Skip to main content

30.09.2014 | Baustoffe | Schwerpunkt | Online-Artikel

Energetische Gebäudesanierung hinkt hinterher

verfasst von: Christoph Berger

3 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) kommt zu dem Ergebnis, dass die im Koalitionsvertrag avisierten Ziele der energetischen Gebäudesanierung derzeit nur schwer erreicht werden. Dabei ist gerade der Gebäudebestand ein wesentlicher Baustein der Energiewende. Soll das Vorhaben doch noch gelingen, müssten schnellstmöglich bessere Förderkonzepte vorgelegt und rechtliche Regelungen überarbeitet werden.

Das Ziel ist klar von den Regierungsparteien formuliert worden: Im Vergleich zu 2008 soll der Energiebedarf für Gebäude bis 2020 um 20 Prozent sinken. Bis 2050 will man den Primärenergiebedarf sogar um 80 Prozent senken. Doch laut Berechnungen des IW liegt der Verbrauch in diesem Jahr nur um vier Prozent unter dem 2008er-Wert, 2020 sind maximal minus elf Prozent möglich. Außerdem sanieren momentan jedes Jahr nur rund ein Prozent der Hausbesitzer ihre Immobilien – die Erneuerungen von Heizungsanlagen sind hierbei nicht berücksichtigt. Doch um die Koalitionsziele zu erreichen, müsste mindestens doppelt so viel saniert werden. Eine Verdopplung der Sanierungsrate auf zwei Prozent würde bis 2020 zu 21 Prozent und bis 2050 zu 77 Prozent weniger Endenergieverbrauch führen.

Es braucht mehr Anreize

Das IW Köln hat vor diesem Hintergrund verschiedene Aspekte ausgemacht, die zu mehr Sanierungen motivieren könnten. Derartige Anschübe seien notwendig, wie Studienautor Dr. Ralph Henger schreibt: „Das derzeitige Volumen an privaten und öffentlichen Investitionen reicht jedoch nicht aus, um den Umbau in dieser Zeit zu bewerkstelligen.“

Im Bereich Bestand bietet dich laut IW das größte Einsparpotenzial in den 1950er bis 1970er erbauten Gebäuden. Henger schreibt: „Da die Fassaden der Nachkriegsbauten in der Regel nicht historisch wertvoll und schutzbedürftig sind, können diese Gebäude mit einem deutlich geringeren bautechnischen Aufwand saniert werden und sollten daher in einem nationalen Sanierungsfahrplan eine zentrale Rolle einnehmen.“ Die Einsparpotenziale ließen sich durch den kombinierten Einsatz von Maßnahmen in drei verschiedenen Bereichen realisieren: durch Wärmedämmung, durch die Modernisierung der Heizungssysteme und durch den Einsatz erneuerbarer Energien.

Teilsanierungen sind derzeit attraktiver

Weiterhin rät das Institut rät beispielsweise dazu, das Steuersystem zu überarbeiten: Denn nach aktuellem Stand ist es für Vermieter meist sinnvoller, sich nur für eine Teilsanierung zu entscheiden. Die kann in der Regel als sogenannter Erhaltungsaufwand sofort steuerlich geltend gemacht werden. Wird dagegen umfangreich saniert und verbessert, müssen die Kosten über 50 lange Jahre abgeschrieben werden.

Den Zielen der Regierung kommt laut Studie zudem das Mietrecht in die Quere: Es schreibt vor, welcher Anteil der Modernisierungskosten maximal auf die Miete umgelegt werden darf. Dabei werde nicht berücksichtigt, inwiefern eine Modernisierung den Mietern zugute komme. Das Institut schlägt daher vor, die Heizkostenersparnis in den Mieterhöhungsspielraum zu integrieren. Alternativ könnte bei energetischen Gebäudesanierungen eine Anhebung bis zur ortsüblichen Vergleichsmiete zugelassen werden – unabhängig davon, wie hoch der Prozentsatz der Mieterhöhung ist. Hierfür erforderlich seien jedoch belastbare ökologische Mietspiegel, die die energetische Beschaffenheit der Gebäude berücksichtigen.

Gut wäre ein Standard bei der Energieberatung

Weiteren Handlungsbedarf sieht die Analyse bei der Qualität der Energieberatung. Das IW schlägt diesbezüglich für die staatlich geförderte Energieberatung einen Ausbildungs- und Dienstleistungsstandard vor, der keine Berufsgruppen systematisch ausgrenzt. Und geförderte Effizienzmaßnahmen sollten verstärkt kontrolliert werden.  Außerdem gebe es Handlungsbedarf bei der Vergleichbarkeit der Energieausweise und bei den unzähligen, kaum überschaubaren Förderprogrammen zur Gebäudesanierung.

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2013 | Buch

Green Building

Leitfaden für nachhaltiges Bauen

2010 | Buch

Entwicklung und Durchführung von Bauprojekten im Bestand

Analyse – Planung – Ausführung