2008 | OriginalPaper | Buchkapitel
Schöffentätigkeit: Durchsetzung gesellschaftlicher Ordnung
verfasst von : Michael Corsten, Michael Kauppert, Hartmut Rosa
Erschienen in: Quellen Bürgerschaftlichen Engagements
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Ein weiteres Feld Bürgerschaftlichen Engagements, das wir untersucht haben, ist die Schöffentätigkeit. Es wurden jeweils zwölf Schöffen in Ost- und Westdeutschland befragt. Wie in den anderen Bereichen war auch hier unser zentrales Interesse die Frage, wodurch Akteure motiviert werden, ein BE zu übernehmen. Welche Formen des Wir-Sinns und der fokussierten Motive sind es, die Individuen bewegen, sich als Schöffen zu engagieren? Mit einer weiteren Fragestellung zielten wir darauf, die vorherrschende institutionelle Logiken und deren Variation im Feld der Schöffentätigkeit aufzudecken. Es ging darum, genauer zu bestimmen, mit welchen Zielen und welchem Verständnis ihrer Tätigkeit die Schöffen der ihnen zugewiesenen Aufgabe gerecht zu werden versuchen. Spezifischer haben wir untersucht, inwieweit sich die Schöffen herausgefordert und in der Lage sehen, eigene Gesichtspunkte bei der Urteilsfindung vorzutragen. Relevant erschien uns vor allem, ob sie im Vergleich zu dem Vorschlag des Richters eine härtere Bestrafung verlangen oder ob sie eher dazu tendieren, Strafen, insbesondere Gefängnisstrafen zu vermeiden und der Aufgabe der Reintegration des Angeklagten ein besonderes Gewicht verleihen. Wie bei den anderen Engagementfeldern sind wir auch hier den biographischen Ausgangsbedingungen nachgegangen, die zu spezifischen Motiven für die Praxis der Schöffenarbeit und zu einem spezifischen Verständnis von ihr führen. Bevor wir uns der Analyse des Wir-Sinns und der fokussierten Motive in den einzelnen Fallgeschichten zuwenden, soll zunächst der spezifische Charakter der Schöffentätigkeit bestimmt werden. Dabei werden wir uns eng an diesbezügliche Aussagen aus den Experteninterviews halten, die wir mit Richtern aus den vier untersuchten Städten geführt haben
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