2002 | OriginalPaper | Buchkapitel
Sozialdemokratische Orthodoxie und Revisionismus
verfasst von : Jürgen Hartmann, Bernd Meyer, Birgit Oldopp
Erschienen in: Geschichte der politischen Ideen
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Nach Engels’ Tod übernahm Karl Kautsky (1854–1938) dessen Rolle als führende sozialdemokratische Autorität für das Marx-Engelsche Werk. In Fortsetzung von Engels schrieb er die Marxsche Theorie als Orthodoxie fest. Dies galt insbesondere für den Wissenschaftlichkeitsanspruch und den historischen Determinismus. Kautsky betonte allerdings im Unterschied zu Engels, der dieses Problem in seinen Schriften nicht weiter gewürdigt hatte, dass die Überwindung des kapitalistischen Systems durch Mehrheitsbeschlüsse und im Rahmen einer parlamentarischen Verfassung erfolgen müsse. Damit sprach er dem Parlament einen wichtigen Rang als Ort der Klassenauseinandersetzung zu. Die sozialdemokratische Partei habe in diesem Prozess die Aufgabe, die Massen im Sinne von Marx und Engels zu erziehen und sie für ihre Rolle nach der sozialistischen Revolution vorzubereiten. Die Übernahme politischer Verantwortung im bürgerlichen Staat lehnte Kautsky ab. Die politische Botschaft lautete, als politische Opposition solange am Staat teilzunehmen, bis der Arbeiterpartei in den Wahlen die Macht zufiel. Danach sollte der Staat solange den Interessen der arbeitenden Klasse gehorchen, bis auf staatliche Institutionen überhaupt verzichtet werden konnte.