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25.07.2016 | Finance + Banking | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie Frankfurt vom Brexit profitieren kann

verfasst von: Barbara Bocks

3 Min. Lesedauer

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Finanzexperten reagierten geschockt auf die britische Entscheidung, die EU zu verlassen. Welche Auswirkungen der Brexit auf den Finanzplatz Frankfurt am Main haben könnte. Teil 1 der Serie über Finanzplätze in Deutschland.

Das Votum der Briten für den Austritt aus der Europäischen Union könnte vor allem für den Finanzsektor Londons negative Folgen haben. Rund 20 Prozent der Finanzdienstleistungsjobs in London könnten an andere globale Finanzplätze verlagert werden, schätzt eine aktuelle Umfrage der Boston Consulting Group (BCG). Das Beratungshaus hat hierfür 360 leitende Banker aus Großbritannien, Frankreich, den USA und Deutschland im Juni 2016 kurz vor dem Referendum befragt.

Gewinner des Brexits könnte vor allem der rivalisierende Finanzplatz Frankfurt werden. Die Stadt gehört zu den attraktivsten Standorten für in London vertretene Finanzdienstleister, die wegen des möglichen britischen EU-Austritts erwägen, ihre Geschäftsaktivitäten ins Ausland zu verlagern, sagt Bankenspezialist Wolfgang Dörner, Senior Partner und Leiter des Frankfurter BCG-Büros. "Insbesondere die ökonomische und politische Stabilität in Deutschland, kombiniert mit der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte, macht den Standort Frankfurt am Main zur Top-Adresse", erläutert der Berater. 

Chancen für Frankfurt beim Wertpapierhandel

Die deutsche Finanzbranche sei "sich geschlossen darüber einig, dass der Finanzplatz Frankfurt vom Ausstieg Großbritanniens aus der EU profitieren wird." Dies ergab eine aktuelle Umfrage des Center for Financial Studies (CFS) der Goethe-Universität Frankfurt unter deutschen Finanzinstituten und Dienstleistungsunternehmen. Insbesondere bei den Bereichen Wertpapierhandel und Abwicklung könnte Frankfurt von der britischen Entscheidung profitieren, glauben 78 Prozent der Befragten. 50 Prozent sehen weitere Chancen für den Finanzplatz beim Asset Management und der Vermögensverwaltung sowie für den Bereich Corporate Banking, knapp gefolgt vom Bereich Professional Services mit 43 Prozent.

Ob Frankfurt allerdings vom Brexit profitieren könnte, hängt unter anderem vom Status Großbritanniens im europäischen Wirtschaftsraum (EWR) ab. Die weitreichendste Integration gebe es mit den Ländern Norwegen, Island und Liechtenstein im Rahmen des EWR, erläutert Gabriel Felbermayr, Direktor des Ifo Zentrums für Außenwirtschaft, in der Juli-Ausgabe des "Wirtschaftsdiensts". "Diese Länder tragen weiterhin in erheblichem Ausmaß zum Haushalt der EU bei, sie übernehmen den allergrößten Teil der EU-Regeln und sie akzeptieren die Arbeitnehmerfreizügigkeit", sagt der Wirtschaftsforscher.

Frankfurt positioniert sich

Ob sich Großbritannien allerdings auf eine ähnliche Regelung mit der EU einlässt wie diese Länder, bleibt abzuwarten. In der Zwischenzeit hat Volker Bouffier, Ministerpräsident von Hessen, eine Standortmarketing-Initiative für Frankfurt begonnen, mit dem Ziel, möglichst viele EU-Behörden, Finanzkonzerne und Unternehmen anzuwerben. "Wir sehen große Chancen für uns, aber wir wissen auch, dass wir in einem intensiven Wettbewerb stehen", sagte der CDU-Politiker kürzlich. Bouffier zeigt laut Medienberichten unter anderem Interesse an der European Banking Autority (EBA).

Auch für Fintech-Unternehmen legt sich Frankfurt ins Zeug. So soll ab Mitte September laut Angaben des "Handelsblatts" ein weiteres Fintech-Zentrum in der Stadt eröffnet werden, zusätzlich zum Main Incubator der Commerzbank, zur Digitalfabrik der Deutschen Bank und zum Fintech-Hubs der Deutschen Börse. Für Eric Leupold, Leiter des Deutsche Börse Venture Networks, zählt Frankfurt zu den wichtigsten Finanzplätzen Europas und bietet Fintechs daher gute Chancen. "Die Nähe zu internationalen Geschäftsbanken, Zentralbanken und Regulatoren, ebenso sitzt die Deutsche Börse vor Ort – das ist eine einzigartige Community", wirbt Leupold.

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Dass allerdings der Hauptsitz der Deutschen Börse weiterhin in Frankfurt bleibt, ist angesichts der anstehenden Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) noch nicht final geklärt. Am 26. Juli 2016 steht eine weitere wichtige Entscheidung an. Denn dann endet die Frist für Aktionäre der Deutschen Börse, ob sie der Fusion mit der LSE zustimmen. 

Lesen Sie auch Teil 2 der Serie: Finanzplatz Stuttgart

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