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29.01.2024 | Vermögensaufbau | Im Fokus | Online-Artikel

Unwissenheit und Trägheit steuern Anlageentscheidungen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

4:30 Min. Lesedauer

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Konservative Sparformen wie das Tages- oder Festgeld steigen aufgrund höherer Zinsen in der Gunst der Verbraucher, zeigt eine aktuelle Umfrage. Dennoch schlummert bei fast jedem Sechsten Geld unverzinst auf dem Girokonto.

Geht es ums Sparen, haben infolge der Zinswende zwei konservative Anlagealternativen deutlich an Attraktivität bei den Bürgern in Deutschland gewonnen. Im Oktober 2023 hatte das Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag der Norisbank mehr als 1.000 Menschen ab 18 Jahren online gefragt, welche ihre erste Wahl für eine Geldanlage 2024 wäre. Dabei verzeichnete das Interesse an Tagesgeld mit 17,6 Prozent (2023: 12,4 Prozent) und an Festgeld mit 10,1 Prozent (2023: 4,4 Prozent) deutliche Zuwächse. 

Geld liegt unverzinst auf Girokonten

Aktien, Fonds und ETFs stehen bei gut jedem Fünften (21,4 Prozent) ganz oben auf der Hitliste. Das sind 5,8 Prozent weniger als bei der Vorgängerbefragung. Und fast jeder sechste Teilnehmende (15,3 Prozent) gab an, Guthaben lieber auf dem in der Regel unverzinsten Girokonto lassen zu wollen - ähnlich wie schon im Vorjahr (15,8 Prozent).

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Ulf Meyer, Sprecher der Geschäftsführung der SWK Bank, über die Entwicklung beim Einlagengeschäft und die Alternativen, die Banken und Sparkassen für die Angebotserstellung von Spareinlagen, Tages- und Festgeldern nutzen können.

Daten des Statistikportals Statista.de, die auf Ergebnissen einer Forsa-Telefon-Umfrage unter rund 1.000 Personen von Mitte 2023 basieren, zeigen, dass das Tagesgeld unter den tatsächlich genutzten Anlageformen im vergangenen Jahr mit 38 Prozent den Spitzenplatz (2022: 32 Prozent) belegt. Immobilien rangierten mit 36 Prozent (2022: 34 Prozent) auf Position zwei, gefolgt von Lebensversicherungen mit 31 Prozent (2022: 27 Prozent) auf dem dritten Rang. Über Fondsanteile verfügten 29 Prozent (2022: 28 Prozent) der Verbraucher und Aktien hielt immerhin fast jeder Vierte (24 Prozent; 2022: 21 Prozent). 

Private Vermögen zuletzt geschrumpft

Laut Zahlen der Deutschen Bundesbank von Mitte Januar ist das Geldvermögen der privaten Haushalte im dritten Quartal 2023 um 35 Milliarden Euro gesunken. Die Notenbank zählte zum Ende des Herbstquartals insgesamt 7.467 Milliarden Euro. In den drei vorhergehenden Jahresvierteln verzeichnete das Institut jeweils Zuwächse. Bewertungsverluste in Höhe von 93 Milliarden Euro macht die Bundesbank für den Rückgang verantwortlich. Dem gegenüber stehen neue Forderungen, unter anderem aus Versicherungsleistungen, von lediglich 58 Milliarden Euro. 

Die Bewertungsverluste betrafen insbesondere die von den privaten Haushalten gehaltenen Aktien und sonstigen Anteilsrechte (minus 23 Milliarden Euro), die versicherungstechnischen Rückstellungen (minus 44 Milliarden Euro) sowie die Anteile an Investmentfonds (minus 15 Milliarden Euro)", führt das Institut aus.

Insgesamt machen Bargeld, Sicht- und verzinste Termineinlagen 42,2 Prozent des privaten Vermögensbestands in Deutschland aus. Auf Versicherungs-, Vorsorge- und Garantieansprüche fallen 30,3 Prozent und auf Fonds, Aktien und andere Anteilsrechte zusammen 24,6 Prozent.

