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28.02.2024 | Social Media | Im Fokus | Online-Artikel

Finfluencer punkten mit Infotainment

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Die Finfluencer-Szene wächst seit der Corona-Pandemie kräftig, belegen aktuelle Zahlen. Viele junge Menschen folgen auf Instagram den einschlägigen Accounts. Sie suchen vor allem anschauliche, unterhaltsame und praxisnahe Informationen.

Im Zuge der Covid-19-Pandemie haben viele junge Menschen begonnen, sich unter anderem mit den Folgen, wirtschaftlichen Unsicherheiten sowie mit ihren finanziellen Mitteln auseinanderzusetzen. "Infolgedessen ist es zu einem Trend geworden, über persönliche Finanzen zu sprechen. Doch statt der Maßnahmen seitens der Finanzdienstleistungsbranche in Form von Finanzinformationen und Beratung erleben wir den Aufstieg persönlicher Finanz-Influencer", schreiben die Springer-Autoren Anouk de Regt, Zixuan Cheng und Rayan Fawaz zum Thema.

Das bestätigt auch eine Studie, für die die HHL Leipzig Graduate School of Management in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule St. Pölten und der Beratungsagentur Paradots 357 aktive Profile auf Instagram untersucht hat. Diese teilen regelmäßig Finanzinhalte. Ein Großteil dieser sogenannten Finfluencer (52 Prozent) ist seit 2020 oder später in diesem Social-Media-Kanal aktiv. 

Junge Generation an Aktien interessiert

"Der Finfluencer-Boom korreliert deutlich mit dem Wachstum der Aktionärszahlen in der jungen Generation", erklärt Henning Zülch, Inhaber des Lehrstuhls für Rechnungswesen, Wirtschaftsprüfung und Controlling an der HHL. "Auch hier gab es im Jahr 2020 einen sprunghaften Anstieg. Viele junge Investierende entdeckten das Thema in der Corona-Zeit für sich."

Die Ergebnisse einer Studie von Yougov und Younited zeigen, dass über 40 Prozent der 18- bis 24-Jährigen Finanz-Influencern folgen. "Mehr als ein Drittel der 25- bis 34-Jährigen nutzt Soziale Medien als Informationsquelle für Finanzthemen und rund 20 Prozent und damit jeder fünfte Befragte aller Altersgruppen vertraut den Informationen von Finfluencern eher oder sehr und nutzt die Inhalte aus den Sozialen Medien als Basis für finanzielle Entscheidungen", heißt es in der Oktober-Ausgabe von "Versicherungsmagazin".

Zahl junger Follower steigt

Am häufigsten beschäftigen sich die Posts der von HHL untersuchten Profile mit Analysen zu Einzelaktien (25 Prozent), allgemeinen Finanzthemen (elf Prozent), Vermögensaufbau und Altersversorge (zehn Prozent), Finanzbildung (zehnt Prozent) sowie Dividendentiteln (acht Prozent). Immerhin erreicht ein Drittel der untersuchten Accounts mit diesen Themen zwischen 10.000 und 100.000 Follower. Die zehn führenden Finfluencer deutschlandweit erreichen der Analyse zufolge mit ihren Inhalten sogar jeweils mehr als 200.000 Interessenten. 

Damit reichen die Finanz-Influencer zwar nicht an die Follower-Zahlen aus den Bereichen Sport, Lifestyle oder Mode heran. "Dennoch ist das Interesse der jungen Generation an Finanzinhalten auf Social Media in den letzten Jahren stark angewachsen", so die Studie.

Finfluencer sind authentisch und unterhaltsam

Eher trockene und komplexe Themen wie Geldanlagen, Versicherungslösungen oder Steuererklärungen können über echte Menschen anschaulich, unterhaltsam, praxisnah und vor allem zielgruppengerecht vermittelt werden. Dabei steht die Kompetenz und die Glaubwürdigkeit der Finanzblogger und Finfluencer im Zentrum", berichtet Springer-Autorin Rita Angelone über die wachsende Szene. 

"Viele große Finfluencer haben ihre Follower in den letzten Jahren mehr als verdoppelt", erläutert Eloy Barrantes, CEO der Beratungsagentur Paradots. Ihre Authentizität unterscheide sie klar von anderen Akteuren und den traditionellen Medien. "Finfluencing ist Infotainment", fasst es Barrantes zusammen. 

Doch auch in der jungen Finfluecner-Szene tauchen bekannte Strukturen auf: So sind der Analyse zufolge 81 Prozent der auf Instagram postenden Personen männlich. Rund fünf Prozent aller Accounts befassen sich inhaltlich mit "Finanzen für Frauen". "Abgesehen vom Geschlecht ist die deutschsprachige Finfluencer-Szene auf Instagram allerdings sehr heterogen", sagt Monika Kovarova-Simecek, Professorin an der Fachhochschule St. Pölten. 

Noch fehlt eine Qualitätskontrolle  

Die Expertin warnt allerdings vor dem Einfluss unseriöser Menschen. "Es gibt beides: Professionelle Finfluencer, die sich an Regeln halten und die Risiken von Investments sehr aktiv ansprechen, ebenso wie schwarze Schafe, die unseriöse Investment-Tipps mit ihren Follower teilen."

Insbesondere vor diesem Hintergrund fordern Katrin Löhr und Pia Rosenthaleine im "Versicherungsmagazin" eine entsprechende Kennzeichnung von unabhängigen und qualitativ hochwertigen Maßnahmen zur finanziellen Bildung.

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