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07.09.2023 | Recycling | Im Fokus | Online-Artikel

Industrie macht Vorschläge für Kunststoff-Kreislaufwirtschaft

verfasst von: Thomas Siebel

3:30 Min. Lesedauer

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Die 12 Punkte des von BDE, Plastics Europe Deutschland und VCI vorgelegten Leitbilds betreffen unter anderem das Produktdesign, das chemische Recycling und Biokunststoffe. Mechanisches Recycling sollte dabei stets Priorität haben.

Deutschland hat einen überdurchschnittlich hohen Rohstoffverbrauch und verfügt zugleich über eine hochentwickelte Recyclingindustrie. Beides zufriedenstellend miteinander zu verzahnen, ist bislang noch nicht gelungen. Rohstoffströme in der Wirtschaft sind heute noch weitgehend linear organisiert. Gerade einmal 13 % der in Deutschland verbrauchten Rohstoffe stammen aus dem Recycling.

Das zu ändern, ist eines der Ziele der Nationalen Kreislaufstrategie (NKWS), die die Bundesregierung derzeit erarbeitet. Dabei setzt sie auch auf Expertise und Vorschläge der beteiligten Sektoren, unter anderem aus den Bereichen Fahrzeuge und Batterien, Gebäude und Metalle.

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Wie viel Energie braucht die Kreislaufwirtschaft?

Nachhaltigkeit ist das Gebot der Stunde. Dazu gehört eine gut funktionierende Kreislaufwirtschaft in allen Branchen und für alle Rohstoffe. In einigen Bereichen funktioniert sie ganz gut, in anderen weniger. Immer gilt hier: Es ist nur das nützlich, was letztlich tatsächlich Energie spart oder im Prozess selbst energieeffizient ist.

Akteure aus der Kunststoffindustrie haben dem Aufruf der Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) nun Taten folgen lassen. In einem gemeinsamen Leitbild haben der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE), Plastics Europe Deutschland und der Verband der Chemischen Industrie (VCI) einen Maßnahmenplan in 12 Punkten vorgelegt, der die Kreislaufwirtschaft mit Kunstoffen auf Kurs bringen soll. Neben einem Bekenntnis zur Priorität des mechanischen Recyclings fordern die Verbände darin unter anderem auch neue Rahmenbedingungen für das chemische Recycling

Folgende Maßnahmen schlagen die Verbände im Einzelnen vor:

  1. Zirkuläre Produktdesigns: Die Kreislauf- und mechanische Recyclingfähigkeit soll bereits im Produktdesign berücksichtigt werden. Zudem sollte möglichst wenig Material eingesetzt und die Materialkomplexität gering gehalten werden. Produkte sollten auf Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwendung ausgelegt werden.
  2. Reyclingstandort Deutschland weiterentwickeln: Das mechanische Recycling, dem stets Priorität eingeräumt wird, sollte durch lösemittelbasiertes Recycling und chemisches Recycling ergänzt werden, um mehr Material – das heute häufig thermisch verwertet wird – im Kreislauf zu halten. Dafür bedürfe es entsprechender Investitionen sowie innovationsfördernder Rahmendbedingungen mit entsprechender Regulatorik. Im Bereich der Verpackungen sollten die bestehende Quoten für die wertstoffliche Verwertung angehoben sowie durch Quoten für das chemische Recycling flankiert werden. Letztere sollten über Massenbilanzierungsansätze berechnet werden, um so Investitionen anzureizen.
  3. Chemisches Recycling anders kommunizieren: Chemisches Recycling ist aufgrund der hoher Energiepreise und Investitionskosten heute noch wenig verbreitet. Zudem werden die chemisch gewonnenen Rohstoffe in großindustriellen Anlagen der Chemie weiterverarbeitet. Deswegen sollte gegenüber Verbrauchern zunächst kommuniziert werden, dass über chemisches Recycling fossile Rohstoffe eingespart werden. Ein produktbezogener Rezyklateinsatz durch das chemische Recycling sollte dagegen nicht in den Vordergrund gestellt werden.
  4. Fossile Rohstoffe ersetzen: Mittels CCU abgeschiedenes CO2 und nachhaltige Biomasse sollen fossile Rohstoffe in der in der Kunststoffproduktion ersetzen. Dafür brauche es schnellstmöglich wirtschaftliche und regulatorische Anreize sowie einen geeigneten Rechstrahmen.
  5. Die Deponierung von Kunststoffabfällen in der EU soll schnellstmöglich verboten werden.
  6. Die Sammlung und Sortierung von Abfällen soll durch digitale Mittel transparenter und leichter nachverfolgbar werden.
  7. Abfallverbringung in Drittstaaten weiterhin nötig: Der Export von Abfällen ins Ausland mit nachweislich funktionierender Abfallbehandlung sollte nicht limitiert werden. Stattdessen sei eine verbesserte Qualitätssicherung und Transparenz nötig. Kunststoffabfälle sollten dort behandelt werden, wo die beste Kreislaufführung erreicht werde.
  8. Innovationsfreundliches Umfeld schaffen: Für die Entwicklung zirkulärer Geschäftsmodelle sollten Umweltschutz, Wirtschaft, Industrie und Forschung besser koordiniert werden. Geeignete Instrumene seien Reallabore und Regulatory Sandboxes.
  9. Die Wirtschaft sollte einheitliche Standards für Terminologie, Schnittstellen und Qualitätsparameter entwickeln.
  10. Verbundmaterialien nachhaltiger gestalten: Verbundmaterialien sind in manchen Anwendungen bislang unverzichtbar, sollten perspektivisch jedoch auf der Grundlage von entsprechenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten durch leistungs- und recyclingfähige Materialien ersetzt werden.
  11. Plastikeintrag in die Umwelt bekämpfen: Pelletverluste in der Produktion sollten unter anderem mithilfe von zentralen Getrenntsammelsystemen vermieden werden. Volkswirtschaften mit gering entwickelten Abfallsystemen sollten durch den Zugang zu biobasierten und kompostierbaren Kunststoffen sowie zu Kreislaufwirtschaftstechnologien unterstützt werden.
  12. Sekundärrohstoffe importieren: Neben dem Import von Primärrohstoffen sollte Deutschland auch Rohstoffpotenziale aus Abfällen erschließen. Anbieten würden sich entsprechende Rohstoffkooperationen insbesondere mit industriellen Schwellenländern in Asien und Afrika.
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