäffer
H. Rationalitätssicherung und Unternehmensführung
Zusammenfassung
Die Funktion des Controlling wurde von Weber/Schäffer als Rationalitätssicherung der Führung definiert. Ziel des folgenden Beitrags ist es, den Begriff der Rationalitätssicherung präzise zu fassen und die führungsbezogene Sicherungsfünktion in das — gegenüber Bach et al. in einigen Punkten weiterentwickelte bzw. veränderte — Grundmodell einer dynamischen Theorie ökonomischer Akteure einzuordnen.
Jürgen Weber, Utz Schäffer
I. Controlling, Controller und Kontrolle
Zusammenfassung
Das Verhältnis von Kontrolle und Controlling ist weitgehend ungeklärt, normative Aussagen dominieren die (selten geführte) Diskussion. Auf der einen Seite scheint die praktische Relevanz von Kontrolle für das Controlling außer Frage zu stehen, auf der anderen Seite wird das unpopuläre Wort Kontrolle443 eher gemieden und mit Begriffen wie Feedback, Abweichungsanalyse, Monatsgespräch oder Steuerung umschrieben. Controller haben immer wieder mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass ihre Tätigkeit nichts mit Kontrolle zu tun habe.444 Kontrolle ist — so scheint es — zwischen ihrer offensichtlichen Relevanz für das Controlling und deren impliziten oder expliziten Leugnung in Theorie und Praxis gefangen. Dies spiegelt sich auch in den Aussagen führender Vertreter des Faches Controlling im deutschsprachigen Raum:
  • So konstatiert Küpper: „Offensichtlich weist die Kontrolle Beziehungen zum Controlling auf. In der Praxis wird man mit zwei Extrempositionen konfrontiert: die eine behauptet, Controlling sei in Wirklichkeit Kontrolle, die andere legt besonderen Wert darauf, Controlling nicht mit Kontrolle zu verwechseln. Die erste Position wird von Gegnern des Controlling vertreten, die behaupten, seine Einführung diene eigentlich der Verstärkung von Kontrollen. Die Gegenposition will Widerstände gegen das Controlling dadurch vermindern, dass sie die in ihm enthaltenen Kontrollaspekte zurückdrängt.“445
  • Ähnlich formuliert Horváth: „Eine extrem verengte Sicht setzt das Controlling mit der Kontrolle gleich. Häufig ist dies die Position der Gegner des Controlling. Die extreme Gegenposition mandet in der These: ‚Der Controller kontrolliert nicht!‘“447
Jürgen Weber, Utz Schäffer
J. Charakterisierung und Entwicklung von Controlleraufgaben
Zusammenfassung
Controller sind aus der Unternehmenspraxis nicht mehr wegzudenken. Allerdings fehlen theoriegeleitete Handlungs- und Entwicklungsperspektiven trotz aktueller Herausforderungen und Veränderungsbedarfe von Controllerbereichen485 weitgehend. Aussagen zur Tätigkeit von Controllern in der Literatur erscheinen häufig normativ und nicht oder nur in geringem Umfang theoretisch fundiert.486 Zudem wirken unterschiedliche Aussagen häufig widersprüchlich und paradox: Auf der einen Seite sollen Controller durch eine möglichst unsichtbare Unterstützung in Planung, Kontrolle und Informationsversorgung das Management entlasten,487 sie werden u.a. als „Zahlenknechte“ und „Erbsenzähler“ charakterisiert.488 Andererseits wird zunehmend gefordert, Controller sollten als kritischer Counterpart oder interner Berater des Managements Sichtbarkeit und damit dessen Aufmerksamkeit anstreben.489 Beide Rollen bzw. Aufgabenbündel scheinen aber nur schwer miteinander in Einklang zu bringen zu sein.490
Jürgen Weber, Utz Schäffer
K. Neue Perspektiven des Controlling
Zusammenfassung
Controlling ist ein in Industrieunternehmen seit langem eingeführtes Konzept. Zuweilen tragen mehr als ein Prozent der Beschäftigten die Stellenbezeichnung Controller. Letztere sind am Stellenmarkt sehr begehrt. Auch der öffentliche Sektor und andere Dienstleistungsbereiche (z.B. der Handel) fragen seit kurzem verstärkt Controller nach. Diverse Lehrstühle an Universitäten und Fachhochschulen versuchen, den Bedarf zu decken. Controlling hat Hochkonjunktur — allerdings kündigen sich schon Vorboten einer Rezession an: Leistungsfähigere betriebswirtschaftliche Software, die Forderung nach „Self-Controlling“, der Aufbau interner Unternehmensberatungen und das Eindringen von Wirtschaftsprüfungen in Consulting-Aufgaben (z.B. im Bereich des Risikomanagements) — um einige Entwicklungen zu nennen568 — stimmen für die Zukunft der Controller eher skeptisch.
Jürgen Weber, Utz Schäffer
L. Realoptionen als Controlling-Instrument
Zusammenfassung
Aufgabe des Controlling ist die Sicherstellung der Rationalität im Unternehmen.609 Rationalität wird durch Engpässe in der Führung begrenzt. Engpässe entstehen entlang der Phasen des Führungszyklus — Willensbildung, Willensdurchsetzung und Kontrolle — durch Begrenzungen der Fähigkeiten der handelnden Personen oder durch deren individuelles Wollen, sofern dieses von der Zielsetzung des Unternehmens abweicht.610 Eine Möglichkeit (von mehreren) zur Reduzierung derartiger Engpässe besteht in der Auswahl, Bereitstellung und Nutzung von betriebswirtschaftlichen Methoden.
Jürgen Weber, Utz Schäffer
M. Rationalitätssicherung durch externe Märkte
Zusammenfassung
Die bisherige Controlling-Forschung analysiert meist die Aufgaben des Controlling (funktionale Theorie) und die Instrumente zur Erfüllung dieser Aufgaben (instrumenteile Theorie).678 So lassen sich die drei zentralen theoretischen Konzeptionen des Controlling, der informationsversorgungsorientierte Ansatz, der Ansatz der speziellen Führung durch Planung und Kontrolle sowie der koordinationsorientierte Ansatz des Controlling, in diese funktionale Betrachtungsweise einordnen.679
Jürgen Weber, Utz Schäffer
N. Controlling — Entwicklungstendenzen und Zukunftsperspektiven
Zusammenfassung
Controlling lässt sich dem anwendungsorientierten Zweig der Betriebswirtschaftslehre zuordnen. Sein Ursprung liegt in der Praxis; Ansätze zu seiner theoretischen Fundierung finden sich erst seit gut 10 Jahren835. Das vorparadigmatische Stadium wird u.a. an der intensiven Begriffsdiskussion deutlich836. Anwendungsorientierung und frühe Phase wissenschaftlicher Erkenntnis machen es in ihrem Zusammenwirken schwer, wenn nicht unmöglich, Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen:
  • Aus der Anwendungsorientierung resultieren grundlegende Prognoseprobleme; Komplexität auf der einen Seite und Beobachterabhängigkeit auf der anderen Seite begrenzen die Prognosegüte fundamental.
  • Das vorparadigmatische Stadium der Controllingtheorie generiert die Gefahr (zu) hoher Subjektivität.
Jürgen Weber, Utz Schäffer
Backmatter
Metadaten
Titel
Rationalitätssicherung der Führung
herausgegeben von
Jürgen Weber
Utz Schäffer
Copyright-Jahr
2001
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-90819-3
Print ISBN
978-3-8244-7422-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-90819-3