Interesse an Finanzplanung bleibt mäßig

Interessant ist, dass trotz der gestiegenen Zinsen und freiem Kapital auf den Girokonten, nur jede dritte der rund 1.000 im November 2023 online im Auftrag der Union Investment befragten Personen zum Jahreswechsel die eigenen Geldanlagen überprüft. Und lediglich jeder zweite Teilnehmende (48 Prozent) hatte in den vergangenen zwölf Monaten das eigene Portfolio angepasst. 58 Prozent der Befragten wollen auch mittelfristig nichts an ihrem Sparverhalten ändern. 

Deutlich engagierter sind hingegen die Menschen, die bereits am Kapitalmarkt investieren: Knapp die Hälfte der vom Bundesverband für strukturierte Wertpapiere (BSW) im Januar online befragten 1.600 Anleger und Anlegerinnen (45,4 Prozent) plant für das Jahr 2024, die Investitionen zu erhöhen. Fast jeder dritte Befragte (26,8 Prozent) denkt zumindest über diesen Schritt nach. Nur jeder zehnte Teilnehmende gibt an (10,1 Prozent), die Investitionsquote zu reduzieren. Laut BWS-Geschäftsführer Christian Vollmuth belegen die Zahlen "das Vertrauen in den Kapitalmarkt". 

Krisenlage sorgt für Verunsicherung

Grundsätzlich ist laut Timo Schwietering, Bereichsleiter Private Banking des Bankhauses Metzler, die Stimmung seiner Kunden gut, "da sich das Kapitalmarktumfeld recht stabil zeigt". Aber natürlich sei angesichts von Inflation, Rezessionsgefahren und Kriegen auch eine allgemeine Verunsicherung zu spüren, erläutert er im Gespräch mit dem "Bankmagazin" (Januar-Ausgabe). "Uns ist es daher wichtig, in einem engen Austausch mit unseren Kunden zu stehen, um die Implikationen dieser Risiken auf unsere Anlagepolitik zu erläutern."

Insgesamt haben sich die Aktienmärkte im Jahr 2023 erfreulich entwickelt, so der Experte. "Viele Aktienindizes liegen im ablaufenden Jahr merklich im Plus." Unter der Oberfläche gebe es aber erhebliche Unterschiede. "Durch die Auswahl spezieller Branchen oder Segmente konnte man vieles richtig - aber eben auch falsch - machen", betont Schwietering.

Anlegern fehlen Motivation, Zeit und Wissen

Möglicherweise sind es diese Unsicherheiten, die Verbraucher davon abhalten sich mit ihrer eigenen Finanzplanung intensiver zu befassen. Zudem fehlen den Menschen auch die Motivation (16,8 Prozent), ausreichend Zeit (7,4 Prozent) oder Finanzwissen (drei Prozent). Dabei zeigt eine Erhebung im Auftrag der LV 1871, die das Meinungsforschungsunternehmen Civey im Januar 2024 unter mehr als 2.500 Personen durchgeführt hat, dass für 63 Prozent der Befragten die finanzielle Unabhängigkeit ein elementarer Aspekt von Freiheit ist.

"Für den Umgang mit den privaten Finanzen und eine proaktive Ressourcenplanung ist Finanzwissen ein Schlüsselfaktor. Hier müssen wir ansetzen und zum Handeln motivieren", erläutert Hermann Schrögenauer, Vorstand der LV 1871, die Ergebnisse der Erhebung, die im Vorfeld des "Internationalen Tags der Bildung" am 24. Januar veröffentlicht wurden.

Plattform soll Wissenslücken schließen

Demnächst startet die Bundesregierung den bereits im März 2023 angekündigten Aufbau einer Finanzbildungsplattform für alle Generationen. Diese soll künftig verschiedene Akteure vernetzen und Infoangebote für unterschiedliche Altersgruppen zur Verfügung stellen. Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hatten ihre Initiative Finanzielle Bildung im vergangenen Frühjahr gemeinsam vorgestellt. 

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